Unverzichtbarer Teil der politischen Interessenvertretung und Meinungsbildung

16.11.2011 | Soziale Arbeit | Nachrichten

60 Jahre Lobby der Frauen: Mit tagesaktuellen Forderungen feiert der Deutsche Frauenrat sein Jubiläum

Im Rahmen seiner diesjährigen Mitgliederversammlung hat der Deutsche Frauenrat sein 60-jähriges Bestehen gefeiert. Denn am 8. Dezember 1951 hatten 14 Frauenverbände den „Informationsdienst für Frauenfragen“ gegründet, aus dem sich im Laufe der Jahrzehnte die „Lobby der Frauen“ entwickelte. „Solange Frauen strukturell diskriminiert werden, ist deren Interessenvertretung unabdingbar, die Forderung nach Geschlechtergerechtigkeit aktueller denn je, sagte Marlies Brouwers, Vorsitzende der Frauenlobby, anlässlich der Feier am 12. November. Daher sei und bleibe der Deutsche Frauenrat „ein unverzichtbarer Teil der politischen Interessenvertretung und Meinungsbildung in diesem Land“, so Brouwers. In ähnlichem Tenor würdigten auch zahlreiche GratulantInnen aus Politik und Zivilgesellschaft die Verdienste des Deutschen Frauenrates. So schrieb Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrem Glückwunsch: „Schon 60 Jahre lang begleitet er die deutsche und internationale Politik zur Gleichstellung von Frauen und Männern kreativ und kritisch“. Anlässlich einer Einladung des Vorstands und der Delegierten am 11. November ins Bundesfrauenministerium hob Bundesministerin Kristina Schröder den Deutschen Frauenrat als einen der bedeutendsten gleichstellungspolitischen Ansprechpartner hervor und lobte sein Engagement als Anwalt für Gleichberechtigung. „Ohne die erfolgreiche Frauenbewegung in Deutschland stünde ich heute nicht hier“, so Schröder gegenüber den Geladenen. Die Bundesministerin nutzte die Stunde, um erneut für ihre „Flexiquote“ für Aufsichtsräte zu werben. Der Deutsche Frauenrat hingegen bleibt bei seiner Forderung nach einer gesetzlichen Geschlechterquote von mindestens 40 Prozent für Aufsichtsgremien. Außerdem fordert er ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft und bekräftigte dies per Beschluss der Mitgliederversammlung 2011 erneuert. Auch die sogenannten Minijobs waren Thema bei der Gesprächsrunde im Bundesfrauenministerium. Der Deutsche Frauenrat konkretisierte seine Forderungen nach Abschaffung der Minijobs gegenüber der Bundesregierung. Er nannte Rahmenbedingungen, die notwendig sind, um Minijobs in versicherte (Normal-) Arbeitsverhältnisse zu überführen und alle Beschäftigungsformen gleich zu behandeln. Dazu gehören: die Abschaffung des Ehegattensplittings und der Steuerklasse V, die Durchsetzung geltenden Arbeitsrechts, die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes, gesetzliche Regelungen zur Überwindung der Entgeltungleichheit und die Einführung eines Verbandsklagerechts zur verbesserten Unterstützung Betroffener. Das neue Familienpflegezeitgesetz wurde von der Mitgliederversammlung grundsätzlich kritisiert. Um die Rahmenbedingungen für pflegende Angehörige zu verbessern, müssen unter anderem die Pflegezeiten in der Rentenversicherung höher bewertet werden mit dem Ziel einer Angleichung an die Erziehungszeiten, fordert der Deutsche Frauenrat. Darüber hinaus fordert die Frauenlobby die Bundesregierung erneut auf, das geplante Betreuungsgeld nicht einzuführen. Stattdessen sollen die dafür notwendigen Gelder in den qualitativen und quantitativen Ausbau von Kindertagesstätten und frühkindliche Bildung investiert werden. Ausführlich befasste sich die Mitgliederversammlung des Deutschen Frauenrates in diesem Jahr mit dem Thema „Green Economy“. In einem aktuellen Eckpunktepapier wird beklagt, dass allen Konzepten für Grüne Ökonomie bisher Geschlechtergerechtigkeit als grundlegende Bedingung für einen ökologisch und sozial nachhaltigen Wandel fehlt. Sie sei aber „ein wichtiger Prüfstein“ für das Gelingen Grüner Ökonomie. Anlass für das Thema sind die laufenden internationalen Vorbereitungen auf die UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung (Rio+ 20), die im Juni 2012 in Rio de Janeiro stattfinden wird.

Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Frauenrates e.V. vom 14.11.2011
http://www.frauenrat.de