Wer pflegt, wird häufig selbst krank – Quartierskonzepte können helfen
KDA fordert Unterstützung für pflegende Angehörige
Köln - Pflegende Angehörige müssen stärker unterstützt werden. Das fordert das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA). Erst vor Kurzem hat eine Analyse der Siemens-Betriebskrankenkasse gezeigt, dass pflegende Angehörige auf Grund ihrer Belastung häufiger krank sind als Personen, die nicht pflegen. Um dies zu verhindern, müsse die Sozialpolitik auf Lösungsansätze im direkten Umfeld der Betroffenen setzen und stärker auf ihre Lebensbedingungen eingehen als bisher, so das KDA. „Die Betreuung und Pflege hilfebedürftiger Menschen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für deren Lösung unterschiedliche Akteure auf allen Ebenen aktiv werden müssen“, sagt KDA-Geschäftsführer Dr. Peter Michell-Auli. „Ganz wesentlich geht es darum, Quartierskonzepte umzusetzen, damit Menschen auch bei zunehmender Pflege- und Hilfebedürftigkeit im vertrauten Wohnumfeld bleiben können.“Bürgerschaftliches Engagement kann pflegende Angehörige entlasten
„Quartierskonzepte zielen darauf, einen sozialen Nahraum, mit dem sich die Bewohner identifizieren – ein Dorf, eine Gemeinde, einen Stadtteil, ein Kiez, ein Viertel – so zu gestalten, dass möglichst viele altersgerechte Wohnangebote sowie soziale Angebote und Unterstützungsangebote in den Quartieren etabliert werden“, erklärt Ursula Kremer-Preiß, Leiterin des Bereichs Wohnen und Quartiersgestaltung beim KDA. Dabei wirken die Bürgerinnen und Bürger vor Ort aktiv mit. Quartierskonzepte stärken soziale Netze und fördern ehrenamtliches Engagement. Dies sind wichtige Grundlagen, um pflegende Angehörige zu entlasten. Zusätzlich wird eine wohnortnahe Beratung und Begleitung für die Betroffenen aufgebaut. „In der häuslichen Pflege ist oft nicht nur der langsame Abschied von einem geliebten Menschen zu verarbeiten, sondern auch die seelische und körperliche Belastung durch die Beanspruchung rund um die Uhr“, sagt Silke Niewohner, Projektleiterin der Landesstelle Pflegende Angehörige NRW. Ansprechpartner in der Nähe könnten dafür sorgen, dass es pflegenden Angehörigen leichter fällt um Hilfe zu bitten, bevor sie selbst krank werden. Derzeit suchten viele erst dann Hilfe, wenn sich bereits eine kritische Situation manifestiert habe, erklärt Niewohner. Auch für mehr Offenheit könnten die Quartierskonzepte sorgen, indem Tabuthemen, wie zum Beispiel Demenz, verstärkt in der Öffentlichkeit angesprochen werden. Dies könnte pflegende Personen darin bestärken, sich auch dann mit demenzkranken Angehörigen in der Öffentlichkeit zu bewegen, wenn diese sich ungewöhnlich verhalten. Durch Quartiersansätze lassen sich spontane Unterstützungssysteme organisieren, bei der aufgeklärte Mitbürger oder aber geschulte Polizisten ihre Hilfe anbieten.Die Landesstelle Pflegende Angehörige NRW
Die Ansprechstelle für pflegende Angehörige in Nordrhein-Westfalen, mit Sitz in Münster, informiert und berät zu Fragen der häuslichen Pflege. Gemeinsam mit dem Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) als Träger der Landesstelle setzt sich die Landesstelle für bessere Rahmenbedingungen für pflegende Angehörige ein. Sie wird finanziert vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter und den Landesverbänden der Pflegekassen. Als Pflegebedürftiger oder Angehöriger hat man viele Fragen. Informationen gibt die Landesstelle Pflegende Angehörige unter der gebührenfreien Telefonnummer 0800-220 44 00 montags bis freitags jeweils zwischen 10 und 12 Uhr. Informationsbroschüren und weitere Informationen erhält man unter http://www.lpfa-nrw.deDas Kuratorium Deutsche Altershilfe
Das KDA setzt sich seit 1962 für die Lebensqualität und Selbstbestimmung älterer Menschen ein. Unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten führen unabhängige Experten Projekte und Studien durch. Das KDA berät Ministerien, Kommunen, Unternehmen, Sozialverbände, Leistungserbringer wie Heimträger und ambulante Dienste, bietet Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für Führungs- und Fachkräfte an und informiert die Öffentlichkeit mit seinem Fachmagazin ProAlter sowie durch Tagungen und Publikationen. Fachleute und Interessierte können im KDA-Onlineforum unter www.kda.de/fachforen über Praxisprobleme bei der Umsetzung von Quartierskonzepten diskutieren und sich über gelungene Praxisbeispiele informieren. Hierzu können Fragen in Form von Beiträgen gestellt oder Hinweise in Form von Kommentaren zu anderen Beiträgen gegeben werden.Quelle: Pressemitteilung des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) vom 02.02.2011
http://www.kda.de