Wie gut ist Gesundheitsversorgung in Regionen?

30.09.2011 | Gesundheitswesen | Nachrichten

Neues Internet-Portal der Bertelsmann Stiftung bringt Licht ins Dunkel

In Deutschland hängt die Qualität der medizinischen Versorgung  vom Wohnort und anderen Faktoren ab. Das belegt das neue Internet-Portal www.faktencheck-gesundheit.de. Für momentan 16 häufige Behandlungen lassen sich starke Unterschiede in der Versorgung zwischen einzelnen Landkreisen oder kreisfreien Städten auf interaktiven Deutschland-Karten feststellen. "So kann jeder Bürger selbst sehen, wie es um die Gesundheitsversorgung in seiner Region bestellt ist", sagte Vorstandsmitglied Dr. Brigitte Mohn bei der Vorstellung der neuen Website. Zu den vom Berliner IGES Institut analysierten Behandlungen gehören Kaiserschnitte, Mandel- und Blinddarmoperationen. Aber auch stationäre, nicht chirurgische Behandlungen wie Diabetes oder Depressionen.

Große regionale Differenzen

Die regionalen Unterschiede sind erheblich: So werden Frauen aus dem Eifelkreis mehr als doppelt so häufig mit einem Kaiserschnitt entbunden wie Frauen in der Stadt Chemnitz. Männern aus dem Eifelkreis wird hingegen sechs Mal seltener die Prostata entfernt als Männern aus dem Bodenseekreis. Und noch größer sind die Unterschiede, wenn Kindern die Mandeln vollständig herausgenommen werden: Dieser Eingriff wird in Schweinfurt acht Mal so häufig vorgenommen wie in Rosenheim.
Mögliche Ursachen für diese Differenzen werden für die einzelnen Behandlungen in der Studie bereits skizziert:
  • unterschiedliche Vertrags- und Abrechnungsmodalitäten für ärztliche Leistungen
  • Fehlen anerkannter medizinischer Leitlinien
  • individuell unterschiedliche Behandlung durch einzelne Ärzte.

Bertelsmann Stiftung forscht nach Ursachen

Die Bertelsmann Stiftung untersucht nun bei den einzelnen Behandlungen die Ursachen für diese regionalen Unterschiede. Dem heute veröffentlichten Überblick folgen Berichte zu unterschiedlichen Themen. Den Anfang wird der Faktencheck "Antibiotika-Verbrauch bei Kindern" machen. Darin finden Eltern nicht nur Informationen über regionale Unterschiede bei der Antibiotika-Gabe an Kinder, sondern auch ganz konkrete Tipps zum richtigen Umgang mit Antibiotika bei kleinen Patienten. Der Patient muss in jedem Fall mit den regionalen Unterschieden umgehen. "Diese Unterschiede können ein Indiz dafür sein, dass Patienten manchmal medizinische Leistungen erhalten, die sie eventuell gar nicht benötigen", sagte Dr. Brigitte Mohn. "Um Veränderungen im System zu bewirken, ist es notwendig, dass sich Arzt und Patient im Gespräch auf Augenhöhe begegnen. Die Bedürfnisse des Patienten müssen in der Behandlung berücksichtigt und Therapie-Entscheidungen gemeinsam getroffen werden."

Quelle: Pressemitteilung der Bertelsmann Stiftung vom 28.09.2011
http://www.bertelsmann-stiftung.de