Wie wertvoll ist eine Pflegekraft ? Pflegeeinrichtungen zahlen Kopfgeld für neue Mitarbeitende.

27.05.2011 | Altenhilfe | Nachrichten

150 Teilnehmer informieren sich über Strategieansätze zur Bewältigung des Personalmangels.

Es fehlen Fachkräfte. Flyer, motivierende Webseiten und Kampagnen allein werden nicht ausreichen, um junge Menschen für soziale Berufe zu begeistern. Dieses gilt nach Auffassung des Niedersächsischen Verbandes für Altenhilfe und ambulante pflegerische Dienste (NEVAP) auch für den Bereich der Altenhilfe. Die Arbeitsbedingungen in der stationären und ambulanten Altenhilfe müssten vielmehr nachhaltig verbessert werden. Man müsse dafür sorgen, dass soziale Berufe wie die Altenpflegerin oder der Altenpfleger nicht noch weiter von den Gehaltsentwicklungen anderer Berufe abgekoppelt werden, hieß es dazu auf einer Tagung des NEVAP am 26. Mai in Oldenburg mit etwa 150 Teilnehmern aus ganz Niedersachsen. „Zur Sicherung der Qualität einer notwendigen individuellen sowie menschenwürdigen Pflege gehört eine angemessene Bezahlung, bessere Arbeitsbedingungen sowie eine größere gesellschaftliche Anerkennung“, sagte der Vorstandsvorsitzende des NEVAP, Dr. Burkhard Budde, aus Braunschweig. Die Rahmenbedingungen müssten verbessert werden. Ein Wettbewerb müsse fair und gerecht sein sowie die individuelle Wunsch- und Wahlfreiheit der Betroffenen und deren Würde in den Mittelpunkt stellen. Diakonische und gemeinnützige Anbieter seien nicht einseitig auf Gewinne, geschweige denn auf Gewinnmaximierung um jeden Preis ausgerichtet. Aufgrund ihrer Gemeinnützigkeit würden mögliche Überschüsse wieder in die gemeinnützige Arbeit investiert. Auch Aufsichtsgremien in der Diakonie arbeiteten grundsätzlich ehrenamtlich. „Wir vertreten vor allem keine Billig- oder Fließband-Pflege, aber auch keine Teuer- oder Profit- Pflege. Beide Konzepte schaden der Menschlichkeit und der Glaubwürdigkeit eines christlichen Leitbildes“, führte Dr. Budde aus. Die Diakonie leiste einen aktiven Beitrag zur Gewinnung von Pflegefachkräften. Als tarifgebundene Pflegeanbieter böten sie vergleichbar höhere Gehälter als viele nichtgemeinnützige Träger. Diakonische Altenhilfeeinrichtungen würden zusätzliche Anreize durch Kinderzuschläge, Altersfreizeit und eine zusätzliche Altersversorgung anbieten. Viele diakonische Projekte und Angebote, wie zum Beispiel Konfirmandenpraktika in sozialen Einrichtungen, Kooperationen mit allgemeinbildenden Schulen, Szenenwechsel und FSJ sowie eine frühzeitige Information und Bindung von jungen Menschen gebe es im Blick auf das Berufsbild der Pflege.  „Um die pflegerische Versorgung in Niedersachsen ist es nicht gut bestellt, wenn für die Gewinnung von Pflegekräften „Kopfgeld“ gezahlt wird“, sagte Frank Pipenbrink, Geschäftsführer des Fachverbandes. Je nach Qualifikation würden zwischen 1000 bis 3000 Euro geboten, weiß Pipenbrink zu berichten. „Wenn es ernst gemeint ist, im Rahmen eines vom Sozialministerium vorgeschlagenen Pflegepaktes dem bereits vorhandenen Personalmangel in den Pflegeberufen etwas entgegenzusetzen, dann kostet das Geld.“ Daher fordert der Niedersächsische Evangelische Verband für Altenhilfe und ambulante pflegerische Versorgung konkret:
  • Entgeltunabhängige Refinanzierung der Pflegeausbildung, inklusive der Kosten der Ausbildungsanleiterinnen und –anleiter in der Pflege
  • Abschaffung von Schulgeld und Gleichstellung von öffentlichen und privaten Schulen
  • Eine Neukonzeption der Pflegeausbildung im Sinne einer umfassenden Generalistik mit gesundheits-, kranken- und sozialpflegerischen Ausbildungselementen
Der  Evangelische Verband für Altenhilfe und ambulante pflegerische Dienste e.V. (NEVAP) vertritt 166 Träger mit 265 ambulanten und stationären Altenhilfeeinrichtungen.

Quelle: Pressemitteilung des Niedersächsischen Verbandes für Altenhilfe und ambulante pflegerische Dienste e.V. (NEVAP) vom 26.05.2011
http://www.nevap.de