Alter, Armut, Schulden – ein undurchdringlicher Kreislauf?

Schwerpunkt der Aktionswoche der Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatung der Verbände AG SBV vom 18. bis 22. Juni 2012 lautet Altersarmut – Rita Süssmuth ist die Schirmherrin

Steigende Lebenshaltungskosten. Stagnierende Löhne. Tod des Partners. Auszeiten wegen Kinderbetreuung. Phasen der Arbeitslosigkeit. Beschäftigung im Niedriglohnsektor. Trennung oder Scheidung. Längere Krankheit: Es gibt viele Gründe, weshalb immer mehr ältere Menschen in unserer Gesellschaft ihren Lebensabend in finanzieller Not verbringen. „Armut kann quasi jeden treffen. Beispielsweise kommt es häufig vor, dass die Lebensplanung eines Menschen völlig über den Haufen geworfen wird, wenn er für eine längere Zeit seine Arbeit verliert“, sagt Kurt Klose, stellvertretender Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (nak). Wer allerdings in jüngeren Jahren nicht ausreichend Geld verdient, kann auch nicht genügend in das Rentensystem einzahlen und erst recht nicht privat für sein Alter vorsorgen. Existenzschwierigkeiten sind dann häufig vorprogrammiert. Um auf dieses Problem hinzuweisen und um Lösungsansätze aufzuzeigen, lautet das diesjährige Motto der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV): „Alter, Armut, Schulden“. Schirmherrin der Veranstaltung, die bundesweit stattfinden wird, ist die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth. Die Mitglieder der AG haben Diskussionsrunden vorbereitet, mit denen sie sich an Personen wenden, die im Alltag mit älteren Menschen zu tun haben. Dazu zählen neben Seniorenberatern auch Vertreter von Kirchengemeinden und Sozialämtern, aber auch Rechtsanwälte und Bankangestellte. „Die Zahl der älteren Menschen, die in den letzten Jahren wegen finanzieller und persönlicher Schwierigkeiten Hilfe bei einer gemeinnützigen Schuldnerberatung der Wohlfahrtsverbände oder Verbraucherzentralen sucht, ist steigend“, weiß Klose, der selber als Schuldnerberater tätig ist. Durch sozial- und arbeitsmarktpolitische Entscheidungen – Stichwort Hartz IV – werde eine fatale Entwicklung forciert: Neben Kinderarmut sei längst auch Altersarmut ein brisantes gesellschaftliches Problem. Um diesem zu begegnen, wird die AG SBV in Zukunft verstärkt auf folgende Methoden setzen: passgenaue Konzepte für bereits überschuldete Menschen im Rentenalter sowie individuelle Präventionsarbeit. „Es ist zum Beispiel wichtig, betroffene ältere Menschen darauf vorzubereiten, dass sie im Rentenalter möglicherweise sehr wenig Geld zur Verfügung haben werden“, nennt Klose ein Beispiel. Dieses Frühwarnsystem könne etwa über eine frühzeitige Budgetberatung vor dem Renteneintritt funktionieren. Außerdem: Die gemeinnützige Schuldnerberatung wird bei politischen Entscheidungsträgern darauf hinwirken, dass mittelfristig Faktoren, die zu Altersarmut führen – beispielsweise Niedriglöhne -, durch geeignete Maßnahmen – beispielsweise Mindestlohn - verhindert werden. Alten Menschen, für die solche Maßnahmen zu spät kommen, müsse der Staat ein soziokulturelles Existenzminimum garantieren, das die Würde des Menschen auch im Alter sichert und eine angemessene Teilhabe ermöglicht. Der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände gehören an: Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V. (AWO), Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung e.V. (BAG-SB), Deutscher Caritasverband e.V. (DCV), Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband e.V. (DPWV), Deutsches Rotes Kreuz e.V. (DRK), Diakonisches Werk der Evangelischen Kirchen in Deutschland e.V. (DW EKD), Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv).

Quelle: Pressemitteilung der Nationalen Armutskonferenz (nak) vom 15.06.2012
www.nationalearmutskonferenz.de