Arm in einem reichen Land
„Deutschland wird immer mehr zum Armutsland“, kommentiert der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Demnach sei die Armutsgefährdung in den meisten Bundesländern 2011 höher gewesen als noch 2010. „2011 war ein Boomjahr für die deutsche Wirtschaft. Doch wo bleibt das ganze Geld?“, fragt sich Stadler und ergänzt: „Arm in einem reichen Land, das dürfen wir nicht zulassen. Die Bundesregierung muss durch eine gerechtere Steuer- und Sozialpolitik das Geld umverteilen. Nur so kann verhindert werden, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter öffnet.“ Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes gilt in Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern fast ein Viertel der gesamten Bevölkerung als arm bzw. armutsgefährdet. „Die Armutszahlen steigen seit Jahren während gleichzeitig eine kleine Gruppe Reicher immer wohlhabender wird“, kritisiert Stadler und fordert von der Bundesregierung, endlich den lange versprochenen Armuts- und Reichtumsbericht zu veröffentlichen. Die Zahlen zur Armutsgefährdung würden aber nicht ausreichen, um das ganze Problem zu erfassen. Es komme immer auch darauf an, wo jemand lebt. „Durch Rückmeldungen aus unseren Einrichtungen weiß ich, dass häufig gerade Menschen im ländlichen Raum besonders unter ihrer Armut leiden“, erklärt Stadler. Ihnen fehle der Zugang zu Hilfeleistungen wie Kleiderkammern oder Tafeln und es gebe kaum Angebote für eine sinnvolle Freizeitgestaltung. Zudem sei Mobilität wesentlich teurer als in Städten, weil Menschen auf Autos angewiesen seien, um Termine bei Jobcentern, Ärzten oder in der Schule des Kindes wahrnehmen oder um soziale Kontakte zu pflegen. In den Städten dagegen werden immer mehr Menschen an den Rand gedrängt, weil Mieten und Wohnkosten ständig steigen. „Überall verschärfen sich die Probleme. Nur in der Bundesregierung ist das wohl noch nicht richtig angekommen“, bemerkt der AWO Bundesvorsitzende abschließend.
Quelle: Pressemeldung des AWO Bundesverbandes e.V. vom 13.09.2012