Bundesregierung hat keine Pläne zur Armutsbekämpfung
Die Diakonie kritisiert den grundlegenden sozialpolitischen Perspektivwechsel im aktuellen Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung.
"Der Bericht formuliert soziale Mobilität als Ziel, aber die strukturellen Benachteiligungen, die sozialer Mobilität systematisch entgegen stehen, werden zu wenig angesprochen", sagt Maria Loheide, sozialpolitischer Vorstand der Diakonie Deutschland am Mittwoch in Berlin zur Kommentierung der Diakonie des vierten Armuts- und Reichtumsberichts. Der Bericht stelle beispielsweise den Rückgang der Erwerbslosenzahlen als Erfolg der Armutsbekämpfung dar, berücksichtige jedoch nicht das Problem der verfestigten Langzeitarbeitslosigkeit von einer Million Menschen. "Arbeitsmarktferne Langzeitarbeitslose brauchen gezielte Hilfe in kleinen Schritten zur sozialen Teilhabe und zur Integration auf dem Arbeitsmarkt", betont Loheide. Hinzu kämen die Menschen, die trotz Vollzeiterwerbstätigkeit auf Unterstützung angewiesen seien. Fast zwei Millionen Menschen - Erwerbslose und ihre Angehörigen - beziehen seit 2005 ununterbrochen Hartz-IV-Leistungen. Das Problem der zunehmenden Zahl prekär Beschäftigter ohne existenzsichernde Einkommen werde im Bericht nicht angemessen dargestellt. Loheide: "Die Bundesregierung bleibt darauf eine Antwort schuldig. Wir brauchen einen Mindestlohn, der es Berufstätigen ermöglicht, von ihrem Gehalt zu leben." Die Diakonie schlägt die Einsetzung eines unabhängigen Sachverständigengremiums zur Erstellung künftiger Armuts- und Reichtumsberichte vor. Daran sollten Wissenschaftler, Wohlfahrts- und Sozialverbände, Nationale Armutskonferenz, Tarifpartner, Selbsthilfeorganisationen, Fachverbände und weitere soziale Initiativen beteiligt werden.Quelle: Pressemitteilung des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland e.V. vom 29.11.2012
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