Condrobs veranstaltete anlässlich seines 40jährigen Jubiläums einen Fachtag Jugendhilfe
Prof. Dr. Dr. Dr. Felix Tretter, Prof. Dr. Luise Hartwig und Dr. med. habil. Karl Heinz Brisch regen zum Austausch an
München – 40 Jahre Condrobs – einer der bayernweit größten überkonfessionellen Träger für soziale Hilfsangebote feierte Jubiläum: Aufmerksamkeitsstark und für jedermann zugänglich war die Veranstaltung am 22. Juni 2012 auf dem Münchener Odeonsplatz, den eine überdimensionale blaue Brücke des Aktionskünstlers Professor Wolfgang Flatz schmückte. Speziell für diesen Anlass entworfen, symbolisiert sie die Brücken ins Leben, die Condrobs mit seiner Arbeit seit vier Jahrzehnten baut – auch für viele Jugendliche und junge Menschen. Dies würdigte Dr. Maria Kurz-Adam, Leiterin Stadtjugendamt München, beim Fachtag Jugendhilfe am 27. Juni 2012, den Condrobs im Rahmen der Feierlichkeiten initiiert hatte. Prof. Dr. Luise Hartwig, Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Münster, Prof. Dr. Dr. Dr. Felix Tretter, Kompetenzzentrum Sucht des Isar-Amper-Klinikums, Klinikum München-Ost, und Dr. med. habil. Karl Heinz Brisch, Dr. von Haunersches Kinderspital München, stellten hierbei Erkenntnisse der Zusammenhänge von Gender, Neurobiologie und Bindungsforschung mit Sucht bei Jugendlichen vor.ExpertInnen zeigen Gründe der Suchtentstehung auf
„Unser Gehirn entwickelt sich bis etwa zum 20. Lebensjahr“, erklärte der Nervenarzt, Psychotherapeut, Psychologe und Soziologe Prof. Dr. Dr. Dr. Felix Tretter in seinem Vortrag „Jugend, Drogen und Gehirn“. „Veränderungen, die in dieser Zeit durch Suchtmittel herbeigeführt werden, sind besonders problematisch.“ Zudem betonte er, dass es nicht das Gehirn ist, das süchtig ist, sondern die Person, die durch biologische, psychologische und soziale Faktoren beeinflusst wird. Daher dürfe die Philosophie und Psychologie bei der Erforschung der Suchtentstehung nicht fehlen. Auf Stressfaktoren, mit denen Jugendliche ganz besonders zu kämpfen haben, wies Dr. med. habil. Karl Heinz Brisch hin. Sein Forschungsschwerpunkt umfasst den Bereich der frühkindlichen Entwicklung zu Fragestellungen der Entstehung von Bindungsprozessen und ihren Störungen. Auf dem Fachtag verknüpfte er diese Erkenntnisse mit den Entwicklungsschritten, die Jugendliche zu bewältigen haben. „Die Auseinandersetzung mit Sexualität, Partnerschaften, Gruppenzugehörigkeit, Regeln und Normen ist für junge Menschen sehr anspruchsvoll“, schilderte er. „Dies können sie nur bewältigen, wenn sie aus der Kindheit eine emotional sichere Bindung mitbringen.“ Leider seien Suchtmittel für Jugendliche mit traumatischen und desorganisierten Bindungserfahrungen oft der Ersatz für eine Bindungsperson und natürlich das falsche Mittel, um Stress zu regulieren.Gäste tauschen sich aus und überprüfen ihr Handeln
Ausgiebigen Diskussionsstoff lieferte auch Prof. Dr. Luise Hartwig, die neben ihrer Tätigkeit als Professorin für Erziehungswissenschaft Vorsitzende einer Beratungsstelle in Münster ist. Sie stellte anhand von Zahlen dar, dass in der Jugendhilfe große Unterschiede in den Hilfen für Mädchen und Jungen bestehen. Eine mögliche Erklärung sei, dass Mädchen Probleme wie zum Beispiel Gewalterfahrungen auf andere, meist unauffälligere Art und Weise als Jungen bewältigen. Sie erhalten dadurch seltener, später und dann vor allem stationäre Hilfe. Rund 300 Gäste, darunter VertreterInnen der öffentlichen und freien Jugendhilfe, der Suchthilfe, von Verbänden und anderen Bereichen, die Beratung und Hilfe für Jugendliche und Eltern anbieten, nutzten die Erkenntnisse des Fachtags, um ihren professionellen Kompass zu überprüfen, sich der Richtigkeit ihres Handelns zu vergewissern und sich miteinander auszutauschen. „Ich freue mich, dass die Veranstaltung so guten Anklang gefunden hat und bin sicher, dass alle Beteiligten viel aus diesem Tag mitgenommen haben“, so Frederik Kronthaler, Bereichs-Geschäftsführer Jugendhilfe Condrobs e.V. Der Geschäftsbereich Jugend ist der größte innerhalb des Vereins und hatte den Fachtag organisiert.Über Condrobs
Condrobs ist mit über 30 Einrichtungen und einer Beschäftigungs-GmbH einer der größten überkonfessionellen Träger für soziale Hilfsangebote in Bayern. 2011 begleitete die Organisation mit rund 450 MitarbeiterInnen mehr als 7.000 Hilfesuchende. Seit 40 Jahren verfolgt Condrobs ein Ziel: mit individuell auf die Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmten Angeboten Menschen eine Brücke in ein selbstbestimmtes, gesundes Leben zu bauen. Ob Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, minderjährige Flüchtlinge, Frauen, Männer, Angehörige oder ältere Menschen – die Hilfen von Condrobs sind im Lauf der Jahrzehnte stetig gewachsen. Konzentrierte man sich anfangs rein auf die Prävention und die Hilfen für Suchtgefährdete und -kranke, ist Condrobs heute ebenso in der Kinder- und Jugendhilfe, Altenhilfe, der psychiatrischen Versorgung sowie im Ausbildungs- und Beschäftigungsbereich aktiv. Ein besonderes Anliegen des Vereins sind Präventions- und Hilfsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche sowie die Unterstützung von Betrieben bei der Gesundheitsförderung. Weitere Informationen im Internet unter www.condrobs.de.Quelle: Pressemitteilung von Condrobs vom 03.07.2012