Das Chancenpaket für Kinder - Bundesverband Deutscher Stiftungen legt Studie vor
Bildungs- und Teilhabepaket seit einem Jahr in Kraft / Bundesverband Deutscher Stiftungen legt Studie vor: Wie denken Stiftungen über das Paket? / Bundesministerin von der Leyen spricht mit Stiftungsvertretern in Berlin / Erstmals Empfehlungen des wissenschaftlichen Beirats veröffentlicht
Berlin - Wenn es um Bildung und Teilhabe von bedürftigen Kindern und Jugendlichen geht, ist primär der Staat gefordert. Stiftungen wollen den Staat bei dieser Mammutaufgabe nur ergänzen, um so zusätzliche Chancen zu eröffnen. Was fehlt, ist eine bessere Koordinierung dieses privaten Zusatzengagements mit den staatlichen Bemühungen, damit aus dem Nebeneinander ein abgestimmtes Miteinander wird. Dies ist das zentrale Ergebnis der am 17.01.2012 vom Bundesverband Deutscher Stiftungen vorgestellten Studie „Stiftungen und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen“. Kern der Untersuchung ist eine Online-Befragung unter mehr als 550 Stiftungen aus den Bereichen Bildung und Soziales, die Kinder und Jugendliche fördern. Vor einem Jahr ist das Bildungs- und Teilhabepaket für bedürftige Kinder in Kraft getreten. Es folgte einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Februar 2010, nach dem Bildung und Teilhabe zum Existenzminimum gehören. 2,5 Millionen Kinder aus Geringverdienerfamilien haben nun einen Rechtsanspruch aufs Mitmachen: ob Klassenausflüge oder Sportverein, ob Mittagessen oder Lernförderung. Über die Umsetzung des Paketes und die Kooperation mit Stiftungen sprach die Bundesministerin für Arbeit und Soziales Ursula von der Leyen mit mehr als 40 Stiftungsvertretern im Haus Deutscher Stiftungen in Berlin.Was aus der Sicht von Stiftungen zum Gelingen des Pakets beiträgt
Gemäß der Studie wünschen sich die Stiftungen umfassender über die Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepakets aufgeklärt zu werden. 75 Prozent der befragten Stiftungen fühlten sich bisher nicht ausreichend von staatlicher Seite informiert. Weitere Kritikpunkte der Stiftungen sind der bürokratische Aufwand sowie die mangelnde Verbindung mit bestehenden Angeboten. Immerhin jede zehnte Stiftung hat bereits Schritte in Bezug auf das Bildungs- und Teilhabepaket unternommen, z. B. Kooperationen eingeleitet oder Projekte in Gang gesetzt. Knapp drei Viertel (73,8 Prozent) der Stiftungen können sich vorstellen, ihr Engagement auf den Themengebieten Musik, Theater und Kunst im Sinne der Teilhabe benachteiligter Kinder auszuweiten. „Angesichts des demografischen Wandels und des verschärften globalen Wettbewerbs um die schlauesten Köpfe können wir es uns nicht leisten, Kinder nur unzureichend zu fördern und zu unterstützen. Die Rezepte für die Verbesserung der Teilhabe- und Bildungschancen sind bekannt. Jetzt kommt es darauf an, gute Umsetzungsbeispiele durch systematischen Projekttransfer und entsprechende Evaluationsmaßnahmen bundesweit auf den Weg zu bringen. Auch sollte neben der Förderung innovativer Projekte eine dauerhafte und institutionalisierte Förderung als Basis für den Erfolg solcher Projekte wieder stärker in den Blick geraten“, so Prof. Dr. Sebastian Braun, Leiter des Forschungszentrums für Bürgerschaftliches Engagement an der Humboldt-Universität zu Berlin und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Der Beirat hat anläßlich dieser Studie erstmals Empfehlungen entwickelt, die an den Staat, an Stiftungen und weitere Akteure des Dritten Sektors gerichtet sind. Die Empfehlungen sollen die Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen verbessern.Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen:
- Prof. Dr. Sebastian Braun, Leiter des Forschungszentrums für Bürgerschaftliches Engagement an der Humboldt-Universität zu Berlin
- Prof. Dr. Rainer Hüttemann, geschäftsführender Direktor des Instituts für Steuerrecht der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
- Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Wirtschaft und Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
- Prof. Dr. Berit Sandberg, Professorin für Public und Nonprofit-Management an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Bundesverband Deutscher Stiftungen
Als unabhängiger Dachverband vertritt der Bundesverband Deutscher Stiftungen die Interessen der Stiftungen in Deutschland. Der größte Stiftungsverband in Europa hat über 3.700 Mitglieder; über Stiftungsverwaltungen sind ihm mehr als 7.000 Stiftungen mitgliedschaftlich verbunden. Damit repräsentiert der Dachverband rund drei Viertel des deutschen Stiftungsvermögens in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro.Weitere Informationen:
- Die Studie „Stiftungen und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen“ unter: www.stiftungen.org/teilhabestudie
- Mehr über den wissenschaftlichen Beirat unter: www.stiftungen.org/wissenschaftlicher-beirat
Quelle: Pressemitteilung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen vom 17.01.2012