Der LWL hat ein neues Zertifikat für Kindertagesstätten entwickelt: In der "Literaturkita NRW" spielt Sprachförderung eine besondere Rolle

Vlotho (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat ein neues Zertifikat entwickelt, das Kindertagesstätten für einen besonderen Aspekt ihrer Bildungsarbeit auszeichnet: den pädagogischen Einsatz von Bilderbüchern und Geschichten.

Seit einigen Jahren stellen Kindertagesstätten Schwerpunkte ihrer Arbeit auch dadurch hinaus, dass sie entsprechende Zertifikate erwerben. So wird aus der einzelnen Kindertagesstätte ein Familienzentrum, ein Bewegungskindergarten, eine Kneip-Kita oder ähnliches. In der Auswahl an Möglichkeit gab es jedoch eine deutliche Lücke: ein Zertifikat "Literaturkita" wurde bislang nicht angeboten.

"Dabei kommt der Literatur in der pädagogischen Arbeit schon bei Vorschulkindern eine besondere Bedeutung zu. Verschiedene Studien weisen nach, dass es keine bessere Sprachförderung gibt als die durch regelmäßiges Vorlesen", so Christian Peitz vom LWL Bildungszentrum Jugendhof Vlotho. "Doch Kinder profitieren nicht nur sprachlich von Bilderbüchern, Märchen und Geschichten. Die Welt der Literatur spielt zudem eine große Rolle in der Persönlichkeitsentwicklung, indem sie Fragen aufwirft und mit Normen und Werten konfrontiert."

Nicht nur aus diesen Gründen spiele die Arbeit mit Bilderbüchern und Geschichten in den Kitas eine große Rolle. Da viele Familien ihren Kindern zu wenig Zugang zu Büchern böten, sollten die Kinder in den Kitas damit in Berührung kommen können. Kitas hätten durch die Arbeit mit Bilder- und Vorlesebüchern die Möglichkeit, einen wichtigen Beitrag zur Lesesozialisation zu leisten und somit auch für mehr Chancengleichheit zu sorgen, so Peitz weiter.

Wenn eine Kita die Arbeit mit Büchern als wichtig einstuft und im pädagogischen Alltag umsetzt, erfüllt sie bereits den größten Teil der Voraussetzungen, sich als "Literaturkita NRW" zertifizieren zu lassen. Um das Zertifikat zu erhalten, müssen Kitas Nachweise über Kooperationen (zum Beispiel mit Büchereien) und über Fortbildungen erbringen, sie müssen die konzeptionelle Verankerung der literaturpädagogischen Arbeit darlegen, ein reichhaltiges Angebot an Büchern vorhalten und die literaturpädagogische Arbeit auch in die Zusammenarbeit mit den Eltern einfließen lassen. Vergeben wird das Zertifikat dann durch das LWL Bildungszentrum Jugendhof Vlotho in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft zur Förderung des Philosophierens mit Kindern und dem Literaturbüro OWL.

Entsprechend vertritt eine Bildungstagung am 19. und 20. März im LWL Bildungszentrum Jugendhof Vlotho bereits im Titel die These: "Bildung braucht Bücher". In verschiedenen Workshops werden praktische Zugänge zur literaturpädagogischen Arbeit vorgestellt: Vom Vorlesen über die Verklanglichung, das Bühnenspiel und die ästhetische Arbeit mit Büchern bis hin zum freien Erzählen, der Bibliotherapie und dem Philosophieren mit Kindern. Zudem wird im Eröffnungsvortrag Marion Döbert (Fachbereichsleiterin an der VHS Bielefeld, freie Journalistin und langjährige Mitarbeiterin beim Bundesverband Alphabetisierung) über die Bedeutung von "Literacy im Lebenslauf" sprechen.

Der LWL im Überblick

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 13.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 17 Museen und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, den ein Parlament mit 101 Mitgliedern aus den Kommunen kontrolliert.

Quelle: Pressemitteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vom 24.01.2012
http://www.lwl.org