Deutschland und Inklusion: Die Hälfte der Bevölkerung nimmt Menschen mit Behinderung nicht wahr

Eine Umfrage zum dritten Jahrestag der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland zeigt: Die Mehrheit der Deutschen (87 Prozent) wünscht sich zwar eine inklusive Gesellschaft, die Realität sieht allerdings anders aus. Defizite gibt es vor allem im Bildungswesen.

Im Jahr drei der UN-Behindertenrechtskonvention am 24. Februar leben Menschen mit und ohne Behinderung noch nicht so selbstverständlich zusammen, wie es die Konvention vorsieht. Eine aktuelle Umfrage der Aktion Mensch und Innofact ergab: 55 Prozent nehmen die rund 10 Millionen Menschen, die in Deutschland mit Behinderung leben, nicht wahr. Jeder Dritte hat überhaupt keinen Kontakt zu Menschen mit Behinderung. Vor allem in Schulen und Kindergärten ist der Gedanke der Inklusion noch nicht angekommen. Zwar glauben 30 Prozent der Befragten, dass Bildungseinrichtungen mittlerweile gut auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung eingestellt sind. Vom gemeinsamen Leben und Lernen kann in der Wahrnehmung aber nicht die Rede sein: Nur acht Prozent der befragten Erwachsenen geben an, in Bildungseinrichtungen regelmäßig Kontakt zu Menschen mit Behinderung zu haben. „Die meisten Befragten sind der Überzeugung, dass wir auf dem Weg zu einem ganz normalen Zusammenleben noch ein großes Stück zurücklegen müssen. Der Knackpunkt ist, dass Menschen mit und ohne Behinderung nach wie vor zu wenig übereinander wissen und kaum Berührungspunkte haben“, sagt Martin Georgi, Vorstand der Aktion Mensch. „Wir wollen Anspruch und Realität in Deutschland weiter annähern. Es macht Hoffnung, dass der Wille zur inklusiven Gesellschaft da ist. Den allermeisten Menschen ist es ein echtes Anliegen, die Lücke zu schließen. Dieses Bedürfnis müssen Politik und zivilgesellschaftliche Akteure in gelebte Empathie, Engagement und Handeln umsetzen.“ Die meisten Kontakte von Menschen mit und ohne Behinderung finden am Arbeitsplatz statt: obwohl 43 Prozent der Befragten meinen, dass Menschen mit Behinderung eher schlechte Chancen am ersten Arbeitsmarkt haben, arbeiten 29 Prozent der Befragten mit Menschen mit Behinderung zusammen. Die Aktion Mensch sieht eine wichtige Aufgabe darin, Inklusion in unserer Gesellschaft voranzubringen. Mit der Unterstützung von rund 4,6 Millionen Lotterieteilnehmern fördert die Aktion Mensch jedes Jahr zahlreiche Projekte, die Berührungspunkte schaffen und helfen, Barrieren abzubauen – in der Schule, am Arbeitsmarkt und im öffentlichen Leben. Einen aktuellen Film und zahlreiche Infos zum Thema Inklusion finden Sie unter: www.aktion-mensch.de/inklusion

Über die Umfrage

Für die repräsentative Studie hat die Aktion Mensch gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut INNOFACT AG rund 1.000 Personen zwischen 18 und 65 Jahren befragt. Die Stichprobe entspricht nach Alter, Geschlecht und Region der repräsentativen Verteilung in der deutschen Bevölkerung. Die unabhängige Online-Erhebung fand im Februar 2012 statt.

Über die Aktion Mensch e.V.

Die Aktion Mensch ist die größte private Förderorganisation im sozialen Bereich in Deutschland. Die Soziallotterie wurde 1964 als Aktion Sorgenkind gegründet und 2000 in Aktion Mensch umbenannt. Zu ihren Mitgliedern gehören: ZDF, Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie, Der Paritätische Gesamtverband, Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Der Verein unterstützt mit seinen Erlösen jeden Monat bis zu 1.000 soziale Vorhaben der Behindertenhilfe und -selbsthilfe sowie der Kinder- und Jugendhilfe. Möglich machen dies etwa 4,6 Millionen Loskäufer der Aktion Mensch-Lotterie.

Quelle: Pressemitteilung der Aktion Mensch e.V. vom 23.02.2012
www.aktion-mensch.de