Die Jugendsozialarbeit als Agentin des Wandels
Impulse zur Aufgabe und den Herausforderungen für die Jugendsozialarbeit im demografischen Wandel bei der Veranstaltung „Der demografische Wandel: Chance für benachteiligte Jugendliche? Herausforderung für die Jugendsozialarbeit!“ am 25./26.September in Düsseldorf
Düsseldorf: „Gerade im demografischen Wandel brauchen wir eine bürgerschaftliche Lobby und insbesondere Fürsprecher für junge Menschen und für Familien“, sagte Dr. Jens Pothmann von der Forschungsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik der TU Dortmund zum Schluss seines Vortrags über die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Jugendsozialarbeit und notwendige Konsequenzen. Mit detaillierten Zahlen stellte er die demografische Entwicklung in Deutschland mit ihren regionalspezifischen Unterschieden dar, machte aber auch deutlich, dass nicht allein die quantitative Bevölkerungsentwicklung dafür herangezogen werden darf, wenn es darum geht, die Aufgaben und Herausforderungen für die Jugendsozialarbeit im demografischen Wandel zu benennen. Auch soziale Zusammenhänge und die Verteilung von Armut und Reichtum seien in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung, so Pothmann. Ein besonderes Interesse der Teilnehmenden an der von der BAG EJSA, der Evangelischen Jugend im Rheinland und der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe organisierten Tagung bestand an Zahlen zu den jungen Menschen, die auf eine Förderung in der Jugendsozialarbeit angewiesen sind. Die Aufgabe der Jugendsozialarbeit im demografischen Wandel sieht Dr. Daniel Dettling vom Zukunftsinstitut darin, dass sie sich hin zu einer Agentin des Wandels verändert und sich in Politik und Wirtschaft MitstreiterInnen für eine Lobby für Teilhabe und Inklusion sucht. „Die Zukunft gehört der Talentgesellschaft, einer Gesellschaft, in der es weniger um Titel und Status geht, sondern die zur permanenten Weiterentwicklung der eigenen Talente und zur Ausbildung des eigenen Charakters befähigt,“ betonte er in seinem Vortrag mit dem Titel „In jedem Kind steckt ein Genie! – Perspektiven für die Jugendsozialarbeit“. Jugendliche, die sich mit Interesse an gesellschaftlichen Themen z. B. in Jugendparlamenten engagieren, äußerten sich bei der Veranstaltung dazu, was sie zum Thema „Demografischer Wandel“ beschäftigt. „Es ist wichtig, das Selbstwertgefühl eines jeden Jugendlichen zu stärken, denn nur dann traut man sich, mitzureden und sich zu engagieren, sagte Fabian Bologna, der im Jugendstadtrat von Solingen aktiv ist. Jugendliche müssten die Erfahrungen machen, dass man ihnen zuhört. Sie bräuchten mehr Möglichkeiten, ihre Themen und Anliegen öffentlich zu äußern – auch in politischen Zusammenhängen und Gremien und vor allem an den Orten, in denen sie leben. Auch Sabine Schulte Beckhausen, als Referatsleiterin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zuständig für die Jugendsozialarbeit, blickt auf die Orte, an denen das Zusammenleben der Menschen gestaltet werden muss. „Gerade im demografischen Wandel müssen wir die Kommunen stärken“, sagte sie im Gespräch mit den jungen Menschen und Fachkräften der Jugendsozialarbeit. Dies geschehe zum Beispiel im Rahmen des BMFSFJ Modellprogramms "JUGEND STÄRKEN - Aktiv in der Region", mit dem in 35 Kommunen die Steuerungsverantwortung für die Jugendsozialarbeit gestärkt wird. Entsprechend wolle man auch in der neuen ESF Periode ab 2014 die Kommunen weiter unterstützen. In der Mitgliederversammlung der BAG EJSA, die gleich im Anschluss an die Veranstaltung tagte, wurde das Impulspapier „Anschluss verpasst oder abgehängt? – Benachteiligte Jugendliche im Zug des demografischen Wandels“ verabschiedet. In diesem Papier werden aus Sicht der BAG EJSA Chancen und Risiken der demografischen Entwicklung für junge benachteiligte Menschen dargestellt, der Handlungsbedarf für die Jugendsozialarbeit benannt und Anforderungen an die bundesweit tätigen Verbände und Trägerorganisationen der Jugendsozialarbeit, an die Einrichtungen, an Politik und Gesellschaft und an die Wirtschaft formuliert. In zwölf Punkten wird zum Schluss dargestellt, für was sich die BAG EJSA dabei besonders einsetzt. Weitere Informationen Die Vorträge der Veranstaltung sind in Kürze unter www.bagejsa/Publikationen/Downloads/Veranstaltungsdokumentationen und das Impulspapier ab sofort unter www.bagejsa.de/publikationen/Downloads/Positionierungen abrufbar. Projekte zum Thema „Demografischer Wandel:- Demokratische Jugendhilfe im demografischen Wandel – DEMO (Projekt der BAG EJSA, weitere Informationen: www.bagejsa.de/handlungsfelder/modellprojekte/demo/)
- Chronos – Den demografischen Wandel gestalten (Projekt der Diakonie Württemberg und der BAG EJSA , weitere Informationen: www.diakonie-wuerttemberg.de/chronos/)
Quelle: Pressemitteilung der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit e.V. (BAG EJSA) vom 27.09.2012