Erziehermangel: AWO fordert verbesserte Rahmenbedingungen für Fachkräfte und Träger
„Vielerorts können bereits heute Krippengruppen nicht eröffnet und Einrichtungen nicht ausgebaut werden, weil es an qualifizierten Erziehern fehlt“, bestätigt AWO Vorstandsmitglied Brigitte Döcker das Ergebnis des heute vorgestellten „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung. Doch, dass das Problem allein mit dem Personalstamm der Kitas gelöst werden könne, bezweifelt Döcker. „Rund 97 Prozent der Fachkräfte sind weiblich. Es ist ein Irrglaube, anzunehmen, dass alle Erzieherinnen Vollzeit arbeiten wollen. Auch Kindertageseinrichtungen müssen sich in Bezug auf ihre Fachkräfte dem Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellen“, betont Döcker. Dennoch sei es aufgrund der rechtlichen Strukturen der Trägerfinanzierung nicht allen Einrichtungen möglich, den Frauen, die Vollzeit arbeiten möchten, auch entsprechende Verträge anbieten zu können. Darüber hinaus müsse überlegt werden, wie mehr Frauen, aber auch Männer für den Erzieherberuf gewonnen werden können. „Als Trägerin von über 2.200 Kitas kennt die AWO das Problem des Fachkräftemangels sehr gut“, erklärt Döcker. Die Gründe dafür seien vielfältig. So sei die Ausbildung mit bis zu fünf Jahren deutlich zu lang und zu wenig praxisorientiert. Auch sei die Vergütungsstruktur im Bereich der Kindertageseinrichtungen und mehr noch in der Kindertagespflege den anspruchsvollen Aufgaben nicht angemessen. „Im Wettbewerb um Fachkräfte hat der Kinderbetreuungsbereich damit immense Nachteile“, kritisiert Döcker und fordert, auf das Betreuungsgeld zu verzichten: „Mit den geplanten Mitteln des Betreuungsgeldes könnten bis zu 50.000 Erzieherstellen geschaffen werden*.“ Für die Betreuung der Kleinsten gelten Tagesmütter und –väter als eine gute Alternative. „Leider wird die Kindertagespflege von Fachkräften noch zu selten als Tätigkeit mit attraktiven Arbeitsbedingungen wahrgenommen. Initiativen wie Festanstellungen von Tagesmüttern oder -vätern zu unterstützen, sind dabei begrüßenswert, aber nur ein Anfang“, betont Döcker. Zudem müssten beispielsweise die Möglichkeiten der berufsbegleitenden Ausbildung für Kindertagespflegepersonen weiter verbessert werden. Die AWO setzt sich im Rahmen ihrer Kampagne „jetzt schlägt´s 13“ für den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz und damit für mehr Kita-Plätze bei hoher Betreuungsqualität ein. Mehr Infos unter: www.kita-kampagne.awo.org *Schon im kommenden Jahr stehen im Bundeshaushalt 400 Mio. Euro für das Betreuungsgeld zur Verfügung - wenn man dieses Geld verwenden würde, um das dringend erforderliche zusätzliche Personal zu bezahlen, dann könnte man damit mehr als 10.500 Erzieher finanzieren. Und noch eindrucksvoller dann die Möglichkeiten ab 2014, den ab diesem Jahr stehen 1,2 Mrd. Euro pro Jahr im Bundeshaushalt. Damit könnten fast 32.000 Fachkräfte mehr finanziert werden. Und sollte die Prognose zutreffen, dass es tatsächlich 1,9 Mrd. Euro pro Jahr werden, da mehr Eltern als angenommen das Betreuungsgeld in Anspruch nehmen (müssen), dann wären sogar 50.000 neue Erzieherstellen finanzierbar!Quelle: Pressemeldung des AWO Bundesverbandes e.V. vom 19.07.2012
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