GEW schlägt Kita-Qualitätspakt vor

Bildungsgewerkschaft zum Beschluss des Koalitionsausschusses zum Betreuungsgeld

Frankfurt am Main - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat einen Qualitätspakt für Bildung, Erziehung und Betreuung in Kindertageseinrichtungen vorgeschlagen. „Bund, Länder und Gemeinden, freie und öffentliche Träger sowie Gewerkschaften müssen klären, wie die qualitativen Standards gesichert und verbessert werden können“, sagte Norbert Hocke, Leiter des GEW-Vorstandsbereichs Jugendhilfe und Sozialarbeit, am Montag mit Blick auf den Beschluss des Koalitionsausschusses, vom 1. August 2013 allen Eltern, die ihr Kind nicht in eine Kindertageseinrichtung geben wollen, ein Betreuungsgeld in Höhe von 100 Euro zu zahlen, und diesen Betrag ab dem 1. August 2014 auf 150 Euro zu erhöhen. „Die Parteien der Regierungskoalition“, unterstrich Hocke, „haben mit ihren Beschlüssen deutlich gemacht, dass es im Bundeshaushalt genügend finanzielle Spielräume gibt. Dieses Geld wird jetzt aber in unverantwortlicher Weise für Wahlkampfgeschenke ausgegeben, statt es dafür zu nutzen, Erzieherinnen und Erziehern das zu geben, was sie seit Jahren zu Recht einfordern und dringend brauchen: bessere Arbeitsbedingungen, eine solide wissenschaftliche Ausbildung sowie eine deutliche Anhebung der Bezahlung.“ Nach den neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes ist das Ziel, allen Eltern, die für ihr unter dreijähriges Kind einen Betreuungsplatz suchen, ein wohnortnahes Angebot zu machen, kaum noch zu realisieren. Vor allem dort, wo Unternehmen darauf angewiesen sind, dass junge Mütter schnell wieder in den Betrieb zurückkommen, werden die Plätze am dringendsten gebraucht, sagte Hocke. Von Freiheit der Familien, ihr Lebensmodell eigenständig zu entscheiden, wie es die Koalitionspartner formulieren, sei man in der Realität weit entfernt. Eines der größten Probleme beim Ausbau der benötigten Kindertageseinrichtungen sei der Mangel an Erzieherinnen und Erziehern. „Wer es über Jahre hinweg versäumt, den Beruf aufzuwerten“, betonte Hocke, „darf sich nicht wundern, wenn heute geeignete Fachkräfte fehlen.“ Die Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher entspreche nicht dem, was an pädagogischen Aufgaben heute zu leisten sei. Zudem biete der Beruf zu wenig an Möglichkeiten, sich weiter zu entwickeln und aufzusteigen. „Es ist unverantwortlich, dem Fachkräftemangel dadurch zu begegnen, dass man die Ausbildungsstandards senkt und die Ausbildungszeit verkürzt“, sagte der GEW-Sprecher. Personal, das in Kurzausbildungen für den Beruf fit gemacht wird, bringe nicht die Voraussetzungen mit, die Erzieherinnen für verantwortungsvolle Bildung und Erziehung brauchen. Die jetzt schon hohe Rate an psychischen Erkrankungen, Burnout und Überlastung werde sich noch weiter verstärken. Damit sei niemandem gedient. Vor allem diejenigen, die man jetzt in eine solche Kurzausbildung lockt, würden nach wenigen Jahren ohne Berufsperspektive auf der Straße stehen.

Quelle: Pressemitteilung der GEW vom 05.11.2012
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