GEW: „Von der Kasse in die Kita: Voraussetzungen müssen stimmen“

Umschulung der Schlecker-Frauen löst Erzieherinnenmangel nicht

Frankfurt a.M. – Die Voraussetzungen müssen stimmen, wenn Schlecker-Frauen zu Erzieherinnen umgeschult werden sollen. Das hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zu dem Vorschlag der Bundesministerinnen Ursula von der Leyen (Arbeit) und Kristina Schröder (Familie, beide CDU) festgestellt. Die Bildungsgewerkschaft machte zudem deutlich, dass auch qualifizierte Ausbildungsmaßnahmen das Problem des bundesweiten Erzieherinnenmangels insbesondere mit Blick auf den Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz, der 2013 kommt, nicht lösen wird. „Die Kolleginnen von Schlecker haben unsere volle Solidarität auf der Suche nach neuen Arbeitsplätzen. Aber der Vorschlag ist völlig unseriös. Er erweckt den Eindruck, der Beruf der Erzieherin lasse sich mit einer kurzen Umschulung von jedem erlernen. Das ist aber nicht so: Bildung und Erziehung kleiner Kinder werden komplexer und stellen immer höhere Anforderungen an die Erzieherinnen“, sagte Norbert Hocke, Leiter des GEW-Vorstandsbereichs Jugendhilfe und Sozialarbeit, am Freitag in Frankfurt a.M. Hocke erinnerte daran, dass die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern drei Jahre an einer Fachschule dauere. Als Voraussetzung müssten die angehenden Erzieherinnen und Erzieher einen Realschulabschluss mit Berufsausbildung oder die Fachhochschulreife mitbringen. Es spreche nichts dagegen, Schlecker-Frauen mit entsprechenden Voraussetzungen, eine Erzieherinnenausbildung aus Mitteln der Bundesagentur für Arbeit (BA) zu finanzieren. Ebenso sei eine berufsbegleitende, dreijährige Ausbildung aus BA-Geldern möglich. Dabei müsste allerdings der fachtheoretische Teil der Ausbildung, der 2.400 Stunden umfasst, gesichert sein, unterstrich der Kita-Experte. Von der Leyen müsse die BA jetzt anweisen, diese dreijährigen Ausbildungen zu finanzieren. Die Tätigkeit einer Erzieherin in der Kita sei sehr anspruchsvoll. Der Beruf müsse aufgewertet und deutlich besser bezahlt, wenn das Problem, qualifizierten Nachwuchs zu gewinnen, seriös gelöst werden soll. „Es ist völlig kontraproduktiv, wenn der Erzieherinnenberuf Woche für Woche von Politikerinnen auf Profilierungstrip abqualifiziert wird“, betonte Hocke. Der Vorschlag aus Berlin reihe sich nahtlos in die Liste anderer ungeeigneter Ideen der beiden Ministerinnen ein. Hocke wies noch einmal darauf hin, dass vor den Schlecker-Frauen Hartz-IV-Empfängerinnen und Bufdis (Freiwilligendienst-Leistende) die Lücke bei den Erzieherinnen in den Kitas stopfen sollten. „Statt mit immer neuen abenteuerlichen Vorschlägen von ihrer Verantwortung beim schwieriger werdenden Krippen-Ausbau abzulenken, wäre es schön, wenn sich die beiden Damen für eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen der Erzieherinnen einsetzen würden“, sagte der GEW-Sprecher.

Quelle: Pressemitteilung der GEW vom 08.06.2012
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