Inklusion an Schulen: Deutschland holt auf, bleibt aber international unter den Schlusslichtern
Inklusion an Schulen: Deutschland holt auf, bleibt aber international unter den Schlusslichtern
Immer mehr Schüler mit Förderbedarf besuchen in Deutschland eine Regelschule. Innerhalb eines Jahres stieg die Inklusionsrate in Deutschland laut Kultusministerkonferenz um 2,2 Prozentpunkte auf 22,3 Prozent. Dabei gibt es beim gemeinsamen Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung im Vergleich der Bundesländer große Unterschiede: Während in Schleswig-Holstein bereits fast 50 Prozent der Schüler mit Förderbedarf eine Regelschule besuchen, sind es bei Schlusslicht Niedersachsen nur 8,5 Prozent. Hamburg konnte seine Inklusionsrate binnen Jahresfrist auf 24,4 Prozent verdoppeln, Sachsen-Anhalt legte um ein Drittel zu, Länder wie Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hingegen haben an Entwicklungstempo verloren. "Inklusion kommt an den Schulen in Deutschland voran", sagt Martin Georgi, Vorstand der Aktion Mensch: "Wir dürfen uns allerdings nicht mit 22 Prozent zufrieden geben, denn laut der UN-Behindertenrechtskonvention aus dem Jahr 2009, die auch in Deutschland gilt, darf niemand aufgrund seiner Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden." Auch der europäische Vergleich der European Agency for Development in Special Needs Education ist ernüchternd: Deutschland belegt in Sachen Inklusion weiterhin einen der letzten Ränge. Spitzenreiter ist Island mit einer Inklusionsrate von 96 Prozent, gefolgt von Malta (94 Prozent), Litauen (90 Prozent), Portugal (87 Prozent) und Norwegen (85 Prozent). Gründe für die schleppende Entwicklung von inklusiven Konzepten sind oftmals unklare politische Rahmenbedingungen und fehlende Informationen. Georgi: "Viele Lehrer, Eltern und Bildungsträger fühlen sich mit dem Thema Inklusion überfordert und allein gelassen. Dabei ist der gemeinsame Unterricht von Schülern mit und ohne Behinderung für alle sehr fruchtbar." Die Aktion Mensch setzt sich gemeinsam mit Lehrern und Eltern dafür ein, dass Familien zukünftig die Möglichkeit haben, die passende Schulform zu wählen. Zahlreiche Positivbeispiele belegen, dass Inklusion funktioniert: So auch das Projekt „Vielfalt in der Bildung“, das die Aktion Mensch mit rund 199.500 Euro fördert. Es gestaltet in fünf Modellschulen einen inklusiven Lernalltag und erarbeitet ein nachhaltiges Inklusionskonzept. Quellen:KMK: Sonderpädagogische Förderung in allgemeinen Schulen 2009/10, Berlin 2010
KMK: Sonderpädagogische Förderung in Schulen 2000 bis 2010, Berlin 2012.
European Agency for Development in Special Needs Education: Special Needs Education Country Data 2010, Brüssel 2011.
Über die Aktion Mensch e.V.
Die Aktion Mensch ist die größte private Förderorganisation im sozialen Bereich in Deutschland. Die Soziallotterie wurde 1964 als Aktion Sorgenkind gegründet und 2000 in Aktion Mensch umbenannt. Zu ihren Mitgliedern gehören: ZDF, Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie, Der Paritätische Gesamtverband, Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Der Verein unterstützt mit seinen Erlösen jeden Monat bis zu 1.000 soziale Vorhaben der Behindertenhilfe und -selbsthilfe sowie der Kinder- und Jugendhilfe. Möglich machen dies etwa 4,6 Millionen Loskäufer der Aktion Mensch-Lotterie. Seit Anfang 2012 ist Jörg Pilawa ehrenamtlicher Botschafter der Aktion Mensch.Quelle: Pressemitteilung der Aktion Mensch e.V. vom 09.08.2012
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