Kein Aufschwung am Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung
Arbeitslosenquote doppelt so hoch im Vergleich zur Gesamtbevölkerung / Schere klafft weiter auseinander / Besonders Jugendliche mit Behinderung sind strukturell benachteiligt
Das sogenannte "German Jobwunder" geht an Menschen mit Behinderung weitgehend vorbei. Anlässlich der Präsentation der Arbeitsmarktzahlen durch die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag weist die Aktion Mensch darauf hin, dass die Zahl der Arbeitslosen in der Gesamtbevölkerung seit 2005 um fast 40 Prozent zurückging, bezogen auf Menschen mit Schwerbehinderung jedoch nur um knapp acht Prozent. In den vergangenen drei Jahren ist diese Tendenz noch deutlicher: Von Oktober 2009 bis Oktober 2012 stieg die Zahl der Arbeitslosen bei Menschen mit Behinderung um 5,6 Prozent (von 163 900 auf 173 005). Im gleichen Zeitraum ging die Arbeitslosenzahl in der Gesamtbevölkerung um 14,5 Prozent zurück (von 3 220 862 auf 2 753 354). 2010 lag die Arbeitslosenquote von Menschen mit Behinderung mit 14,8 Prozent fast doppelt so hoch wie die der Gesamtbevölkerung (7,7 Prozent). "Angesichts des demografischen Wandels und auch des Fachkräftemangels sollten sich Unternehmen jetzt um jede potenzielle Arbeitskraft bemühen. Bei Menschen mit Behinderung sind Unternehmen aber häufig zögerlich, weil nicht die Stärken eines Bewerbers im Vordergrund stehen, sondern seine vermeintlichen Schwächen", so Aktion Mensch-Vorstand Martin Georgi.Jugendliche mit Behinderung sind strukturell benachteiligt
Besonders kritisch ist die Entwicklung bei Jugendlichen mit Behinderung. Bei den 15 bis 24-Jährigen sank die Arbeitslosenzahl von Oktober 2009 bis Oktober 2012 insgesamt um knapp 25 Prozent, bei Jugendlichen mit Behinderung dagegen nur um fünf Prozent. Alarmierend ist zudem die Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten im Alter von 15 bis 24 Jahren ohne Schul- oder Berufsausbildung: Diese stieg in den letzten drei Jahren um elf Prozent an.Förderung für mehr Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt
Die Aktion Mensch unterstützt seit Jahren Projekte, die Menschen mit Behinderung auf den Arbeitsmarkt bringen. Allein 2011 förderte sie bundesweit 67 Projekte mit 7,5 Millionen Euro. Viele davon zeigen, dass Inklusion am Arbeitsplatz funktionieren kann. "Oft genügen schon wenige technische Hilfen, um Arbeitsplätze behindertengerecht zu gestalten. Das sind lohnende Investitionen, denn Menschen mit Behinderung verfügen vielfach über gute Qualifikationen und eine hohe Leistungsbereitschaft. In Deutschland gibt es außerdem zahlreiche Unterstützungsangebote, auch für Menschen mit geistiger und psychischer Behinderung", so Martin Georgi.Über die Aktion Mensch e.V.
Die Aktion Mensch ist die größte private Förderorganisation im sozialen Bereich in Deutschland. Die Soziallotterie wurde 1964 als Aktion Sorgenkind gegründet und 2000 in Aktion Mensch umbenannt. Zu ihren Mitgliedern gehören: ZDF, Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie, Der Paritätische Gesamtverband, Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Der Verein unterstützt mit seinen Erlösen jeden Monat bis zu 1.000 soziale Vorhaben der Behindertenhilfe und -selbsthilfe sowie der Kinder- und Jugendhilfe. Möglich machen dies etwa 4,6 Millionen Loskäufer der Aktion Mensch-Lotterie. Seit Anfang 2012 ist Jörg Pilawa ehrenamtlicher Botschafter der Aktion Mensch.Dokumente zum Herunterladen:
- Pressedossier Arbeit und Inklusion (PDF, 136 KB)
Das Dossier enthält Informationen zur Arbeitsmarktsituation in Deutschland, der Beschäftigungsquote, dem Übergang von der Werkstatt in den allgemeinen Arbeitsmarkt, zur Arbeitslosigkeit von jungen Menschen mit Behinderung, zur UN-Behindertenrechtskonvention sowie den Förderprojekten der Aktion Mensch zum Thema Arbeit. - Entwicklung Arbeitslosenzahlen 2005 bis 2012 (PDF, 3,2 MB)
Entwicklung der Arbeitslosenzahlen 2005 bis 2012. Vergleich nach Personengruppen; Gesamtzahl der in Deutschland lebenden Menschen und Menschen mit Schwerbehinderung.
Quelle: Pressemitteilung der Aktion Mensch e.V. vom 27.11.2012
www.aktion-mensch.de