„Kinder brauchen einen sicheren Ort“
CJD Nienburg startet bundesweites Pilotprojekt zur Traumapädagogik
„Seit längerem beobachten wir in unseren Einrichtungen einen steigenden Anteil von Kindern und Jugendlichen mit extremen traumatischen Erfahrungen“, erklärt Urs Kaiser, Leiter des Fachbereichs Kinder- und Jugendhilfe beim Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands e. V. (CJD – die Chancengeber). Aus diesem Grund startet das CJD im Februar ein bundesweites Pilotprojekt zur Traumapädagogik. „Traumatisierte Kinder sollen einen sicheren Ort vorfinden sowie eine passgenaue Unterstützung erhalten“, sagt Kaiser. Das Pilotprojekt ist auf zwei Jahre ausgerichtet und wird von der Universitätsklinik Ulm wissenschaftlich begleitet. Häufigste Ursachen für ein Trauma sind Vernachlässigung, körperliche Misshandlung, emotionale Misshandlung sowie sexueller Missbrauch. Dazu Urs Kaiser: „Man spricht davon, dass traumatisierte Kinder und Jugendliche ‚einfrieren‘. Sie erleben das Gefühl, dass irgendetwas mit ihnen geschieht, ohne selbst Einfluss darauf nehmen zu können.“ Sehr aggressives oder bizarres Verhalten, eine extreme soziale Isolation, Selbstgefährdung oder Gefährdung anderer können die sichtbaren Zeichen eines solchen Traumas sein. Herkömmliche pädagogische Konzepte greifen hier oft zu kurz. „Die Kinder benötigen in erster Linie einen sicheren Ort sowie Fürsorge, Feinfühligkeit, Verlässlichkeit und tragende Bindungen. Diese Rahmenbedingungen machen es den Kindern möglich, zu lernen und sich weiter zu entwickeln“, weiß Kaiser. Die Kinder und Jugendlichen sollen maßgeschneiderte Hilfen erhalten, das pädagogische Handeln wird auf ihre speziellen Bedürfnisse ausgerichtet. Biografiearbeit, Gespräche, Anleitungen und Übungen zur Selbstakzeptanz und Selbstkontrolle, Sinnes- und Körperwahrnehmung kommen zum Einsatz. Die Kinder erhalten Einzelförderungen, um ihre Stärken zu entwickeln – sie lernen aber auch, wie sie selbst ihre Lebenssituation gestalten können. Ein wichtiger Bestandteil des Konzepts ist die Elternarbeit: Die Eltern werden nicht aus ihrer Verantwortung entlassen, sondern sind in den Hilfsprozess eingebunden. Sofern es möglich ist, wird langfristig die Rückführung in das Elternhaus angestrebt. Bundesweit nehmen zehn Einrichtungen an diesem Pilotprojekt teil, sieben Einrichtungen des CJD sowie drei Einrichtungen externer Träger. Die Gruppen werden von Fachkräften der Traumapädagogik und Psychologie beraten und geschult. Wissenschaftlich begleitet, dokumentiert sowie evaluiert wird das Projekt von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie der Uniklinik Ulm. „Eine hohe Fachlichkeit sowie ein entsprechender wissenschaftlicher Standard sind uns wichtig“, betont Kaiser. „Auch wollen wir Best Practice-Beispiele sammeln, die dann anderen Trägern und Einrichtungen zur Verfügung stehen.“ Finanziell unterstützt wird das Traumaprojekt des CJD von der ‚Aktion Mensch‘. Weitere Informationen unter: http://www.cjd.de/zentrale/pages/index/p/2204/6106Quelle: Pressemitteilung des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschlands e.V. (CJD) vom 08.02.2012, veröffentlicht unter http://www.openpr.de/news/605027.html