Mitten im Arbeitsleben – trotz psychischer Erkrankung

27.09.2012 | Gesundheitswesen | Nachrichten

Symposium des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit und der Bundesärztekammer

Arbeit allein macht nicht psychisch krank. Dies betonen Experten aus Wissenschaft und Praxis beim Symposium „Mitten im Arbeitsleben – trotz psychischer Erkrankung“ am 18.09.2012 in Berlin. „Einflüsse der Arbeitswelt wie steigende Leistungsanforderungen und Unsicherheit erzeugende Beschäftigungsverhältnisse wirken immer im Zusammenspiel mit psycho-biologischen und sozialen Faktoren“, erläutert der Psychiater und Vorsitzende des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit Prof. Wolfgang Gaebel. Risikofaktoren innerhalb der Arbeitswelt seien dabei neben fortgesetzt belastendem Stress meist Konflikte zwischen Menschen und ein geringes Maß an Kontrollmöglichkeiten, Autonomie und Partizipation für eine psychische Erkrankung, so der Audi-Werksarzt PD Dr. Stephan W. Weiler. An der gemeinsamen Veranstaltung des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit und der Bundesärztekammer nehmen 150 Experten verschiedener medizinischer Fachrichtungen und therapeutischer Professionen teil. Sie ist Teil der Fortbildungsreihe „Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Arbeitswelt“. Die diesjährige Veranstaltung zur Wiedereingliederung in den Berufsalltag zeigt Wege auf, wie Psychiater, Allgemeinmediziner, Betriebsärzte und Unternehmen kooperieren, um dem betroffenen Mitarbeiter einen schnellen Wiedereinstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. Führungskräften kommt dabei eine besondere Rolle zu, da sie sowohl für die Interessen des Unternehmens, als auch für die Gesundheit der Mitarbeiter zuständig sind. Sie müssen und können dabei nicht zu „Minipsychiatern“ werden, betont Dr. Hans-Peter Unger vom Zentrum für seelische Gesundheit in Hamburg-Harburg. Die Experten des Symposiums sind sich einig, dass der Arbeitsplatz ein wichtiger Faktor für die Selbstwertstärkung und soziale Einbindung für erkrankte Mitarbeiter ist und sich generell positiv auf die seelische Gesundheit auswirkt. Psychische Erkrankungen können zu langen Krankschreibungen führen und sind seit Jahren der Hauptgrund für das vorzeitige Ausscheiden aus dem Arbeitsleben. Mehr als jede dritte frühzeitige Berentung ist inzwischen durch eine dauerhafte psychische Erkrankung verursacht. Die Teilhabe am Berufsleben ist jedoch ein wichtiger Faktor sowohl zum Erhalt und zur Wiedergewinnung der psychischen Gesundheit für den einzelnen Menschen wie auch für die Gesellschaft. Das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit ist eine bundesweite Initiative unter der Schirmherrschaft des Bundesministers für Gesundheit Daniel Bahr. Zu den über 75 Mitgliedsorganisationen zählt auch die Bundesärztekammer, die seit der Gründung im Jahr 2006 Mitglied ist. Das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit hat gemeinsam mit dem Bundesverband Angehöriger psychisch Kranker (BApK) Schulungen für Führungskräfte zum Umgang mit psychisch erkrankten Mitarbeitern und zur Prävention psychischer Belastung im Arbeitsalltag entwickelt.

Quelle: Pressemitteilung des  Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit vom 18.09.2012
www.seelischegesundheit.net