Netzwerk gegen Altersarmut bei Migranten

23.01.2012 | Soziale Arbeit | Nachrichten

Das Ministerium für Integration Baden-Württemberg und die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg bieten erstmalig gemeinsam mit ihren Projektpartnern aus dem "Netzwerk für Migration und soziale Sicherheit" (NEMIGUSS) die Informationsreihe "Arbeit, Gesundheit, Vorsorge" für Menschen mit Migrationshintergrund an.

Baden-Württembergs Integrationsministerin Bilkay Öney und die beteiligten Projektpartner stellten am 20. Januar 2012 in Stuttgart das neue Informationsangebot zur sozialen Sicherheit speziell für Menschen mit Migrationshintergrund vor. Angesichts des immer noch hohen Informationsdefizits bei sozialen Themen soll die Informationsreihe für Chancengleichheit sorgen, rechtzeitige Prävention ermöglichen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. Das Modellprojekt wird vorerst in Stuttgart erprobt. Knapp 40 Prozent der Einwohner Stuttgarts haben einen Migrationshintergrund. Das soziale Sicherungssystem ist jedoch vielen Migrantinnen und Migranten fremd. Eine rechtzeitige Vorsorge wird hierdurch erschwert oder verhindert. Dies soll sich künftig ändern. In einem zweijährigen Pilotprojekt wird vorrangig für türkisch-, griechisch- und italienischstämmige Bürgerinnen und Bürger Stuttgarts eine Informationsreihe zur sozialen Sicherheit angeboten, die in dieser Form bundesweit einmalig ist. Ministerin Bilkay Öney sieht in der sozialen Grundversorgung ein zentrales Ziel der Integrationspolitik. „Gezielte Informationen über Angebote der sozialen Si-cherheit sind eine wichtige Voraussetzung für eine gleichberechtigte Teilhabe von Migrantinnen und Migranten. Doch oftmals fehlt das Wissen“, sagte die Ministerin. Die neue Informationsreihe bietet einen Überblick über insgesamt sechs Themen: gesetzliche Rente und Altersvorsorge, Gesundheit und gesundheitliche Selbsthilfe, Rehabilitation, Berufsorientierung sowie Versorgung und Pflege im Alter. „Durch dieses Informationsangebot für Migrantinnen und Migranten kommen wir dem Ziel der Chancengleichheit im Bereich sozialer Sicherheit einen wichtigen Schritt näher. Wir können Bedarfslücken besser erkennen und spätere Unterversorgung und Altersarmut verhindern. Kultursensible Vorsorge und Prävention wird in einer alternden Gesellschaft immer wichtiger“, so Öney. Frühzeitig und noch zielorientierter informieren möchte auch Andreas Schwarz, Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg und Leiter des Netzwerks NEMIGUSS. „Wir haben bei vielen unserer Veranstaltun-gen festgestellt, dass fehlende Informationen rechtzeitiges Handeln und Prävention verhindert oder verzögert haben. Weiterhin sind insbesondere bei älteren Migranten auch die fehlenden Sprachkenntnisse eine wesentliche Ursache für das Informationsdefizit“, erklärte Schwarz. Dies wolle man künftig ändern. Die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg ist seit 1963 als Verbindungsstelle für Griechenland zuständig und kann somit insbesondere bei den griechischstämmigen Bürgern auch muttersprachlich unterstützend informieren und helfen. „Das Netzwerk soll für die Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund einen leichteren Zugang zu den sozialen Sicherungssystemen, insbesondere zu der Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung ermöglichen“, erhofft sich Stuttgarts Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer. Vor allem die älteren Stuttgarterinnen und Stuttgarter mit Migrationshintergrund haben häufig Probleme, die Regeln der sozialen Sicherheit und Vorsorge zu verstehen. „Gerade deshalb sind diese Mitbürgerinnen und Mitbürger überdurchschnittlich von sozialer Armut und schlechterer Gesundheitsvorsorge betroffen“, führte Fezer aus. Diese Er-kenntnisse ergeben sich unter anderem aus dem Bericht der partizipativen Al-tersplanung 2011 der Landeshauptstadt Stuttgart.
Jürgen Schwab, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stuttgart, sieht in gezielter Aus- und Weiterbildung sowie der Berufsorientierung die bestmögliche Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt. „Die Betriebe in Stuttgart können es sich nicht leisten, berufliche Potenziale brach liegen zu lassen. Wir möchten nicht erst bei Arbeitslosigkeit helfen, sondern versuchen bereits durch eine verbesserte Qualifikation der Mitarbeiter in den Betrieben Ar-beitslosigkeit zu vermeiden“, erklärte Schwab. Da der Anteil der Ungelernten bei den Migranten jedoch deutlich höher als bei Personen ohne Migrationshintergrund sei, bestehe bei ihnen auch eine größere Gefahr, immer wieder arbeitslos zu werden. Weitere Informationen zu NEMIGUSS:
Das im Jahr 2009 gegründete „Netzwerk Migration und soziale Sicherheit“ (NEMIGUSS) hat sich zum Ziel gesetzt, den Zugang zum sozialen Sicherungs-system für Menschen mit Migrationshintergrund durch gezielte Informationen und gemeinsame Projekte zu erleichtern. NEMIGUSS ist ein Zusammenschluss von Ministerien, Generalkonsulaten, Firmen, Gewerkschaften, der Stadt Stuttgart, der Agentur für Arbeit Stuttgart, Bildungsträgern, Sozialverbänden, Vereinen und Medien. Das Netzwerk steht unter der Federführung der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg und des Ministeriums für Integration Baden-Württemberg. Die Projektpartner der Informationsreihe „Arbeit, Gesundheit, Vorsorge“:
Ministerium für Integration Baden-Württemberg, Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg, Stadt Stuttgart, Agentur für Arbeit Stuttgart, Arbeiterwohl-fahrt Bezirksverband Württemberg e.V., der PARITÄTISCHE Baden-Württemberg, Volkshochschulverband Baden-Württemberg e.V.

Weitere Informationen unter http://www.integrationsministerium-bw.de/servlet/PB/menu/1273809/index.html?ROOT=1268673

Quelle: Pressemitteilung des Ministeriums für Integration Baden-Württemberg vom 20.01.2012
http://www.integrationsministerium-bw.de