Pflegeversicherung wird reformiert
Menschen mit Demenz sollen zukünftig mehr Leistungen aus der Pflegeversicherung erhalten. Die Bundesregierung hat dazu ein Gesetz auf den Weg gebracht.
Das Kabinett hat einen Gesetzentwurf zur Neuausrichtung der Pflegeversicherung beschlossen. Damit wird die Situation hilfebedürftiger Demenzkranker deutlich verbessert. Zugleich werden Angehörige und Familien entlastet.Demenzkranke profitieren sofort
"Pflege ist ein Thema, dass alle in der Gesellschaft früher oder später ereilt. In dem Gesetzentwurf wird erstmals der besondere Betreuungsbedarf bei Demenz berücksichtigt. Wir wollen insbesondere die ambulante Versorgung für diese Personengruppe ausbauen. 500.000 Demenzkranke profitieren sofort von der Neuregelung, weil sie nun regulär Pflegeleistungen in Anspruch nehmen können", so Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr bei der Erläuterung des Gesetzentwurfes. Ganz gezielt werde jetzt die Situation für Menschen verbessert, die bisher keine Leistungen aus der Pflegeversicherung erhalten haben, so Bahr weiter.Ambulant vor stationär
Solange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben können – das wünschen sich die meisten älteren Menschen. Wird die Vergesslichkeit größer, ist eine vertraute Umgebung besonders wichtig für die eigene Orientierung. Deshalb stärkt die Pflegereform der Bundesregierung den Grundsatz „ambulant vor stationär“. Dazu gehört, dass Pflegebedürftige zukünftig zwischen Leistungen und Zeiteinheiten frei wählen können. Mit dem Pflegedienst kann vereinbart werden, ob die Zeit für einen Spaziergang oder zur Körperpflege genutzt werden soll. Pflegedienste sollen künftig neben der Grundpflege und der hauswirtschaftlichen Versorgung auch die Leistung "Betreuung" anbieten, die sich speziell an Demenzerkrankte richtet, sagte Bahr. Außerdem sollen neue Wohnformen gefördert werden. Zum Beispiel können Wohngruppen bis zu 200 Euro für die Einstellung einer Pflegekraft erhalten.Pflegende Angehörige werden unterstützt
In unserer immer älter werdenden Gesellschaft steigt auch die Zahl der Pflegebedürftigen weiter an: Heute sind es circa 2,4 Millionen Menschen, in wenigen Jahrzehnten werden es über 4 Millionen sein. Auch die Zahl der Demenzkranken – derzeit 1,4 Millionen – wird deutlich ansteigen. Viele Jahre lang liegt die Verantwortung für pflegebedürftige Angehörige in der Familie. Die Bundesregierung plant deshalb, pflegende Angehörige besser zu unterstützen. Sie sollen leichter als bisher die Pflege unterbrechen können. Die Auszeit kann zum Beispiel für eine Rehamaßnahme genutzt werden. Das soll besonders gefördert werden.Finanzierung langfristig sichern
Die Bundesregierung sorgt zum ersten Mal dafür, dass der besondere Unterstützungsbedarf von Menschen mit Demenz in der Pflegeversicherung berücksichtigt wird. Bislang werden diese Hilfen durch die Leistungen der Pflegeversicherung nicht ausreichend abgedeckt. Der Gesetzentwurf sieht deshalb vor, dass ab 2013 der Beitragssatz für die Pflegeversicherung um 0,1 Prozent angehoben wird. Gleichzeitig soll der Einstieg in eine freiwillige private Vorsorge erfolgen. Die private Vorsorge soll steuerlich gefördert werden und bedarf noch einer gesetzlichen Regelung.Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung vom 28.03.2012