Schlechte Schülerinnen neigen zu Frauenberufen

Mädchen aus höheren Schichten wollen häufiger einen Männerberuf ergreifen

Leistungsschwache Mädchen streben eher Frauenberufe an, die in Deutschland schlechter bezahlt sind als Männerberufe. Dagegen wollen Mädchen, die gute Mathematiknoten haben oder aus sozial höheren Schichten kommen, häufiger einen Männerberuf ergreifen. Zu diesem Ergebnis kommen Kathrin Leuze und Marcel Helbig vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Sie haben untersucht, warum sich Mädchen und Jungen für geschlechts(un)typische Berufe interessieren. Weil Mädchen die Anforderungen in typisch weiblichen Berufen anscheinend geringer einschätzen, neigen gerade die schlechtesten Schülerinnen zu Frauenberufen. Dieses Muster zeigt sich bei Jungen nicht. Mit besseren Deutschnoten streben sie eher einen Frauenberuf, mit guten Mathematiknoten häufiger einen Männerberuf an. Einen „Informationsvorsprung“ sehen die Forscher als Ursache, dass Mädchen aus ökonomisch bessergestellten Elternhäusern öfter einen Männerberuf ergreifen möchten. Deren Eltern kennen die unterschiedliche Bezahlung bestimmter Berufe gut und geben ihr Wissen an die Kinder weiter. Auch weil in diesen Familien eher moderne Geschlechterrollen vermittelt werden, streben die Töchter seltener Frauenberufe an. Zudem neigen Mädchen eher zu Männerberufen, wenn sie vom Vater mehr Informationen über diese Berufe erhalten. Das Vorbild der Mutter hat bei der Berufswahl der Mädchen weniger Einfluss als vermutet. Jungen orientieren sich klar am Vater. Keinen nachweisbaren Einfluss auf die Berufswünsche haben die Angebote an Schulen, Mädchen männliche Berufe näherzubringen. Die Vorstellung, dass punktuelle Maßnahmen wie der Girls’- und Boys’Day das Berufswahlverhalten beeinflussen könnten, sei im Spiegel dieser Ergebnisse nicht haltbar, schreiben die Wissenschaftler. Die Studie basiert auf den Daten von 16.144 15-jährigen Mädchen und Jungen aus der PISA-Ergänzungsstudie 2006. Die Ergebnisse sind unter dem Titel „Ich will Feuerwehrmann werden!“ in Heft 1/2012 der „Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie“ erschienen. Zum abstract des Artikels 

Quelle: Pressemitteilung der Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH vom 24.04.2012
www.wzb.eu