„Thüringer Pflegepakt“ löst Probleme nicht

12.11.2012 | Altenhilfe | Nachrichten

In Vieselbach haben Vertreter von Landesregierung, Pflegekassen und Verbänden am 07.11.2012 den so genannten „Thüringer Pflegepakt“ verabschiedet. Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) in Thüringen, mit rund 200 stationären und ambulanten Einrichtungen größter Verband im Bereich Pflege, hat sich aktiv an der Ausgestaltung beteiligt und für konkrete Ziele anstatt gut gemeinter Absichtserklärungen eingesetzt. Gefordert hat der bpa insbesondere eine Bezahlung der Leistungen auf „Westniveau“ verbunden mit Gehaltsanpassungen für die Pflegekräfte. Damit wären konkreten Verbesserungen für Einrichtungen, Beschäftigte und Pflegebedürftige möglich gewesen.

Rosemarie Wolf, Vorstandsvorsitzende des bpa Thüringen, ist aber enttäuscht: "Wir haben viel Kraft und Energie in die Verhandlungen investiert. Der jetzt vorgelegte Pakt wird von uns nicht mitgetragen. Wir alle wünschen uns doch, dass sich mehr Menschen für den Pflegeberuf interessieren und unsere guten Fachkräfte im Land bleiben. Als Arbeitgeber wollen wir gute Löhne für gute Arbeit bezahlen. Das alles wird mit dem so genannten Pflegepakt nicht erreicht." Der bpa kritisiert vor allem die zahlreichen Absichtserklärungen ohne ausreichende Verbindlichkeit. Ein Streit über einen Tarifvertrag, den es in Thüringen für die Pflege nicht gibt, nutzt keinem. Eine klare Verpflichtung zur Leistungsvergütung wie in den Nachbarländern Hessen oder Bayern hätte dagegen den Pflegekräften konkret geholfen und die Einrichtung zur Lohnsteigerung in die Lage versetzt. Und nur so ist die pflegerische Versorgung in Thüringen dauerhaft sicherzustellen: "Wir fordern, dass konkurrenzfähige Gehälter finanziert werden, um Fachkräfte in Thüringen halten zu können", so Wolf, die selbst ein Pflegeheim betreibt: "Thüringen aber bildet nach wie vor das Schlusslicht bei den von den Kassen gezahlten Vergütungen. Wie sollen wir jungen Mitarbeiter mit diesen Vergütungen motivieren, in Thüringen zu bleiben und wie soll unsere alternde Bevölkerung versorgt werden? Die Pflege- und Krankenkassen müssen sich bei der Pflegevergütung an dem orientieren, was in benachbarten Bundesländern gezahlt wird. Andernfalls bleiben die Zahlen abwandernder Fachkräfte hoch, die der Bewerber niedrig und die Versorgung wird künftig gefährdet." "Wir müssen den Menschen ehrlich sagen, dass eine qualitativ gute Pflege auch vernünftige Vergütungen durch die Kassen erfordert. Dazu sagt der Pflegepakt aber gar nichts", ergänzt Thomas Engemann, Landesbeauftragter des bpa in Thüringen.

Quelle: Pressemitteilung des bpa - Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V. vom 07.11.2012
www.bpa.de