Ulla Schmidt übernimmt Bundesvorsitz der Lebenshilfe
Mitgliederversammlung wählt Spitzenpolitikerin mit großer Mehrheit
Marburg/Berlin. Die Bundestagsabgeordnete und ehemalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (63) aus Aachen ist neue Bundesvorsitzende der Lebenshilfe. Die Mitgliederversammlung der Bundesvereinigung Lebenshilfe mit mehr als 500 Delegierten aus ganz Deutschland hat sie heute in Marburg mit 89,64 Prozent der Stimmen gewählt. Unterstützt wird sie vom ebenfalls neu gewählten Bundesvorstand*, dem auch der Präsident des Bundessozialgerichts, Peter Masuch aus Kassel, angehört. Für Schmidt steht jetzt die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und der Inklusion an erster Stelle: „Wir müssen Verbündete finden, um Menschen mit Behinderung noch stärker in die Mitte unserer Gesellschaft zu holen." Mit der Lebenshilfe will sie die Strukturen der Gesellschaft so verändern, „dass eine Willkommenskultur herrscht, dass jede und jeder das Beste aus seinem Leben machen kann, dass jede und jeder am Tisch Platz haben kann“. Ulla Schmidt löst Robert Antretter, MdB a.D. aus Backnang, nach zwölf Jahren an der Spitze des Verbandes ab. Der 73-Jährige stand für eine weitere vierjährige Wahlperiode nicht mehr zur Verfügung. Antretter gratulierte seiner Nachfolgerin und wünschte ihr alles Gute für die neue Aufgabe. Er selbst wurde einstimmig zum Ehrenvorsitzenden der Lebenshilfe gewählt und als erster mit der nach dem Lebenshilfe-Gründer benannten Tom-Mutters-Medaille ausgezeichnet. Zu seiner Verabschiedung sprachen die frühere Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth (Rede) und der Lebenshilfe-Bundesgeschäftsführer i.R. Dr. Bernhard Conrads (Rede). Sie würdigten Robert Antretter als einen unermüdlichen Kämpfer für bessere Lebenschancen von behinderten Menschen und ihren Familien. Die SPD-Spitzenpolitikerin Ulla Schmidt ist Lehrerin für Sonderpädagogik mit dem Schwerpunkt Rehabilitation lernbehinderter und erziehungsschwieriger Kinder. Seit vielen Jahren arbeitet sie eng mit der Lebenshilfe zusammen und vertritt ihre Positionen auch im Bundestag. Zum Beispiel im Rahmen einer überfraktionellen Gesetzesinitiative gegen die Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) oder in der Auseinandersetzung um die Regelbedarfsgruppe 3, die den Anspruch von Menschen mit Behinderung bei der Grundsicherung herabsetzt. Als Mitglied der Lebenshilfe in ihrer Heimatstadt Aachen setzt sich Ulla Schmidt auch auf örtlicher Ebene für behinderte Menschen und ihre Familien ein. Neben der Neuwahl wurde auf der Mitgliederversammlung auch über einen neuen Verbandsnamen entschieden. Statt „Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung“ wird die Selbsthilfeorganisation in Zukunft nur noch „Bundesvereinigung Lebenshilfe“ heißen. Der neue kurze Name, der im Zeichen der Inklusion Offenheit für alle Menschen signalisieren soll, wurde nach engagierter Debatte mit 81,16 Prozent der Stimmen angenommen. Die Lebenshilfe wird sich selbstverständlich weiter vorranging für Menschen mit geistiger Behinderung sowie mit schwerster und mehrfacher Behinderung einsetzen – wie es in ihrem neuen, 2011 verabschiedeten Grundsatzprogramm verankert ist. Mit ihren rund 135.000 Mitgliedern zählt die Lebenshilfe zu den größten deutschen Selbsthilfeorganisationen; von ihren Einrichtungen und Diensten werden mehr als eine Million Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen direkt oder indirekt betreut. Die Lebenshilfe ist mit Bundesgeschäftsstellen in Marburg und Berlin vertreten. Landesgeschäftsstellen gibt es in allen 16 Bundesländern und darüber hinaus ein deutschlandweites Netz aus 523 örtlichen Vereinigungen. (3518 Zeichen)*Der neue Bundesvorstand der Lebenshilfe:
Bundesvorsitzende: Ulla Schmidt, AachenStellvertreter: Rolf Flathmann, Bremerhaven
Stellvertreterin: Monika Haslberger, Freising
Schatzmeister: Dr. Oliver Linz, Bonn Weitere Mitglieder des Vorstands: Ramona Günther, Dornstetten
Andreas Henke, Gütersloh
Bärbel Kehl-Maurer, Kirchheim/Teck
Mario Kilian, Mainz
Prof. Dr. Theo Klauß, Heidelberg
Doris Langenkamp, Münster
Peter Masuch, Präsident des Bundessozialgerichts, Kassel
Achim Wegmer, Mühlacker
Tina Winter, Wetzlar
Quelle: Pressemitteilung der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e.V. vom 22.09.2012