ver.di kritisiert: Drehtürpsychiatrie feiert Wiederauferstehung
Vor einem Rückfall in die Verwahrpsychiatrie des letzten Jahrhunderts warnt die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Anlass ist ein Treffen im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) am Montag, den 15. Oktober 2012, bei dem das Pauschalierende Entgeltsystem in der Psychiatrie und Psychosomatik (PEPP) gegen den Rat aller Fachleute durchgeboxt werden soll. „In den Kliniken herrscht helles Entsetzen über dieses Vorgehen“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Ellen Paschke. Beschäftigte und Klinikleitungen befürchteten massive Einschnitte in die flächendeckende psychiatrische Versorgung, wenn das Ministerium im Hauruck-Verfahren etwas durchsetze, was die Behandlung der Patientinnen und Patienten und die Arbeit der Beschäftigten verschlechtere. „Wir brauchen eine gute und zukunftsweisende psychiatrische Versorgung und gute Arbeit. Es darf keinen Schnellschuss geben, bei dem die Qualität auf der Strecke bleibt“, forderte Paschke. ver.di fordert das BMG eindringlich auf, den erforderlichen Dialog über die Umsetzung der neuen Vergütung in den Einrichtungen wieder aufzunehmen. „Wir brauchen nicht nur eine möglichst gut berechenbare Vergütung, sondern eine bedarfsgerechte Versorgung“, so die Gewerkschafterin. Im Sommer 2012 hatte der Bundestag beschlossen, für die psychiatrischen Kliniken Tagespauschalen einzuführen. Der Umsetzungsprozess soll bis 2022 abgeschlossen sein. Strittig ist bislang, wie die Leistungen der Klinik in dem neuen System berechnet werden. Bei psychischen Erkrankungen ist der Verlauf trotz gleicher Diagnose sehr unterschiedlich. Die Eile, jetzt ein unzulängliches Vergütungssystem einzuführen, sei für niemanden nachvollziehbar und gefährde die Verbesserung in der Versorgung, kritisierte Bundesvorstandsmitglied Paschke. „Das ist ein Rückfall in die überwunden geglaubte Drehtürpsychiatrie.“Quelle: Pressemitteilung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) vom 14.10.2012
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