Weltweiter Aktionstag für Mädchen

Die Lebenssituation vieler Mädchen und jungen Frauen in Entwicklungsländern ist erschütternd, aber auch in Deutschland gibt es Handlungsbedarf. Die BAG EJSA fordert die nachhaltige Absicherung der Mädchensozialarbeit in allen Förderrichtlinien und eine angemessene finanzielle Ausstattung und institutionelle Förderung der Mädchensozialarbeit für deren Umsetzung im Rahmen des SGB VIII!

75 Millionen Mädchen weltweit können nicht zur Schule gehen. Jedes dritte Mädchen wird nie eine weiterführende Schule besuchen können. Alle drei Sekunden wird ein Mädchen irgendwo auf der Welt gegen seinen Willen verheiratet. Darüber informiert die Kinderhilfsorganisation Plan Deutschland im Rahmen der seit 2003 laufenden Kampagne „Because I am a Girl“ (www.biaag.de). Solche Zahlen erschüttern. Sie zeigen, wie ungerecht die Welt für Mädchen ist und wie sehr ihre Fähigkeiten und Potenziale missachtet und vergeudet werden. Um das zu ändern, haben die Vereinten Nationen auf Initiative von Plan International den 11. Oktober zum Weltmädchentag ernannt. Dieser Tag soll auf die Herausforderungen und Probleme, mit denen Mädchen in aller Welt konfrontiert sind, aufmerksam machen. In den westlichen Industrieländern scheinen Mädchen und junge Frauen gleichberechtigt. Das öffentliche – medial geprägte – Bild ist durchweg positiv, jedoch einseitig. Mädchen werden im Gegensatz zu Jungen als selbstbewusster und besser gebildet, als gleichberechtigt oder sogar überlegen und privilegiert dargestellt. Dies entspricht so pauschal nicht der Realität. Trotz vieler Dinge, die bereits erreicht wurden, bekommen junge Frauen schlechtere Ausbildungs- und Arbeitsplätze, schlechtere Löhne und Positionen. Ihr Armutsrisiko besonders im Kontext mit eigenen Kindern ist deutlich höher als das von Männern. „Auch wenn die Lebenssituation von Mädchen in Deutschland nicht mit den Problemen und Benachteiligungen von Mädchen in Entwicklungsländern gleichgestellt werden kann, gibt es in Deutschland Handlungsbedarf für die gezielte Förderung von Mädchen in schwierigen Lebenslagen“, sagt Susanne Käppler, Referentin für Mädchensozialarbeit  bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit (BAG EJSA). Die Evangelische Jugendsozialarbeit setzt sich mit ihren Angeboten dafür ein, dass Mädchen lernen, ihr Leben eigenständig zu führen, ihre soziale Lage abzusichern und eine Berufsperspektive zu entwickeln. Rechtliche Grundlage dafür ist der im Kinder- und Jugendhilfe-Gesetz formulierte Auftrag ”geschlechtsspezifische Benachteiligungen sind abzubauen” (§ 9.3 SGB VIII). Trotzdem wird Mädchensozialarbeit in den letzten Jahrzehnten nach einer Phase des Aufbaus und der Qualifizierung sowohl in den alten als auch besonders in den neuen Bundesländern immer stärker abgebaut. Gemessen an den gesetzlichen Vorgaben und am festgestellten Bedarf gibt es weder eine bedarfsgerechte Anzahl von eigenständigen Angeboten der Mädchensozialarbeit noch genügend mädchenspezifische Angebote in koedukativen Einrichtungen. Dies stellt der Fachbeirat Mädchensozialarbeit der BAG EJSA in dem Papier „Mädchensozialarbeit heute – eine Standortbestimmung“ fest. Der politische Wille, solche Angebote aufzubauen und sowohl finanziell als auch fachlich abzusichern, sei zurzeit gering, heißt es in dem Papier, das in Kürze veröffentlicht wird.

Quelle: Pressemitteilung der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit e.V. (BAG EJSA) vom 11.10.2012
www.bagejsa.de