Neuer Studiengang für Soziale Arbeit in Moscheegemeinden kann geschaffen werden
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellt der Universität Osnabrück rund 2,9 Millionen Euro bereit, um einen Teilstudiengang „Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft“ sowie eine Postdoc-Gruppe einzurichten. In Deutschland existieren derzeit rund 2.500 Moscheegemeinden. Die in ihrem Umfeld geleistete soziale Arbeit, wie beispielsweise Gesundheitsdienst, Jugendhilfe oder Altenpflege, wird zumeist ehrenamtlich durch fachlich kaum ausgebildetes Personal geleistet. Der bundesweit bislang einmalige Studiengang soll dabei helfen, Professionalisierungsangebote durch eine akademische Ausbildung zu schaffen. Prof. Dr. Rauf Ceylan erklärt dazu: „Der Mangel an ausgebildetem Personal führt in den klassischen Handlungsfeldern der Wohlfahrtspflege dazu, dass die öffentliche Hand keine Zuschüsse gewährt, da die üblichen Anforderungen, die unter anderem im Sozialgesetzbuch festgelegt sind, nicht erreicht werden.” Die Aufnahme in die Regelförderung von Land und Kommune sei nur möglich, wenn künftig Fachkräfte mit einer umfassenden Ausbildung bereitständen. Dabei bietet das Feld der „Sozialen Arbeit/Sozialpädagogik“ eine Vielzahl von Beschäftigungsmöglichkeiten in Kommunen oder Organisationen der Wohlfahrtspflege. „Viele Träger, darunter auch Caritas und Diakonie, wünschen für ihre Einrichtungen in muslimisch geprägten Sozialräumen qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus muslimischen Sozialisationskontexten”, ergänzt Prof. Ceylan. Basis des Teilstudiengangs sind die islamische Theologie, Funktionsweise und Struktur der Gemeinden, interkulturelle Bildung und Erziehung sowie religionswissenschaftliche Kenntnisse. Generell ist das Studium zweiphasig konzipiert. Der zweite Ausbildungsabschnitt umfasst ein Anerkennungsjahr. Darin sollen die Studierenden grundlegende Erfahrungen in den praktischen Handlungsfeldern der sozialen Arbeit erwerben und ihre Fachkenntnisse vertiefen. Darüber hinaus werden sie eigenständig in Bereichen der sozialen Arbeit tätig sein. Kooperationspartner innerhalb der Universität Osnabrück sind die Fachgebiete Katholische und Evangelische Theologie, Erziehungswissenschaft und Migrationssoziologie. „Die herausragende Innovation dieses Studienangebots liegt darin, dass der Studiengang mit einem berufsrelevanten zweiten Fach kombiniert werden kann”, erklärt die Projektleiterin Prof. Dr. Martina Blasberg-Kuhnke, „Damit reagieren wir auf die zunehmende Ausdifferenzierung des Arbeitsmarkts für Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen bzw. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter.” Die erste Phase der BMBF-Förderung in Höhe von rund 3,3 Millionen Euro umfasste den Zeitraum 2011 bis 2016 und ermöglichte den weiteren Ausbau des Instituts für Islamische Theologie (IIT) an der Universität Osnabrück, das sich mit allen wissenschaftlichen Disziplinen der Islamischen Theologie und den themenübergreifenden Schnittstellen der religiösen Aufklärung, interkulturellen Erziehung, Seelsorge sowie Gemeinde- und Religionspädagogik und ihrer Umsetzung in die heutige muslimische Migrationsgesellschaft in Deutschland befasst. Dabei wird das gegenwärtige Institutsprofil insbesondere von den Kernfächern der islamischen Theologie, der Religionspädagogik sowie von der interdisziplinären Forschung geprägt. „In dieser Phase haben wir alles erreicht, was wir uns vorgenommen haben”, so Blasberg-Kuhnke. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, und das Ministerium würdigt diesen Erfolg vollumfänglich mit der Bewilligung unseres neuen Antrags.” Dadurch werde die Universität in die Lage versetzt, die Profilbildung der bekenntnisgebundenen islamischen Wissenschaften abschließen. Die Projektleitung der zweiten Phase werden neben Prof. Blasberg-Kuhnke (Katholische Theologie) Prof. Dr. Bülent Ucar und Prof. Dr. Rauf Ceylan, beide vom IIT, übernehmen. So zeichnet sich das Institut in Zukunft durch folgende Profillinien aus: Islamische Theologie und Religionspädagogik unter der Verantwortung von Prof. Ucar sowie Religionssoziologie und Soziale Arbeit, die federführend Prof. Ceylan leitet.Quelle: Presseinformation der Universität Osnabrück vom 26. August 2016