Theismus oder Atheismus?

von Dr. Jos Schnurer
17.02.2016

Collage, zusammengestellt von Dr. Jos Schnurer
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Ich glaube an einen Gott! – Ich glaube an keinen Gott!, die beiden konträren Bekenntnissen unterscheiden sich nur durch einen Buchstaben – und sie sind doch so grundlegend verschieden in ihren semantischen wie existentiellen Aussagen! „Theismus“ wird im Fremdwörterbuch erklärt als der „Glaube an einen persönlichen, von außen auf die Welt einwirkenden Schöpfergott“, während „Atheismus“ als „Gottesleugnung, Verneinung der Existenz Gottes oder seiner Erkennbarkeit“ definiert wird. Damit wird deutlich, dass der Glaube an einen Gott immer eine persönliche, individuell zu entscheidende Weltanschauung darstellt und niemals, von welchen Mächten oder Ideologien auch immer verordnet werden kann. Eine „Staatskirche“ oder gar einen „Gottesstaat“ kann es deshalb nicht geben. In den verschiedenen Kulturen gibt es, seit der Mensch seine Existenz auf seine Vernunftbegabung gründet, immer schon die Auseinandersetzung darüber, ob der anthrôpos „Anteil am unvergänglichen und göttlichen Geist“ habe, wie dies der antike griechische Philosoph Aristoteles [1]  in seiner anthropologischen Philosophie bejahend formuliert hat und damit zum „Lehrer des Abendlandes“ wurde [2]. Die sich daraus entwickelte Mensch- und Weltanschauung weist den Menschen deshalb in der Scala naturae eine Mittelstellung zwischen Tier und Gott zu, was ihn zum einen zum Herrscher über die unter ihm existierenden Lebewesen, zum anderen zum Beherrschten durch eine höhere Substanz macht. „Gott“, so definiert Aristoteles, „ist das ewige, beste Lebewesen, so dass Gott Leben und beständige und ewige Fortdauer zukommen“. Es ist demnach nur konsequent, dass der  Mensch nach euzôia, einem guten, gelingenden Leben strebt  Dieses anthropologische Denken war bereits zu Aristoteles‘ Zeiten nicht unumstritten [3]; und ist es heute weniger denn je [4]. Die (europäische?) Aufklärung, deren Wurzeln im anthropologischen, aristotelischen Denken liegen, hat immer wieder versucht, in der Anerkennung der allen Mitgliedern der menschlichen Familie innewohnenden Würde und ihrer gleichen und unveräußerlichen Rechte die Grundlage der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens in der Welt zu erkennen, wie dies in der „globalen Ethik“, der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, postuliert wird. In diesem Selbstverständnis artikuliert sich ein unabhängiger Geist, der beansprucht, wahrhaftig zu sein, sich authentisch und kritisch zu äußern und gewappnet ist gegen ideologische, fundamentalistische oder genehme Diktate oder Einflüsse. Es sind die Widerstände, denen Menschen ausgesetzt sind, die sich gegen die Morgensternsche Aufdeckung – „Was nicht sein darf, das nicht sein kann“ – wehren und dem Systemdenken das eigene Denken entgegen setzen [5], die danach kritisch Ausschau halten, wie sich in der Geschichte der Menschheit scheinbare Selbstverständlichkeiten entwickelt und durchgesetzt haben. Der Hamburger Historiker und Schriftsteller Philipp Blom hat sich z. B. in seinem 2010 erstmals in englischer Sprache erschienenem Essay „A Wicket Company. The Forgotten Radicalism of the European Enlightenment“, das 2011mit dem Titel „Böse Philosophen“ in deutscher Sprache erschienen ist, auf die Suche nach den im Mainstream des europäischen Denkens vergessenen Denkern  und radikalen Aufklärern gemacht, deren Credo sich heute geradezu modern und perspektivenreich anhört, nämlich „die eigenen Leidenschaften zu verfeinern und zu lenken, anstatt sie zu verleugnen, das eigene Glück in dieser Welt zu finden, der eigenen Umwelt so wenig wie möglich zu schaden, und so viel Gutes wie möglich zu schaffen“; also das eigene Denken und Handeln nicht von ideologischem, manipulativem und kalkuliertem Vorgekautem, sondern vom Prinzip der Selbstvergewisserung Geleitetem bestimmen zu lassen [6]. Der Karlsruher Philosoph Peter Sloterdijk hat in seinem Buch „Philosophische Temperamente“ den Faden aufgenommen, der sich seit dem „Philosophical Turn“ zuerst im angelsächsischen und dann auch im deutschen Diskurs über die Frage: „Wer bin ich?“ entwickelt hat, dass nämlich das Denken des abendländischen Menschen kein Alleineinstellungsmerkmal menschlichen Daseins darstellt [7], sondern dass der Homo occidentalis geworden und eingebunden ist in ein globales Bewusstsein, dass jedes Individuum und jede Gesellschaft die Verantwortung für eine humane Gegenwart und Zukunft der Menschheit mit sich trägt [8].

Ist religiöses Denken vernünftig?

Wer über Religion nachdenkt, kommt schnell an Grenzen, die für den einen unüberwindbar, für den anderen keine sind! In der Religionsphilosophie zieht sich wie ein roter Faden die Ungewissheit, wie auch die Gewissheit religiösen Denkens als ein nicht beweisbarer Beweis zu glauben. Der aristotelische Gott als „unbewegter Beweger“ wird in der christlichen Schöpfungslehre dem „Urgrund des Glaubens“ zugeordnet, während im atheistischen Denken der „Gotteswahn“ (Richard Dawkins) entgegengehalten wird. In der Doppelgesichtigkeit von Religiosität zeigt sich zum einen die nicht in Zweifel gezogen werdende Gewissheit von Göttlichkeit, die jedoch „keineswegs mit naiver Unmittelbarkeitserwartung verwechselt werden darf“, (sondern sich)... in der Spannung zwischen dem erinnerten Gegenwärtig- und Entzogensein Gottes“ befindet und dem Menschen nicht verfügbar ist [9]. Die Leugnung eines Gottes muss nicht bedeuten, dass der Mensch ungläubig ist; es ist vielmehr das Dilemma, dass ein Gottesbeweis nicht erbracht werden kann, es sei denn im Glauben: „Es ist unbegreiflich, dass Gott ist, und es ist unbegreiflich, dass er nicht wäre“ [10]. Der Atheist und Mitbegründer der Humanistischen Union, Gerhard Szczesny (1918 – 2002), stellte angesichts der zunehmenden „Gottlosigkeit“ in der Welt die Behauptung auf; dass die ‚Glaubenslosigkeit‘ nicht mehr das Vorrecht einer besonders aufgeklärten Minderheit, sondern Schicksal eines sich wahrscheinlich in der Mehrheit befindenden, ganz gewiss aber sehr zahlreich anzutreffenden Typs des zeitgenössischen westlichen Menschen sei [11].

Das Menschenrecht auf Religionsfreiheit

In der Menschenrechtsdeklaration der Vereinten Nationen wird in Artikel 18 formuliert: „Jedermann hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit“, und spezifiziert: „dieses Recht umfasst die Freiheit, seine Religion oder seine Weltanschauung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder seine Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Unterricht, Ausübung, Gottesdienst und Beachtung religiöser Bräuche zu bekunden"“. Dieses Menschenrecht korrespondiert mit dem Menschenrecht auf Freiheit der Meinung und der Meinungsäußerung (Art. 19). Basis dafür ist die in der globalen Ethik festgelegte Wertvorstellung, dass „die Anerkennung der allen Mitgliedern der menschlichen Familie innewohnenden Würde und ihrer gleichen und unveräußerlichen Rechte die Grundlage der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens in der Welt bildet“ [12] . Diese Freiheit freilich kann nur gewährleistet werden, wenn im gesellschaftlichen Ordnungs- und Lebenssystem Religion und Politik in klaren, freiheitlichen und demokratischen Strukturen wirksam werden können. Im internationalen, interkulturellen und interreligiösen Diskurs bilden sich dabei zwei demokratische Modelle heraus: Da ist zum einen das republikanische Modell der Laizität, die „über die Achtung der moralischen Gleichheit und der Gewissensfreiheit hinaus die Emanzipation der Individuen und die Herausbildung einer gemeinsamen staatsbürgerlichen Identität“ anstreben; und das liberal-pluralistische Modell, das danach strebt, „das optimale Gleichgewicht zwischen der Achtung der moralischen Gleichheit und der Achtung der persönlichen Gewissensfreiheit zu finden“. Bedeutsam dabei sind auch die Fragen, wie sich im laizistischen, gesellschaftlichen Verständnis Öffentlichkeit und Privatsphäre zueinander verhalten und welchen Stellen- und Präsentationswert religiöse Symbole und Rituale in der Öffentlichkeit haben sollen [13].

Wie sind wir geworden, was wir sind?

Philosophie sei, so einige der Interpretationen, die Suche danach, was der Mensch ist, wie er ist, wie er lebt und leben soll. Meist wird die Suche danach mit den drei Kantischen Fragen charakterisiert: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Und sie wird motiviert durch die Aufforderung: Sapere aude – Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Das sind Anforderungen, die zu den Urgründen menschlichen Daseins reichen und entweder als unmöglich, oder als erfolgversprechend deklariert werden. Alle Völker haben zu allen Zeiten darüber nachgedacht, was das Leben ist, was das wichtigste im Leben ist, warum wir Menschen leben und wer wir sind. Manche Menschen haben ihr ganzes Leben damit zugebracht, zu philosophieren. Die ersten Menschen haben ihre Fragen in die Felsen geritzt, als Bilder, die wir heute als Felszeichnungen bewundern; die griechischen Philosophen, wie z.B. Sokrates (470 – 399 v.Chr.), Platon (427 – 347 v.Chr.), Aristoteles (384 – 322 v.Chr.)…, haben nach dem Sinn des Lebens gefragt. Heraklit (ca. 540 – 480 v.Chr.) sah in der dauernden Veränderung der Natur die Wurzel des Lebens. „Alles fließt“, so versuchte er zu erklären, dass alles in Bewegung ist und nichts ewig dauert. In der Bibel kann man lesen (sprachlich vereinfacht, d.V.): Alles hat seine Zeit und seine Stunde. Geboren werden hat seine Zeit, Sterben hat seine Zeit, Pflanzen hat seine Zeit, Ernten hat seine Zeit, Gesund werden hat seine Zeit, Niederreißen hat seine Zeit, Aufbauen hat seine Zeit, Weinen hat seine Zeit, Lachen hat seine Zeit, Klagen hat seine Zeit, Tanzen hat seine Zeit.... Das philosophische Denken in Asien wird in der kurzen Geschichte deutlich: Kommt ein Schüler mit einer brennenden Kerze zum Lehrer und fragt: Meister, woher kommt das Licht? Der bläst das Kerzenlicht aus und antwortet: Wenn du mir sagst, wohin das Licht geht, sage ich dir, woher es kommt! Die indianischen Auffassungen, dass der Mensch zur Erde gehöre, er aber nicht Besitzer oder Beherrscher der Natur sei, ist frühzeitig von den materialistischen und imperialen Machtgelüsten der Weißen getilgt worden; und die eurozentristischen und kolonialen Festlegungen, dass die Afrikaner nicht philosophieren könnten, weil sie keine Geschichte und Kultur hätten, hält sich allzu zähflüssig in einigen Denkmustern bis heute. Der Hoffnungsschimmer, dass die Vernunftfähigkeit des Menschen dazu führen möge, lokal und global ein nachhaltiges Leben zu führen, drückt sich in der (trotzigen und widerständigen) Auffassung aus, dass eine friedliche, gerechte, soziale Eine Welt möglich ist. Der deutsch-amerikanische Philosoph Vittorio Hösle von der University of Notre Dame im Bundesstaat Indiania geht bei seiner Frage: „Gibt es eine deutsche Philosophie?“ davon aus, dass der „deutsche Geist, wenn es ihn je gegeben hat, vergangen ist“, und zwar nicht nur angesichts der durch die Globalisierung entstandenen multi- und transnationalen Bezüge, sondern auch im Wissenschaftsbereich, insbesondere durch die Ablösung des Lateinischen des Mittelalters durch das Englische heute. Mit der Arbeitshypothese, „dass zwar die deutsche Aufklärungsphilosophie gemeinsame Züge der europäischen teilt, aber doch eine spezielle Ausgestaltung gewonnen hat, die sie, jenseits der bloßen Verwendung der deutschen Sprache, von der der Nachbarländer unterscheidet“, begründet der Autor das Unterfangen, „Eigentümlichkeiten hervorzuheben, die diese (die deutsche, JS) von derjenigen anderer europäischer Nationen unterscheidet“. Dabei filtert er ein Charakteristikum einer „deutschen Philosophie“ heraus, nämlich „dass zum deutschen Geist entscheidend das Nachdenken über den Geistbegriff gehört“. Vittorio Hösle richtet seinen Blick von Außen auf den „deutschen Geist“, wie er sich über die Jahrhunderte hinweg im philosophischen Diskurs in unserem Land entwickelt und im intellektuellen Denken geprägt hat. Mit seiner historischen Fleißarbeit verweist er auf einen, wie der Autor findet, entscheidenden Aspekt, dass nämlich „die hegemonialen deutschen Intellektuellen fast alle einer religiösen Konfession entstammen, die es in den bevölkerungsstärksten europäischen Staaten kaum gab, dem Luthertum“ [14].

Ein Blick über den abendländischen Gartenzaun

In der sich immer interdependenter und entgrenzender bildenden (Einen?) Welt wird die Frage immer drängender, auf welchen Weltbildern die Entwicklung der Menschheit in der Gegenwart und Zukunft beruht. Die Erwartungshaltung, dass sich ein Bewusstsein entwickeln möge, das jeder Mensch tagtäglich die Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft der Menschheit mit sich trägt [15], wird immer wieder genährt durch die inter- und transkulturellen Hoffnungen, dass der traditionellen Überhöhung des abendländischen und der Tabuisierung oder zumindest der Nichtwahrnehmung des morgenländischen Denkens ein ganzheitlicher, globaler Blick entgegengesetzt werden könne. Die Heidelberger Sozialwissenschaftlerin Christine Kupfer hat diesen Versuch unternommen, indem sie auf das Wirken des indischen Philosophen, Anthropologen und Pädagogen Rabindranath Tagore (1841 – 1941) verweist. Der als „Weiser aus dem Morgenland“ bekannt gewordene, 1913 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnete Gelehrte verband die evolutionären Entwicklungen der Menschheit mit religiösen, asiatischen  Schöpfungsgedanken und charakterisierte dadurch den Menschen als „Freiheitssucher“. Es sind philosophische Gedanken, die Grenzen der asiatischen Mystik ausloten und sowohl in Konfrontation zu westlichem anthropologischem Denken gehen, als auch Verbindungen zu den Idealen der Aufklärung suchen. Dabei wird deutlich, dass nur ein Philosoph, der im asiatischen Denken zu Hause ist und gleichzeitig die Fähigkeit besitzt, abendländische Traditionen zu kennen und aufzunehmen, Wege zum Weltmenschen ebnen kann: „Der Weltmensch nähert sich … durch Handlung, Wissen und Liebe dem Bereich des Universalen an, ohne dabei seine Individualität zurückzustellen“ [16].

Nach Gott suchen heißt, nach Vertrautheit Ausschau halten

Die kontroverse Auffassung, ob der Mensch ein religiöses Lebewesen ist, das als zôon politikon fähig und in der Lage ist, kraft seines Verstandes eine eigene Glaubensmeinung zu bilden, oder ob der Mensch ohne Gott souveräner, besser, unabhängiger existieren könne, ist weder mit einem Ja noch mit einem Nein zu beantworten. Der französische Sozialwissenschaftler Bruno Latour hat sich über die religiöse Rede Gedanken gemacht und historische wie aktuelle Entwicklungen der Suche nach „Gott“ reflektiert. In einem Essay, das wie eine „Rede zu sich selbst“ wirkt, wie ein Selbstgespräch und gleichzeitig eine Parole an die Leserinnen und Leser, vermittelt der Autor Einblicke und ermöglicht Draufsicht. Es ist ein Ringen und Zweifeln, das Sagen von Unsagbarem, das danach fragt, ob es einen Gott gibt, und wie es sich darstellt, wenn sich die Überzeugung oder Ahnung durchgesetzt hat, dass es einen oder keinen gibt, etwa wissenschaftlich verifizier- oder falsifizierbar mit dem „Doppelklick“ der virtuellen Information . „Da steh‘ ich nun, ich armer Tor, und bin zu klug als wie zuvor“. Es sind Fragen nach dem „guten Leben“, des Glückens etwa einer Liebesbeziehung, oder des Missglückens, die immerhin so etwas wie Bedingungen herausfiltern: Klare, verständliche Rede, situationsbedingtes Handeln, eindeutige und wirkungsvolle Reaktionen und ganzheitliches Tun. Es sind freilich immer auch die Vorbehalte, die Glauben zu Unglauben machen können, die von der Reflektion und dem Phantasieren hinkommen müssen zu den Realitäten des aktuellen Lebens. Und dabei kommt einem in die Quere, oder zu Hilfe, was sich im wissenschaftlichen und religiösen Diskurs als Gegensatz darstellt: Glauben und Ratio. Die durchaus verzweifelt wirkenden, in jedem Fall aber „nach der Wahrheit“ suchenden Gedankengänge führen eben nicht auf einen vorbezeichneten, leicht begehbaren Weg, der ohne Mühe begangen werden kann; sie münden, überraschend oder auch erwartet, in eine für die einen ungeheuerliche und häretische, für die anderen logische Auffassung: „Gott ist nur eine Redeweise“. Damit aber erhält das „Wort“ eine Bedeutung, die durchaus menschenverbindend sein kann: „Das Wort ist Mensch“. Was übrig bleibt ist die Unterscheidung zwischen Immanenz und Transzendenz und das Wagnis, „den Blick vom Fernen abzuwenden, um das Nahe wiederzufinden“ [17].

Fazit

Die anfangs zaghaft und zweifelnd gestellte Frage: Gibt es einen oder keinen Gott?, kann bis hierhin nicht überzeugender oder gar allgemeinverbindlicher beantwortet werden. Das ist auch gut und richtig so! Denn es wäre schlimm, gefährlich und unmenschlich, gäbe es darauf die eine „richtige“ Antwort! Jeder Mensch sollte im ständigen, lebenslangen Bemühen seine eigene Existenz immer wieder kritisch befragen: Wie halte ich es mit meiner Menschlichkeit? Bemühe ich mich, in Gemeinschaft und Solidarität mit den Mitmenschen darum, ein gutes, gelingendes Leben zu führen? Kann mir dabei ein Gott behilflich sein, oder ist mir Mensch genug? Nur wer andere in ihrer Persönlichkeit und Würde achtet, ist auch in der Lage, sich selbst zu achten! Es gibt keinen „Gottesbeweis“, es sei denn, er gründet in der Verantwortung für das eigene und gesellschaftliche Denken und Tun. So stellt sich der von Immanuel Kant formulierte kategorische Imperativ als Fundament sowohl für Religiosität als auch Ungläubigkeit dar: Was du nicht willst, das man dir tu‘, das füg‘ auch keinem andern zu!“. Autor
Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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[1] Otfried Höffe, Aristoteles-Lexikon, Kröner-Verlag, Stuttgart 2005, S. 47ff

[2] Hellmut Flashar, Aristoteles. Lehrer des Abendlandes, 2013, zur Rezension

[3] Arbogast Schmitt, Die Moderne und Platon. Zwei Grundformen europäischer Rationalität, 2008, zur Rezension.

[4] Wolfgang Welsch, Homo mundanus. Jenseits der anthropischen Denkform der Moderne, 2012, zur Rezension

[5] Karl Heinz Bohrer, Selbstdenker und Systemdenker. Über agonales Denken, 2011, zur Rezension

[6] Philipp Blom, Böse Philosophen. Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung, 2011, zur Rezension

[7] Peter Sloterdijk, Philosophische Temperamente. Von Platon bis Sartre, 2009, zur Rezension

[8] Arno Bammé, Homo occidentalis. Von der Anschauung zur Bemächtigung der Welt ; Zäsuren abendländischer Epistemologie, 2011, zur Rezension

[9] Harald Seubert, Zwischen Religion und Vernunft. Vermessung eines Terrains, 2013, zur Rezension

[10] Gerald Hartung / Magnus Schlette, Hrsg., Religiosität und intellektuelle Redlichkeit, 2012, zur Rezension

[11] Gerhard Szczesny, Die Zukunft des Unglaubens, Paul-List-Verlag, München 1965, S. 11

[12] Deutsche UNESCO-Kommission, Menschenrechte. Internationale Dokumente, Bonn 1981, S. 48

[13] Jocelyn Maclure / Charles Taylor, Laizität und Gewissensfreiheit, 2011, zur Rezension

[14] Vittorio Hösle, Eine kurze Geschichte der deutschen Philosophie. Rückblick auf den deutschen Geist, 2013, zur Rezension

[15] Christoph Antweiler, Mensch und Weltkultur. Für einen realistischen Kosmopolitismus im Zeitalter der Globalisierung, 2010, zur Rezension

[16] Christine Kupfer,  Bildung zum Weltmenschen. Rabindranath Tagores Philosophie und Pädagogik, 2013, zur Rezension; vgl. auch: Hans-Willi Weis, Der Intellektuelle als Yogi. Für eine neue Kunst der Aufmerksamkeit im digitalen Zeitalter, 2015, zur Rezension

[17] Bruno Latour, Jubilieren. Über religiöse Rede, 2011, zur Rezension