25 Jahre für frühgeborene Kinder - eine Bilanz

13.05.2018 | Gesundheitswesen | Nachrichten

Vor einem Vierteljahrhundert wurde der Bundesverband „Das frühgeborene Kind" (BVDfK) von engagierten Ärztinnen und Ärzten sowie Elternvertreterinnen und Elternvertretern in Frankfurt am Main gegründet. Dessen Vorsitzende Barbara Mitschdörfer zieht eine gemischte Bilanz:

Es hätte sich nicht zuletzt aufgrund des Engagements der bundesweit aktiven Organisation einiges im positiven Sinne getan, was die Versorgungsqualität der größten Kinderpatientengruppe Deutschlands betrifft. Für den Verband gebe es jedoch keinen Grund, sich heute tatenlos zurückzulehnen. Noch immer sei die entwicklungsfördernde und familienzentrierte Versorgung von Frühgeborenen kein regelhafter Standard in Kliniken, die diese sensiblen Patienten während der nachgeburtlichen Akutphase betreuen, so Mitschdörfer. Dazu gehört für den Verband beispielsweise eine den individuellen Bedürfnissen des einzelnen Kindes entsprechende Versorgung. Diese Bedürfnisse variieren je nach Unreifegrad der kleinen Patienten mitunter erheblich, ist die Erfahrung des BVDfK.

Auch der grundsätzlich uneingeschränkte elterliche Zugang zum Kind während des stationären Aufenthaltes und die frühzeitige Einbindung der Eltern in die Versorgung ihres Kindes sei noch nicht überall Standard. Eine Mitaufnahme der Mutter als Begleitperson im Patientenzimmer gebe es ebenso wenig regelhaft wie kompetente Still- und Laktationsberatung, die den Müttern während des stationären Aufenthalts engmaschig begleitend zur Seite steht, was sich nachteilig auf die Stillrate bei Frühgeborenen auswirke. Dabei leiste Muttermilch gerade bei den Allerkleinsten einen maßgeblichen Beitrag zu ihrer gesunden Entwicklung, wie zahlreiche Studien belegen, so der Verband.

Aktuelle Themen: Notfalltraining, personelle Ressourcen und Nachsorge

Zudem wären regelmäßige Notfall-Simulationstrainings erforderlich, was routiniertes und gut aufeinander eingespieltes Agieren der Versorgungsteams in Krisensituationen betrifft, sind Experten überzeugt. Doch bisher gibt es nur wenige Simulationszentren, in denen entsprechende Szenarien eingeübt werden können. Eine Teilnahme ist nach Verbandsaussage freiwillig und die Praxis zeige, dass der erhebliche Personalmangel in den Kliniken im Ergebnis dazu führt, dass entsprechende Angebote überwiegend ungenutzt bleiben. Dieser Personalmangel erfüllt den BVDfK mit großer Sorge. Die hohe anhaltende Belastung der verbliebenen langjährig Pflegenden mit großer Erfahrung lasse befürchten, dass in der Folge immer weniger personelle Ressourcen zur Verfügung stehen werden. Das gefährde eine qualitativ hochwertige Versorgung existenziell, wird eingeschätzt. Besorgt äußert sich Barbara Mitschdörfer zudem bezüglich der geplanten generalisierten Ausbildungsreform in der Pflege, die den besonderen Anforderungen in der (Intensiv-) Kinderkrankenpflege nicht gerecht wird. Auch geplante Einsparmaßnahmen der Krankenkassen, die das Aus für bereits etablierte Hilfs-, Unterstützungs- und Entlastungsangebote wie sozialmedizinische Nachsorge für Familien mit extrem früh geborenen Kindern unter 1.500 Gramm Geburtsgewicht bedeuten würden, kritisiert der Bundesverband. „Aufgrund dessen werden wir uns auch weiterhin als Patientenvertreter auf interdisziplinärer Ebene gemeinsam mit unterschiedlichen Experten für den Erhalt bereits erreichter Standards und zukünftige Verbesserungen einsetzen", bekräftigt Mitschdörfer im Hinblick auf die Zukunft des Verbandes.

Hintergrund

Nach Angaben des BVDfK kamen 2016 deutschlandweit insgesamt 773.338 Kinder zur Welt. 66.851 dieser Kinder wurden vor der 37. SSW und damit als sogenannte Frühchen geboren. Das entspricht 8,64 Prozent. Ca. 11.000 dieser Frühgeborenen kamen vor der 32. SSW bzw. mit weniger als 1.500 Gramm Geburtsgewicht zur Welt. Das entspricht einem Anteil von etwa 16,5 Prozent aller Frühchen. Quelle: 


Quelle: Pressemitteilung des Bundesverbandes „Das frühgeborene Kind" vom 25. April 2018