Alice Blum erhielt Absolventenpreis
Für ihre Prüfungsleistungen und Abschlussarbeit sowie für ihr Engagement an der Hochschule erhielt die Absolventin des Fachbereichs Soziale Arbeit und Gesundheit, Alice Blum, den Absolventenpreis des Fördervereins der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS). Ihre bemerkenswerte Master-Arbeit hatte das Thema „Was forscht da eigentlich mit? Herausforderungen und Copingstrategien in Untersuchungen zur extremen Rechten. Zur Bedeutung der eigenen Involviertheit in Forschungsprozessen.“.
Blum beschäftigt sich in ihrer empirischen Abschlussarbeit im Master-Studiengang „Forschung in der Sozialen Arbeit“ mit den Bewältigungsstrategien, die die Forschenden entwickeln (müssen), wenn sie das rechte Milieu untersuchen. „Die Thematik kann als wissenschaftliches Desiderat bezeichnet werden. Blum bearbeitete eine Forschungsfrage, die – nicht nur aber gerade auch – in diesem Feld eine besondere Brisanz hat, da die eigenen – insbesondere psychischen und physischen – Mechanismen, auf das Forschungsfeld zu reagieren, meist dethematisiert bleiben und als ‚unwissenschaftlich’ gelten“, betont Prof. Dr. Michaela Köttig, die die Abschlussarbeit betreute.
Blum geht es darum, Strategien des Umgangs mit herausfordernden Forschungskontexten zu erfassen. Ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen im Rahmen einer Ethnographie im rechten Milieu fragt sie danach, welche Erfahrungen dazu führen, sich der Rechtsextremismus-Forschung zuzuwenden und welche Strategien des Umgangs mit den im Rahmen des empirischen Feldes gemachten Erfahrungen sich identifizieren lassen. Dabei musste Blum immer auch den eigenen Abwehrmechanismen und Bewältigungsstrategien begegnen und diese überwinden. Vor dem Hintergrund der Überschaubarkeit des Forschungsfeldes stellte sich Blum mit außergewöhnlich hoher Sensibilität der besonderen Aufgabe der Anonymisierung der Gesprächspartnerinnen und -partner. Die anhand der von Blum durchgeführten Fallanalysen herausgearbeiteten Typen ‚Ich kann alles – ich stehe über Allem’ und ‚Ich muss das können, um endlich zu verstehen und abzuschließen’ werden einem kontrastiven Vergleich unterzogen und im Hinblick auf die Fragestellung der Herausforderungen des Forschungsfeldes und der entwickelten Bewältigungsstrategien diskutiert. Die Reflexion des Forschungsprozesses mündet in Handlungsoptionen für die Forschungspraxis, wie die dringende Forderung einer konsequenten Forschungssupervision, die über den Arbeitsprozess hinaus das Thema und den Umgang damit in den Vordergrund stellt. Die Abschlussarbeit von Blum wurde mit der Note sehr gut (1,0) bewertet.
Engagiert in der Hochschulpolitik
Über die gesamte Studienzeit bekleidete sie verschiedene Ämter in hochschulpolitischen Gremien und brachte sich darüber hinaus immer wieder in gesellschaftspolitische Diskurse ein“, betont der Vorsitzende des Fördervereins Wolfgang Janke, der die Auszeichnung im Rahmen der Absolventenfeier des Fachbereiches übergab. „Wir freuen uns sehr, mit Blum eine solch außergewöhnliche Persönlichkeit ausgezeichnet zu haben und sehen die Auszeichnung als Ansporn für unsere Studierenden, sich Blum als Vorbild zu nehmen. In ihrer Person vereinen sich sehr gute Studienleistungen mit hohem sozialem Engagement. Und das, obwohl sie als alleinerziehende Mutter eines neunjährigen Sohnes bereits ihren umfangreichen Familienpflichten nachkommt.“ Blum stellte ihre soziale Kompetenz auch bei der Preisverleihung unter Beweis: Statt den Preis anzunehmen, rief sie Patrick Godeck, ihren ehemaligen Kommilitonen und aktiven Sozialarbeiter beim Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD), auf die Bühne, um die Hälfe des Preises sowie des Preisgeldes an ihn weiter zu geben. „Gesellschaftliches Engagement ist keine Einzelkämpfersache, hier zählt Zusammenhalt und Solidarität. Jeden Tag wirkt eine Vielzahl von Menschen daran mit, die Welt ein kleines bisschen zum Guten zu verändern. Patrick Godeck ist einer dieser Menschen. Den Preis mit ihm zu teilen, ist mir daher eine besondere Freude. Er hat mich über mein gesamtes Studium hinweg begleitet und war mir immer ein kritischer und lieber Freund. Dabei war er genauso motiviert und engagiert wie ich, ist aber lieber im Hintergrund geblieben“, erklärt Blum ihre Beweggründe, den Preis zu teilen.
Bereits in Blums ersten Studiensemestern (2011-2012) im Bachelor-Studiengang Soziale Arbeit war sie Referentin im AStA für die Bereiche Antirassismus und Kultur. 2013-2016 engagierte sie sich im Fachschaftsrat und im Fachbereichsrat. 2013 gründete sie den Arbeitskreis „Kritische Soziale Arbeit“ an der damaligen Fachhochschule Frankfurt am Main (heute Frankfurt UAS), der bis heute fortbesteht und Studierende und Lehrende der Frankfurt UAS und der Goethe-Universität sowie Beteiligte aus der Praxis, Gewerkschaften und Berufsverbänden an einen Tisch bringt, um aktuelle Themen kritisch zu diskutieren und zu reflektieren. Blum war zudem von 2012 bis 2015 studentisches Mitglied der Frauenkommission. Außerdem begleitet sie neue Studierende im Rahmen der Erstsemestereinführungen und führt diese Aufgabe inzwischen als Lehrbeauftragte fort. Zudem war sie in Berufungsverfahren für Professuren beteiligt. Über die formalen Ämter hinaus organisierte Blum eine Vielzahl von Vorträgen und Veranstaltungen zu gesellschaftlich relevanten Themen. Sie initiierte beispielsweise die fortlaufende Vortragsreihe „Positioniert werden und sich positionieren“, in der aktuelle Spannungsfelder Sozialer Arbeit ausgelotet und diskutiert werden und war Mitorganisatorin der Tagung „5 Jahre nach dem Öffentlich werden des NSU“. Blum ist bereits Trägerin eines Preises der Frankfurt UAS. Sie erhielt im November 2013 den Laura-Maria-Bassi-Preis, mit dem Hochschulangehörige ausgezeichnet werden, die sich in besonderem Maße für die Gleichstellung von Frauen und Männern und eine geschlechtersensible Hochschulkultur einsetzen. Damals wurde ihr politisches Engagement gegen Diskriminierung und für die Förderung von Diversität geehrt.
Mehr Informationen zum Förderpreis der Frankfurt UAS unter www.frankfurt-university.de/foerderverein
Quelle: Pressemitteilung der Frankfurt UAS, Bildquelle: Frankfurt UAS / Monika Rosenberger