Alter darf kein Kriterium für Quarantäne sein
Die Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) warnt davor, dass im Zuge einer Lockerung der Kontaktbeschränkungen Menschen aufgrund ihres Alters isoliert werden. Der Verband beklagt, dass dies einer willkürlichen Setzung gleichkommen würde.
In einer Stellungnahme spricht sich die Fachgesellschaft stattdessen für eine reflektiertere öffentliche Diskussion aus. Alter und Altern sei nicht allein chronologisch zu erfassen, sondern hänge stark von individuellen Faktoren ab. Die DGGG betont zudem, wie stark die große Mehrheit der über 60-jährigen in Beruf, Ehrenamt und Familie eingebunden ist. Menschen über 60 kategorisch als Risikogruppe zu bezeichnen und hieraus bestimmte grundrechtliche Einschränkugen abzuleiten, ist aus Sicht des Verbands ethisch und rechtlich höchst fragwürdig.
Aus diesem Grund könne von der Regierung, aber auch von Medien, verlangt werden, dass Worte und Statements wohl überlegt getätigt werden. In den vergangenen Tagen wurde heftig darüber spekuliert, ob eine sogenannte 'Umkehrisolation', also die Isolation nominell besonders gefährdeter Menschen, zu einer Lockerung der bestehenden Maßnahmen führen könnte. Die Heraustrennung bestimmter Gruppen ist aus Sicht der DGGG gefährlich, da so der gesellschaftliche Zusammenhalt gefährdet werde. Gerade in der Krise müssten für alle Menschen die gleichen Rechte und Pflichten herrschen.
Gleiches gelte auch für ärztliches Vorgehen im Falle sogenannter Triagemaßnahmen. Falls diese erforderlich werden sollten, könne nicht allein das chronologische Alter als Auswahlkriterium gelten. Daher warnt das Präsidium der DGGG in seinem Appell eindringlich: "Die deutsche Geschichte mahnt uns eindringlich vor den entsetzlichen Folgen von Selektionen."