Arbeitszufriedenheit von Menschen mit Behinderungen sehr hoch
Laut einer vom Institut der deutschen Wirtschaft veröffentlichten Studie ist die Arbeitszufriedenheit von Erwerbstätigen mit anerkannter Behinderung ähnluch hoch wie bei Erwerbstätigen ohne Behinderung. Darüber hinaus informieren die Ergebnisse über Erfolgsaktoren für eine gelingende Inklusion am Arbeitsplatz.
Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ergab, dass knapp neun von zehn Beschäftigten mit einer anerkannten Behinderung in Deutschland mit ihrer Arbeitssituation zufrieden oder sehr zufrieden sind. Mit 88,7 Prozent liegt ihr Anteil damit nur knapp unter dem der Menschen ohne Behinderungen, die zu 90,5 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden sind (Tabelle 1). Das ergab eine Auswertung der im Jahr 2018 durch das Bundesinstitut für Berufsbildung und die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin durchgeführten Erwerbstätigenbefragung, bei der 17.854 Beschäftigte, darunter 1.794 Personen mit einer anerkannten Behinderung, befragt wurden.
Die Studie ergab auch, dass die Zufriedenheit mit den Möglichkeiten, die eigenen Fähigkeiten bei der Arbeit einsetzen zu können, dann besonders hoch ist, wenn sich die Beschäftigten am Arbeitsplatz als Teil einer Gemeinschaft oder sich von ihrem Vorgesetzten gut unterstützt fühlen. Für die Zufriedenheit von Menschen mit einer anerkannten Behinderung sind das Gemeinschaftsgefühl und die Unterstützung wichtiger als für Menschen ohne Behinderungen. Eine solche unterstützende Atmosphäre im Betrieb ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für eine gelingende Inklusion, so das Kernergebnis der IW-Studie.
Dazu REHADAT-Projektleiterin Andrea Kurtenacker: „Die neue IW-Studie zeigt auf beeindruckende Weise, wie zufrieden die Menschen mit Behinderungen an ihrem Arbeitsplatz sind. Erfreulich ist auch, dass sie sehr zufrieden damit sind, inwieweit sie ihre eigenen Fähigkeiten am Arbeitsplatz einsetzen können. Zudem motivieren die Ergebnisse alle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, ein inklusives Betriebsklima zu schaffen. Denn dadurch kann die Arbeitszufriedenheit noch weiter gesteigert werden.“
In Deutschland haben 10,4 Millionen Menschen ihre Behinderung amtlich anerkennen lassen (Tabelle 2). Darunter sind insgesamt 7,6 Millionen mit einer Schwerbehinderung, also einem Grad der Behinderung (GdB) von 50 bis 100 und knapp 2,8 Millionen mit einer leichteren Behinderung. Rund 4,9 Millionen Menschen mit einer anerkannten Behinderung sind im erwerbsfähigen Alter von 15 bis 65 Jahren. Etwa 2,9 Millionen Menschen mit einer anerkannten Behinderung waren laut Mikrozensus im Jahr 2019 erwerbstätig.
Tabelle 1: Arbeitszufriedenheit von Beschäftigten mit und ohne Behinderungen, 2018
Anteil der Beschäftigten, die… |
Menschen ohne Behinderung |
Menschen mit einer |
||||
… zufrieden sind |
…sehr zufrieden sind |
…(sehr) zufrieden sind (Insgesamt) |
... zufrieden sind |
…sehr zufrieden sind |
… (sehr) zufrieden sind (Insgesamt) |
|
Zufriedenheit mit den Möglichkeiten, die eigenen Fähigkeiten anzuwenden |
58,0 |
30,1 |
88,1 |
59,7 |
26,4 |
86,1 |
Zufriedenheit mit körperlichen Arbeitsbedingungen |
60,2 |
20,9 |
81,1 |
57,7 |
17,2 |
74,9 |
Arbeitszufriedenheit insgesamt |
59,9 |
30,6 |
90,5 |
61,3 |
27,4 |
88,7 |
Tabelle 2: Menschen mit einer anerkannten Behinderung, 2019
Altersgruppe |
Menschen mit einer |
Menschen mit einer |
Insgesamt |
||
Anzahl |
Anteil (%) |
Anzahl |
Anteil (%) |
||
Insgesamt |
2.776.000 |
26,8 |
7.587.000 |
73,2 |
10.363.000 |
Darunter im erwerbsfähig. Alter: 15 bis unter 65 Jahre |
1.760.000 |
36,2 |
3.102.000 |
63,8 |
4.862.000 |
Darunter im Rentenalter: 65 Jahre und älter |
996.000 |
18,7 |
4.341.000 |
81,3 |
5.337.000 |
Quelle: Mikrozensus, Statistisches Bundesamt 2021, Rundungsdifferenzen möglich, teilweise eigene Berechnungen
Der direkte Link zur Studie: www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/IW-Trends/PDF/2021/IW-Trends_2021-04-01_Inklusion.pdf (Flüter-Hoffmann, Christiane / Hammermann, Andrea / Monsef, Roschan, 2021, Betriebliche Einflussfaktoren auf die Inklusion von Menschen mit Behinderungen – Eine empirische Analyse auf Basis der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018, IW-Trends, 48. Jg. Nr. 4, S. 3-22)
Quelle: Pressemitteilung des IW Köln vom 07.01.2022