Armutskongress 2019: Mehr Solidarität ist gefordert
Unter dem Motto "Baustelle Deutschland. Solidarisch anpacken" fand in Berlin der dritte Armutskongress statt, zu dem der Paritätische Gesamtverband zusammen mit dem AWO Bundesverband, dem DGB sowie der Nationalen Armutskonferenz eingeladen hatte. Gemeinsam fordern alle vier: Es braucht ein Mehr an Solidarität, um die Schere zwischen arm und reich zu schließen.
Einhellig sprachen sich die Organisatoren kurz vor den anstehenden Wahlen zum Europaparlament für ein soziales Europa aus, in dem solidarisch füreinander eingestanden wird. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes, brachte es auf den Punkt: „Eine offensive, solidarisch finanzierte Sozialpolitik, die alle mitnimmt und keinen zurücklässt, ist die beste Prävention gegen Rechtsextremismus und Nationalismus.“ Notwendig sei aus seiner Sicht ein Mehr an Solidarität und ein gemeinsames Einstehen für ein soziales Europa ohne Armut. Gerade mit Blick auf die aktuellen Debatten um bezahlbaren Wohnraum hält Rosenbrock einen starken Zusammenhalt für besonders bedeutsam. Dass Durchschnittsverdiener*innen in den Städten Angst vor dem Verlust ihrer Wohnungen haben, zeige, dass die Angst vor Armut in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei.
Der derzeitige Vorsitzende der Nationalen Armutskonferenz, Wolfgang Stadler, gleichzeitig auch Bundesvorsitzender der AWO, sprach sich dafür aus, dass Menschen mit Armutserfahrung an der Erarbeitung von tragfähigen Konzepten zur Armutsbekämpfung beteiligt werden: "Mit dem Armutskongress schaffen wir hierfür einen Raum", betonte Stadler, der zugleich schnelle Antworten auf die verteilungspolitischen Fragen unserer Zeit einforderte.
Annelie Buntenbach, Vorstandsmitglied des DGB, empörte sich über die Tatsache, dass jede*r dritte erwachsene Person in Armut erwerbstätig ist. Sie erinnerte daran, dass Tarifverträge der beste Schutz gegen Armut seien. Um eine starke Position einnehmen zu können, sei allerdings eine höherer gewerkschaftlicher Organisationsgrad notwendig.
Eröffnet wurde der diesjährige Kongress von Heribert Prantl, Honorarprofessor an der Uni Bielefeld und bekannter Journalist bei der Süddeutschen Zeitung. Er betonte, dass Menschen, die lange und viel gearbeitet haben, eine respektable Rente beziehen müssen. Für Fragen wie diese sei der Sozialstaat da - als „Schicksalskorrektor“.