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BAG Wohnungslosenhilfe schätzt Anzahl der Menschen ohne Wohnung auf 650.000

Aufgrund einer neuen Berechnungsmethode fällt die Anzahl niedriger aus als bei der letzten Schätzung im November 2017. Doch auch nach neuer Berechnung zeigt sich eine Steigerung. Die allgemeine Wohnungsknappheit trifft wohnungslose Menschen besonders hart.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe hat neue Zahlen zur Wohnungslosigkeit in Deutschland veröffentlicht. Aus ihnen geht hervor, dass 2017 rund 650.000 Menschen zumindest zeitweise ohne Wohnung waren. Hierbei handelte es sich bei 375.000 Personen um wohnungslose Geflüchtete, die i.d.R. in Sammelunterkünften für Geflüchtete untergebracht werden. 

Legt man die sogenannte Stichtagszahl zu Grunde, waren am 30.6.2017 ca. 440.000 Menschen wohnungslos, davon 287.000 Geflüchtete. Blickt man auf die Strukturen der Wohnungslosigkeit (für die die BAG aufgrund fehlender Daten die Geflücheten nicht einbezieht) so zeigt sich, dass der größte Teil der wohnungslosen Menschen alleinstehend ist. Knapp ein Drittel der Betroffenen lebt gemeinsam mit Partner/in oder sogar Kindern zusammen. Laut BAG waren 2017 ca. 22.000 Kinder und Jugendliche ohne Wohnung. Die BAG unterscheidet in ihren Berechnungen zwischen Wohnungslosigkeit insgesamt und dem besonderen Phänomen der sogenannten "Straßenobdachlosigkeit". Diese sei stark durch aus EU-Ländern zugewanderte Menschen geprägt und betreffe besoners die Metropolen.

Zur Erklärung: Die meisten wohnungslosen Menschen sind entgegen dem landläufigen Verständnis Menschen, die keine feste Wohnung haben. Dies ist nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit einem "Leben auf der Straße". Viele Menschen kommen vorübergehend an unterschiedlichen Orten unter, jedoch ohne dauerhafte Wohnperspektive. Die Folge ist ein Leben in ständiger Unsicherheit und in der Sorge, dass man tatsächlich auf der Straße landet. Auch ist das Fehlen einer festen Anschrift häufig ein Problem bei der Zusammenarbeit mit Behörden, z.B. bei der Frage nach der Klärung der örtlichen Zuständigkeit.

Die Geschäftsführerin der BAG, Werena Rosenke, leitet aus den Zahlen klare Forderungen ab: „Wir fordern Maßnahmen, die sicherstellen, dass wohnungslose Haushalte mit eigenen Wohnungen versorgt werden können." Dabei könne es sich z.B. um eine Quotierung bei Sozialwohnungen handeln, also feste kommunale Wohnungskontingente für wohnungslose Menschen. Denn das generelle Problem des fehlenden bezahlbaren Wohnraums treffe Wohnungslose in besonderer Weise. Sie seien häufig von Überschuldung und Stigmatisierung betroffen und somit im Wettbewerb um die wenigen freien Wohnungen so gut wie chancenlos.


Quelle: Mit Informationen der BAG Wohnungslosenhilfe vom 20.8.2019