Barrierefrei Scannen: Forschung der FH Frankfurt unterstützt Werkstätten für behinderte Menschen

LOEWE-Programm fördert Entwicklung der barrierefreien Software

Im Forschungsprojekt „SilvaScan“ der Fachhochschule Frankfurt am Main (FH FFM) wird eine barrierefreie Software entwickelt, die das Digitalisieren von Papierdokumenten in Werkstätten für behinderte Menschen erleichtern soll. „In Deutschland gibt es über tausend Werkstätten für behinderte Menschen, die häufig im Bereich Digitalisieren von Papier, das heißt Scannen, tätig sind. Obwohl dieser Markt stark wächst, können viele dieser Einrichtungen oft nur kleine Aufträge alleine durchführen“, erläutert Prof. Dr. Gerd Doeben-Henisch, Sprecher des Studiengangs Barrierefreie Systeme der FH Frankfurt. Ursache seien die zahlreichen unterschiedlichen Softwareprodukte, die in den komplexen Verarbeitungsprozessen zum Einsatz kommen. „Mit der Software ‚SilvaScan‘ wollen wir derartige Arbeitsprozesse barrierefrei gestalten, damit die Werkstätten konkurrenzfähig bleiben“, ergänzt Doeben-Henisch. Das vorerst auf ein Jahr ausgelegte Projekt (HA-Projekt-Nr. 409/13-48) wird im Rahmen von Hessen ModellProjekte aus Mitteln der LOEWE – Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz, Förderlinie 3: KMU-Verbundvorhaben mit rund 395.000 Euro gefördert. Das gesamte Projektvolumen beträgt rund 614.000 Euro. Konsortialführer des Projekts sind die Wissenschaftler(innen) des Master-Studiengangs Barrierefreie Systeme (BaSys) der FH Frankfurt; Projektpartner ist die Main IT GmbH & Co. KG aus Kelkheim, die barrierefreie Software und Webanwendungen entwickelt. Eine optimierte Bedienweise wird die Fähigkeiten der jeweiligen Mitarbeiter(innen) sowie deren Arbeitsaufgaben einbeziehen. Beim Einloggen in die Software-Bedienoberfläche wird für jeden Mitarbeiter ein personalisiertes Profil angezeigt. SilvaScan wird auch den Wechsel zwischen verschiedenen Software-Produkten und Medien innerhalb des Scanprozesses vermeiden und dadurch den Werkstätten Zeit und Kosten einsparen. Am Ende soll eine marktreife Lösung stehen. „Mittels der Software, die nicht nur auf einem einzelnen Rechner liegt, sondern auf einem Server oder in einer Cloud, können sich verschiedene Werkstätten zu einer virtuellen Firma zusammenschließen und nach Bedarf größere Auftragsvolumina bearbeiten“, so Doeben-Henisch. Die zu entwickelnde Software-Lösung ermöglicht somit das Steuern komplexer Dokumentenprozesse in Verbundprojekten. Aktuell identifizieren Prof. Dr. Gerd Doeben-Henisch und Prof. Dr. Annegret Horbach vom BaSys-Studiengang vor Ort in hessischen Werkstätten die verschiedenen Teilprozesse bzw. Arbeitsschritte, angepasst an die jeweilige Behinderung. Mittels des damit erarbeiteten Prozessbaukastens, der eine praxisnahe Beschreibung jedes einzelnen Arbeitsschritts des Digitalisierens enthält, werden die Anforderungen an die Software bestimmt. Sie soll eine größere Barrierefreiheit der Arbeitsumgebung von Personen mit Behinderung erreichen. „Die Arbeitsprozesse und Benutzerprofile werden zwar mit konkreten Werkstätten erarbeitet, nach der Entwicklung und Optimierung soll die Software aber in allen Werkstätten eingesetzt werden können“, erklärt Doeben-Henisch. Durch Kontakte zu interessierten Werkstätten und der Genossenschaft der Werkstätten besteht die Möglichkeit, die Lösung nach Abschluss des LOEWE-Projekts breit in den Markt einzuführen. „So könnten alleine in hessischen Werkstätten mehr als 100 Arbeitsplätze gesichert werden“, resümiert Doeben-Henisch. Die Projektergebnisse fließen unmittelbar in die weiteren interdisziplinären Forschungs- und Lehraktivitäten des BaSys-Studiengangs ein und sollen auch anderen Unternehmen in Hessen zur Verfügung stehen. Der BaSys-Studiengang und die Firma Main IT (www.main-it.de) arbeiteten bereits seit 2010 für ein „Barrierefreies Open-Source-Dokumenten-Management-System - Main Pyrus BIENE Edition“ (HA-Projekt-Nr. 246/10-22) zusammen. Das entwickelte Produkt verhindert als weltweit erstes und einziges Dokumenten-Management-System Barrieren im Umgang mit digitalen Dokumenten. Der interdisziplinäre Master-Studiengang Barrierefreie Systeme (BaSys) der Fachhochschule Frankfurt bietet eine fächerübergreifende systematische Auseinandersetzung mit der barrierefreien Gestaltung der Lebenswelt. Ziel der Studien- und Forschungsarbeit von BaSys ist die Entwicklung von Wohn- und Lebensformen für ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben in allen Wohn-, Arbeits- und Freizeitbereichen. Weitere Infos zu BaSys: www.fh-frankfurt.de → Fachbereiche → Übergreifende Angebote → Masterstudiengang Barrierefreie Systeme (http://www.fh-frankfurt.de/fachbereiche/uebergreifende_angebote0/basys.html)

Quelle: Pressemitteilung der Fachhochschule Frankfurt am Main vom 04.02.2014