"Bildungsarmut ist kein rein pädagogisch zu lösendes Problem"
Dr. Daniel März berät Kommunen bei der Frage, inwieweit Armut und Bildungsbenachteiligung zusammenhängen, und welche Lösungsmöglichkeiten sich Städten bieten die beiden Risikofaktoren voneinander zu entkoppeln. Die häufig ausgerufene Parole "Wir brauchen Bildung!" greift für März zu kurz.
Im Interview mit der DKJS (hier geht´s zum Video) erklärt der Wissenschaftler der Transferagentur für Großstädte, weshalb die Lösung für die Bildungsarmut in benachteiligten großstädtischen Quartieren nicht allein im Bildungssystem zu finden ist. Es dürfe nicht der Anschein entstehen, dass Bildungspolitik die klassische Armutspolitik ersetzen könne. Hier werde von den Schulen oft zuviel erwartet.
März sieht nach wie vor strukturelle Probleme in den betreffenden Stadtteilen, weshalb sich die Ungleichheit innerhalb der Städte weiter verschärfe. Benachteiligungen, die möglicherweise durch ungünstige Bedingungen im Elternhaus bzw. der unmittelbaren Umgebung von Kindern entstehen, können so schlechter aufgefangen werden als in besser situierten Quartieren.
März plädiert im Interview mit der DKJS für eine deutlich bessere Vernetzung der Akteure im Sozialraum. Hier seien auch die Schulen gefordert, betont März, der bei den Schulen ein Defizit im Umgang mit Diversität ausmacht. Die Ganztagschule könne zwar Probleme abfedern, also Teil der Lösung sein, jedoch nicht die Armutsprobleme ganzer Stadtteile beseitigen. Hierzu sei eine gezielte Zusammenarbeit aller Akteure notwendig, auch über Ressortgrenzen hinweg. Es gebe bereits gute Ansätze einer kommunaler Armutsprävention, in denen präventiv und nicht reaktiv gearbeitet werde .Hiervon brauche es laut März noch mehr.