Bundesdrogenbeauftragte: Altersfreigabe bei PC-Games überdenken
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, möchte Kinder und Jugendliche besser vor digitaler Überforderung zu schützen. Für sie wird der unkontrollierte Umgang mit digitalen Medien schnell zum "Konzentrations- und Lebenszeit-Räuber". Daher plädiert Mortler auf ihrer Jahrestagung mit dem Schwerpunkt Internetabhängigkeit dafür, die Alterskennzeichnungen des Jugendschutzrechts zu prüfen. „Bei Computerspielen sind die bestehenden Stufen viel zu grob. Was für einen ElfJährigen unschädlich ist, ist es für einen Schsjährigen noch längst nicht!", so die Drogenbeauftragte. Außerdem wirbt sie dafür, die Alterseinstufung ab 0 Jahre zu überdenken. Diese Einstufung erwecke den falschen Eindruck, diese Spiele seien bereits für Kleinkinder empfohlen.
„17 Prozent der Zwei bis FünfJährigen nutzen ein Smartphone", so Mortler. „Das ist problematisch, weil sich Kinder in diesem Alter erst einmal die reale Welt erschließen müssen. "Es gebe einen belegbaren Zusammenhang zwischen der Nutzung digitaler Medien und Schlafstörungen, Konzentrationsdefiziten, Aggressivität.
Gemeinsam mit Experten aus Politik, Wissenschaft und Praxis thematisierte sie auf ihrer Jahrestagung Fragen zur Internetabhängigkeit, aber auch Möglichkeiten der Information und Beratung. Seit etwa zehn Jahren wird über das Phänomen der exzessiven Computerspiel- oder Internetnutzung diskutiert. Bereits über eine halbe Million Menschen gelten in Deutschland als internetabhängig – Tendenz steigend. Verschiedene Begriffe wie "Computerspiel-Abhängigkeit", "pathologischer Internetgebrauch" oder "Internetsucht" fassen derzeit internetbezogenes Suchtverhalten zusammen. Der Bedarf an wissenschaftlichen Erkenntnissen ist nach wie vor groß. Daher widmet sich die Jahrestagung auch Fragen wie: Welche extremen Formen der Mediennutzung führen tatsächlich zum Erleben klinisch relevanter Symptome und Beeinträchtigungen? Wann kann man von psychischen Störungen sprechen? Wann spricht man bei der Nutzung sozialer Netzwerke, beim Chatten oder bei der Informationssuche von Sucht?
Die Drogenbeauftragte gibt zu bedenken: „Online-Offline-Balance fängt bei uns selbst an – jeder muss lernen, im wahrsten Sinne des Wortes, den Stecker zu ziehen. Wenn wir internetmündige Kinder wollen, brauchen wir Eltern, Erzieher und Lehrer, die dies selbst vorleben und die erforderlichen Kenntnisse auch vermitteln können."
Quelle: Presseinformation der Bundesregierung am 9. November 2016