CORRECTIV legt Ergebnisse einer über einjährigen Recherche zu deutschen Pflegeheimen vor
Die Pflege scheint aus den Schlagzeilen derzeit nicht herauszukommen. Jetzt werden Ergebnisse einer aufwändigen Recherche von Correctiv - dem ersten gemeinnützigen Recherchezentrum Deutschlands - öffentlich. Ein halbes Dutzend Correctiv-Reporter hat seit Anfang 2015 deutsche Pflegeheime analysiert und nach eigenen Angaben neben den umstrittenen Pflegenoten auch zahlreiche Daten der statistischen Landesämter und bisher nicht zugängliche Heimaufsichtsberichte berücksichtigt sowie mit Hunderten Menschen gesprochen. Die Tageszeitung „Die Welt“ berichtet, ebenso hat das NDR-Fernsehen um 21.15 eine Undercover-Dokumentation zur Pflege bei „Die Reportage" im Programm. Auch auf seinen Internetseiten nimmt Correctiv zu den Ergebnissen Stellung. Es hat nach eigenen Angaben für die Recherche aus den 77 Kriterien der Prüfung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen fünf Bereiche herausgelöst, die für die Pflege alter Menschen besondere Bedeutung haben: die ausreichende Versorgung mit Nahrung und Flüssigkeit; den Umgang mit Schmerzpatienten; den Umgang mit Inkontinenz; die Versorgung von Wunden; die Gabe von Medikamenten. Nimmt man nur diese fünf Bereiche, so Correctiv, dann fallen 60 Prozent aller Heime negativ auf. Durch die Auswertung dieser Bereiche sei nun erstmals auch ein detaillierter Vergleich zwischen allen Bundesländern, Landkreisen und kreisfreien Städten in Deutschland möglich, betont Correctiv. Herausgefunden hat Correctiv auch, dass sich die durchschnnittlichen Kosten für einen Heimplatz mit der Pflegestufe 3 von Bundesland zu Bundesland zum Teil erheblich unterscheiden. Mit ihrer Recherche nahm das Reporterteam unter anderem auch die die Personalsituationen in Pflegeheimen und dabei vor allem die Teilzeitbeschäftigung als ein erschwerendes Moment für kontinuierliche Pflege in den Blick. Deutschlandweit arbeiten danach 60 Prozent aller Pflegekräfte in Teilzeit, doch die Spannbreite sei groß. In Bremen arbeiten danach fast vier von fünf Pflegekräften nicht in Vollzeit, im Saarland seien es dagegen weniger als halb so viele. In manchen Landkreisen, wie dem Saale-Orla-Kreis in Thüringen, arbeiten nach Daten der statistischen Landesämter sogar 90 Prozent der Pflegekräfte in Teilzeit, so Correct!v. Auch die Zahl der Auszubildenden in den Bundesländern schwanke extrem. Den Statistiken zufolge kommen auf jede fünfte Arbeitskraft im Saarland, in Bayern und in NRW ein Auszubildender, in anderen Ländern kommt nur auf jede 20. Arbeitskraft ein Azubi, heißt es. Interessant dabei, so die Reporter: In den Ländern, in Pflegeschüler für ihre Ausbildung zahlen müssen, gibt es die wenigsten Azubis. Correctiv hat die Ergebnisse ihrer Recherche auf der Themenseite im Internet veröffentlicht. Dort sind auch andere Berichte und andere Informationen zum Thema zu finden, erreichbar unter https://correctiv.org/recherchen/pflege/ Das im Rahmen der Recherchen enstandende Buch „Jeder pflegt allein" Wie es in deutschen Heimen wirklich zugeht – Eine Reportage von Daniel Drepper soll Mitte Juni 2016 erscheinen. Nähere Infos auch im Internet.Quelle: www.correctiv.org, Stand 2. Juni 2016