Das Armselige Spiel mit der Gesundheit
Rund 120 Teilnehmer_innen fanden sich am Dienstag, den 09. September 2014 zum „2. Brandenburger Sozialgipfel“ der Landesarmutskonferenz (lak) Brandenburg in Potsdam ein. Betroffene und Engagierte diskutierten mit Repräsentanten aus Politik und Verwaltung sowie der Sozialwissenschaft über die die gesundheitlichen Folgen von Armut und Ausgrenzung. Mit einer eindrucksvollen Abschlussaktion vor dem Brandenburger Landtag unterstrichen sie öffentlich ihre Forderungen nach Abbau von Armuts- und Gesundheitsrisiken.
„Mit der Gesundheit spielt man nicht!“ war die Kernforderung an die Politik in der Eröffnungsrede von Andreas Kaczynski, Sprecher der lak Brandenburg und Vorstandsvorsitzender des Paritätischen Landesverbandes Brandenburg e.V. „Menschen, die von Armut betroffen oder bedroht sind, sind wesentlich höheren, gesundheitlichen Risiken ausgesetzt als der Durchschnittsbürger. Bei geringem Einkommen und häufig chronischen, gesundheitlichen Einschränkungen drohen sie schnell Opfer einer Zwei-Klassen-Medizin zu werden, wenn sie es nicht längst sind. Betroffen sind Jung und Alt gleichermaßen“, so Kaczynski. Die Zahlen verdeutlichen die Brisanz: Der 4. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung aus 2013 zeigt, dass über 15% der Bevölkerung, ca. 12 Mio. Menschen, in Armut leben. Allein 2,5 Millionen Kinder sind betroffen. Und eine Studie des Robert-Koch-Instituts kommt zu dem Ergebnis, dass die Lebenserwartung von Frauen im ärmsten Viertel der Bevölkerung um acht Jahre, von Männern um 11 Jahre, unter der des reichsten Viertels der Bevölkerung liegt. "Wer arm ist, der muss früher sterben. Das ist keine Redensart, sondern traurige Realität", sagt Andreas Kaczynski dazu. „Zahlen und Studien belegen, dass Armut weit mehr Auswirkungen auf das Leben von Menschen hat, als „nur“ gesellschaftliche Ausgrenzung. Wer arm ist, hat weniger Zugang zu Bildung, weniger Zugang zu Gesundheitlicher Prävention und Rehabilitation“, ergänzt Anne Böttcher, Geschäftsführerin des AWO Landesverbandes Brandenburg e.V. und stellvertretende Sprecherin der lak Brandenburg. In Vorträgen, Diskussionen und Workshops beschäftigten sich die „Gipfelteilnehmer_innen“ mit Themen wie fehlender gesundheitlicher Vorsorge, Arbeitslosigkeit, finanzieller Armut, Bildungsdefiziten, Zeitnot und Einsamkeit als „Krankmacher“. Sie stellten die Gesundheitssysteme im Land Brandenburg im Hinblick auf ihre Wirksamkeit und Erreichbarkeit für benachteiligte Menschen auf den Prüfstand. Gemeinsam entwickelten sie Forderungen an Politik und Gesundheitsverwaltung, die am Nachmittag lautstark in Form „bunter Pillen“ und „sozialer Netze“ vor dem Brandenburger Landtag verteilt wurden. Hintergrund: Der 2. Brandenburger Sozialgipfel ist die Fortsetzung der im Rahmen des Europäischen Jahres 2010 stattgefundenen Veranstaltung, mit der die lak Brandenburg auf die Situation armer, von Armut betroffener und ausgegrenzter Menschen aufmerksam machen will. Die lak Brandenburg wurde am 30. Januar 2009 gegründet und ist ein Netzwerk von über 30 Nichtregierungsorganisationen, die mit ihrer fachlichen und politischen Arbeit dazu beitragen wollen, Armutsprobleme überwinden und die Selbsthilfeansätze der von Armut betroffenen oder bedrohten Bevölkerungsgruppen zu fördern. Die lak Brandenburg versteht sich als regionale Gliederung der Nationalen Armutskonferenz (nak) der Bundesrepublik Deutschland. Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.liga-brandenburg.de/822268/Quelle: Pressemitteilung der Landesarmutskonferenz Brandenburg vom 09.09.2014