Tür auf für Tarifverträge in der Diakonie?
Mitarbeitervertreterinnen und -vertreter diakonischer Einrichtungen aus dem ganzen Bundesgebiet sprachen sich Ende der Woche auf einer Konferenz mit der Gewerkschaft Verdi in Berlin gegen den sogenannten "Dritten Weg" kircheninterner Lohnfindung aus. Sie verabschiedeten dazu ein "Berliner Manifest". Die Diakonie Deutschland reagierte mit Unverständnis auf den Demonstrationsaufruf der Gewerkschaft Verdi nach der Konferenz.
Anlass der gemeinsam von der Gewerkschaft Verdi, der Bundeskonferenz der Arbeitsgemeinschaften und Gesamtausschüsse der Mitarbeitervertretungen in der Diakonie (buko agmav + ga) sowie der Diakonischen ArbeitnehmerInnen Initiative (dia e.V.) organisierten Konferenz war die Neuordnung der Regeln für die Arbeitsrechtliche Kommission in der Diakonie Deutschland. Diese sollen noch komplexer, intransparenter und undemokratischer werden als sie es ohnehin schon sind, wie der Göttinger Rechtsanwalt Sven Feuerhahn nach Informationen der Gewerkschaft Verdi erläuterte.
Wie die Gewerschaft Verdi ebenso berichtet, demonstrierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unmittelbar nach der Konferenz mit Kolleginnen und Kollegen der Berliner Diakonie vor der Zentrale der Diakonie Deutschland und des Verbands diakonischer Dienstnehmer Deutschlands (VdDD), wo sie das zuvor beschlossene »Berliner Manifest« übergaben bzw. – wie einst Martin Luther – an die Tür »nagelten«. Mitarbeitervertreterinnen und -vertreter aus allen Regionen Deutschlands hatten dazu »Luther-Türen« mitgebracht, auf denen Beschäftigte ihre Forderungen an Kirche und Diakonie festgehalten haben.
Unverständnis bei der Diakonie
Die Diakonie Deutschland reagierte bereits auf den Aufruf der Gewerkschaft Verdi zur Demonstration mit Unverständnis. "Verdi ignoriert, dass die Kirchen mit ihrem eigenen Weg der Tariffindung in der Regel zu deutlich besseren Abschlüssen für ihre Mitarbeitenden kommen als der Durchschnitt der Branche", sagte am Donnerstag Diakonie-Vorstand Dr. Jörg Kruttschnitt.
Er forderte die Gewerkschaft Verdi auf, an den Verhandlungstisch zu kommen und ihren Platz in der Arbeitsrechtlichen Kommission der Diakonie Deutschland einzunehmen. Dass Verdi höchstrichterliche Urteile nicht akzeptiere, führe in der Diakonie zur Irritation. "Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi stellt beharrlich das verfassungsmäßige Recht der Kirchen, ihre eigenen Angelegenheiten selbst zu regeln, in Frage", sagte Kruttschnitt. Er verwies darauf, dass Verdi mit dieser Position vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert ist.
Kruttschnitt sieht in der angekündigten Demonstration vor der Berliner Diakonie-Zentrale vor allem eine Werbeveranstaltung der Gewerkschaft: "Wenn Verdi wirklich etwas für die in der Diakonie Beschäftigten erreichen will, soll sich die Gewerkschaft aktiv in unseren dafür vorgesehenen Gremien beteiligen", fordert der für Rechts-und Personalfragen zuständige Vorstand der Diakonie Deutschland.
Mehr zur Konferenz sowie der Wortlaut des verabschiedeten Manifests unter https://gesundheit-soziales.verdi.de/themen/kirchen-und-arbeitsrecht/++co++7cdf1c2a-af6f-11e7-8681-525400ff2b0e
Quelle: Aktuelle Meldung der Gewerkschaft Verdi sowie Presseinformation der Diakonie Deutschland vom 12. Oktober 2017