DRK erfreut über Vorschläge zu reformierter Notfallversorgung
Gleich mehrere Fehlanreize im System sorgen dafür, dass die Notfallversorgung an einigen Stellen nicht optimal läuft. Der nun vom Gesundheitsministerium vorgelegte Reformvorschlag soll dies ändern. Im Mittelpunkt steht eine besser koordinierte Steuerung der eingehenden (Not-)Fälle. Kritik kommt vom Paritätischen.
Christian Reuter, Generalsekretär des Deutschen Roten Kreuz (DRK), bringt die Ausgangslage auf den Punkt: „Es herrscht Handlungsbedarf, da viele Patientinnen und Patienten auch mit leichteren Erkrankungen und Verletzungen in die Notfallambulanzen der Krankenhäuser eingeliefert werden, obwohl hierfür eigentlich die Vertragsärzte zuständig wären.“ Der Schlüssel zu einer besseren Steuerung der Notfälle sei eine besser koordinierte Verteilung der betroffenen Menschen.
Aus diesem Grund begrüße das DRK die Zusammenlegung der Notallnummer 112 mit der Notdienstnummer der Kassenärztlichen Vereinigungen 116117, mit der bereits am Telefon eine sinnvolle Verteilung der Patient*innen erfolgen kann. Ebenfalls erfreut zeigt sich das DRK über die geplanten "integrierten Notfallzentren" als erste fachliche Anlaufstelle. Zu diesem Zweck sollen Krankenhäuser und Kassenärztliche Vereinigungen beauftragt werden, den Betrieb solcher Zentren sicherzustellen. Wo genau sie entstehen, soll weiter der Zuständigkeit der Länder obliegen.
Laut Reformvorschlag des Ministeiums soll zudem auch Schluss sein mit dem Fehlanreiz, dass Rettungsdienste nur dann abgerechnet werden können, wenn eine Fahrt zu einem Krankenhaus erfolgt. Dazu ist eine Trennung der Leistungen "Versorgung am Notfallort" und "Rettungsfahrt" notwendig, was der Reformvorschlag nun vorsieht. Bislang war es so, dass eine Versorgung vor Ort ohne zugehörige Rettungsfahrt nicht offiziell abgerechnet werden konnte.
Kritik am Reformvorhaben kommt hingegen vom Paritätischen: So fehle dem Entwurf der Mut, auch digitale Technologien systematisch einzubeziehen. Notruf- oder Ersthelfer-Apps würden immer selbstverständlicher als Alternative zur klassischen 112 genutzt, Videotelefonie könne die Erstversorgung erleichtern oder der Notruf sei schon heute durch die Nutzung von Apps barrierefrei möglich. Krankenwagen können heute in Echtzeit die Auslastung der Krankenhäuser übertragen bekommen und damit Umwege vermeiden.