Dörfer mit Zukunft? Diakonie und nebenan.de starten Pilotprojekt
Die Kluft zwischen Stadt und Land wird aktuell häufig thematisiert. Ein wichtiger Aspekt: Wie kann trotz 'Stadtflucht' die soziale Infrastruktur erhalten bleiben? Die Diakonie geht gemeinsam mit dem größten deutschen Nachbarschaftsportal nebenan.de neue Wege.
Immer mehr junge Menschen verlassen ihre Heimatdörfer, um dorthin zu ziehen, wo sie Arbeit finden und kulturelle Vielfalt erleben können. Folglich droht vielen Dörfern in Deutschland ein langsames Aussterben. Die Entwicklung verstärkt sich hierbei selbst: Je mehr Läden und Betriebe schließen, weil keine Nachfolge gefunden wird oder kein Geschäft mehr zu machen ist, desto unattraktiver wird es für junge Menschen, in ihrer Heimat zu bleiben. Die hieraus resultierende Stadtflucht führt zwangsläufig dazu, dass es immer weniger Menschen gibt, die bedürftige Menschen in ihrer Nachbarschaft unterstützen können.
Daher ist die nun ins Leben gerufene Kooperation zwischen der Diakonie und nebenan.de mit dem Titel "Dörfer mit Zukunft" naheliegend. Das größte deutsche Nachbarschaftsportal bringt seine digitale Infrastruktur ein, die Diakonie sein großes Netzwerk an freiwillig Engagierten auf dem Land. Maria Loheide, Vorständin für Sozialpolitik beim Diakonie Bundesverband, erklärt, das Ziel sei "ein digitaler Dorfplatz als Chance für mehr Teilhabe von Dorfbewohnern am öffentlichen Leben". Sie betont hierbei, dass die reale Begegnung unter Menschen hierdurch nicht ersetzt werden könne. Vielmehr gehe es darum, durch die digitalen Möglichkeiten eine verbesserte Vernetzung und Koordiniderung der nachbarschaftlichen Hilfe hinzubekommen.
Digitale Nachbarschaftsportale als kluge Ergänzung zu analogen Strukturen
Das Nachbarschaftsportal nebenan.de bietet Beratung und Unterstützung bei der Implementierung der neuen digitalen Strukturen an. "Digitale Nachbarschaftsnetzwerke ergänzen herkömmliche Nachbarschaftsbegegnungen und ermöglichen eine unkomplizierte Kontaktaufnahme. Sie stärken die positiven sozialen und gesellschaftlichen Effekte von Nachbarschaft und fördern zivilgesellschaftliches Engagement vielerorts bereits heute in hohem Maße", erklärt Michael Vollmann, einer der Gründer von nebenan.de. Das Portal wird derzeit noch vor allem in den Städten genutzt, so dass die Kenntnis der Diakonie über die ländlichen Strukturen für nebenan.de durchaus nützlich sein kann.
Zunächst wird die Kooperation in fünf unterschiedlichen Gemeinden bzw. Kleinstädten getestet: Züssow (Mecklenburg-Vorpommern), Weilrod (Hessen), Hörstel (Nordrhein-Westfalen), Bischofswerda (Sachsen) und Ratzeburg (Schleswig- Holstein).