Drogenkonsum in Deutschland unverändert, neue chemische Substanzen und älter werdende Konsumenten stellen das Versorgungssystem vor Herausforderungen
Jahresbericht der deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht
am 05.11.2013 wurde der Jahresbericht der deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) veröffentlicht. Der Bericht gibt einen umfassenden Überblick zur Drogensituation in Deutschland:Nach den aktuellen Daten des epidemiologischen Suchtsurvey zeigen sich in Deutschland keine veränderten Trends beim Konsum illegaler Drogen. Cannabis ist weiterhin die mit Abstand am häufigsten konsumierte illegale Droge: 4,5 Prozent der befragten Erwachsenen haben diese Substanz in den letzten 12 Monaten konsumiert. In der Allgemeinbevölkerung sind nach Cannabis der Konsum von Kokain (0,8%) und Amphetaminen (0,7%) am weitesten verbreitet. Der Konsum von Heroin, LSD, psychoaktiven Pilzen und Crack sind nach wie vor auf zahlenmäßig kleinere einzelne Gruppen beschränkt. Ähnlich wenig verbreitet (0,2%) ist der Konsum sogenannter „Neuer Psychoaktiver Substanzen“ (NPS), die z.B. als Kräutermischungen oder Badesalze vertrieben werden. Im Vergleich zur letzten Erhebung von 2009 nimmt der Cannabiskonsum leicht ab, der Rückgang ist allerdings nicht mehr so deutlich wie in den Jahren zuvor. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Behandlungsangeboten aufgrund des Konsums von Cannabis weiter an. "Dies zeigt, dass häufiger Cannabiskonsum zu erheblichen Gesundheitsstörungen führen kann", so die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans. Auch die Behandlungsnachfrage aufgrund des Konsums von Stimulanzien wie z.B. Ecstasy oder Amphetaminen steigt an. Rückläufig bleibt dagegen die Zahl der erstmaligen Behandlungsnachfragen durch Heroinabhängige. Insgesamt hat sich bei der Reinheit, den Preisen und der Anzahl der Beschlagnahmen von illegalen Drogen zwischen 2011 und 2012 nur wenig geändert. Auch wenn sich der „traditionelle“ Drogenmarkt stabilisiert hat, sind weitere Herausforderungen zu bewältigen: Zum einen wird das Drogenangebot zunehmend um neue chemisch hergestellte psychoaktive Substanzen erweitert. Für viele dieser Substanzen gibt es keine systematische Erfassung und es ist häufig offen, welche Gesundheitsgefahren von ihnen ausgehen. Das Versorgungssystem steht hier vor der schwierigen Aufgabe, möglichst effiziente Hilfe und Unterstützung zur Verfügung stellen zu können. „Die Schwierigkeit besteht vor allem darin, neue Phänomene angemessen einzuschätzen und aufgrund objektiver Informationen Handlungsempfehlungen entwickeln zu können“, so Tim Pfeiffer-Gerschel, Leiter der DBDD. Zum anderen ändern sich auch die Konsummuster: Viele der – insbesondere jüngeren - Konsumenten beschränken sich nicht nur auf eine illegale Substanz, sondern kombinieren diese z.B. mit Alkohol oder Tabak. Zunehmend häufig wird ein Mischkonsum mehrerer illegaler Substanzen beobachtet, der aufgrund von Wechselwirkungen und sich verstärkender Effekte zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen kann. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn Drogen im Spiel sind, deren Inhaltsstoffe weitgehend unbekannt sind und deren Wirkung auf den menschlichen Körper nicht ausreichend genug bekannt ist. Darüber hinaus stellen die älter werdenden Drogenabhängigen das Versorgungssystem vor neue Herausforderungen. Über ein Viertel der Heroinabhängigen in Behandlung ist über 40 Jahre alt; sie zeigen aufgrund ihrer langjährigen Abhängigkeit oft Erkrankungen und Gesundheitszustände, die sonst erst 20 Jahre später auftreten. „Dass diese Menschen überleben und älter werden ist eine sehr erfreuliche Entwicklung. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die bessere gesundheitliche Versorgung der Drogenabhängigen und die Maßnahmen zur Schadensminimierung, wie z.B. Spritzentauschprogamme oder Konsumräume. In Zukunft müssen mehr spezielle Versorgungsangebote geschaffen werden, die den Bedürfnissen der älteren Drogenabhängigen gerecht werden“, fordert die Drogenbeauftragte. Den Jahresbericht der DBDD finden Sie in deutscher Sprache unter
www.drogenbeauftragte.de sowie unter www.dbdd.de
Quelle: Pressemitteilung der deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht vom 05.11.2013