Ein wenig Aufklärung zum Welttag des Hörens
Heute ist Rosenmontag - und Welttag des Hörens. Immer wieder stellen sich hörende Menschen ganz einfache Fragen, z.B. wie Menschen ohne Gehör ihre Umwelt wahrnehmen oder wie sie ihre Alltagskommunikation bewerkstelligen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sprach mit einem hörgeschädigten Lehrer für Hörgeschädigte.
Am heutigen Rosenmontag geht es in den Karnervalshochburgen wieder heiß her - und laut. Millionen Feierwütige stürzen sich ins Getümmel und lauschen beim Straßen- oder Kneipenkarneval den zahlreichen Liedern über das Leben, die Liebe und die Lust. Wie nehmen hörgeschädigte Menschen eigentlich Karneval wahr? Der in Köln ansässige Landschaftsverband Rheinland (LVR) bietet u.a. eine eigene barrierefreie Tribüne für den Kölner Rosenmontagszug, auf der spezielle Plätze für seh- und hörgeschädigte Menschen angeboten werden. Auch für einige weitere größere Karnevalszüge in der Region werden u.a. Gebärdendolmetscher eingesetzt, damit auch Menschen ohne Hörfähigkeit am Karneval teilhaben können - alle Infos hierzu finden Sie auf den Seiten des LVR.
Doch natürlich stellen sich auch außerhalb der Karnevalszeit Fragen, um deren Beantwortung sich zum Welttag des Hörens der zweite nordrhein-westfälische Landschaftsverband, nämlich der aus Westfalen-Lippe (LWL), gekümmert hat. Dieser sprach mit einem hörgeschädigten Förderschullehrer für hörgeschädigte Kinder und Jugendliche. Jahan Daschty trägt ein Cochlea-Implantat und kommuniziert mit seinen Schüler*innen in Laut- und Gebärdensprache. Dem LWL stand er für drei Fragen zur Verfügung:
Denkt ein Gehörloser anders als ein Hörender, wenn er Worte noch nie ausgesprochen gehört hat?"
Die Gebärdensprache hat eine andere Grammatik und Satzstruktur als die Lautsprache, aber man kann alle Inhalte auch gebärdensprachlich ausdrücken, sie ist eine vollwertige Sprache und das Denken ist somit nicht beschränkt. Alle Gedanken, Wünsche und Äußerungen können genauso vielfältig und differenziert ausgedrückt werden, wie die gehörlose Person es sich wünscht. In der Gebärdensprache werden zum Beispiel einige Wörter weggelassen. Außerdem ist die Reihenfolge der Wörter eine andere, zum Beispiel steht das Verb in der Informationskette ganz hinten. Die deutsche Gebärdensprache unterscheidet sich auch nochmal von denen anderer Länder."
Reichen gehörlosen Menschen die Untertitel beim Filmeschauen aus?
"Gehörlose können zwar Untertitel lesen, aber es fällt ihnen schwer, die Inhalte des Films und ihren Sinn richtig zu erfassen. Sie haben kein Gefühl für die Lautsprache. Ihre "Muttersprache" ist die Gebärdensprache und es braucht vor allem Gestik und Mimik, um den Inhalt und die Intention eines Textes zu erfassen."
Was empfehlen Sie Eltern von hörbehinderten Kindern, damit deren Entwicklung positiv verläuft?
"Wichtig finde ich es, dass die Eltern die Kommunikation akzeptieren, die ihr gehörloses Kind bevorzugt, und nicht versuchen, es auf Normalität zu trimmen. Eltern sollten dem Kind nichts verbieten, sondern sich ihm anpassen und, wenn möglich, die Gebärdensprache erlernen."
Den gesamten Artikel des LWL zum Welttag des Hörens finden Sie hier, viele weitere Infos sind auf der offiziellen Seite zum Welttag des Hörens verfügbar.
Quelle: Pressemitteilung des LWL vom 27.02.2019