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Erschöpfungszustände nehmen zu

Eine große Umfrage für den DGB-Index 'Gute Arbeit' belegt den Eindruck, den viele Arbeitnehmer*innen seit längerem haben: Die Arbeitsbelastung steigt, Krankheit wird ignoriert.

Weihnachtsferien. Man ist zu Hause, bei Freunden oder Verwandten, manche zieht es in die Berge oder ans Meer. Doch eines kommt ganz sicher nicht mit: die Arbeit! Oder? Was sich im sozialen Bereich schon immer etwas anders darstellte - Pflegebedürftige müsssen auch an Feiertagen gepflegt, Kinder in Heimen betreut werden -, erfasst zunehmend auch andere Berufe. Eine repräsentative Befragung von über 6500 Arbeitnehmern für den DGB-Index 'Gute Arbeit' zeigt, dass die Belastungen über fast alle Berufsgruppen hinweg zugenommen haben.

Die Verdichtung von Arbeit, häufig durch Personalengpässe verursacht, sorgt dafür, dass immer häufiger Pausen gekürzt und Krankheitssymptome ignoriert werden. Laut Umfrage lassen fast ein Drittel (28%) aller Beschäftigten Pausen z.T. komplett ausfallen, damit die Arbeit geschafft werden kann. Dies verwundert nicht, da 57% der Befragten angaben, dass ihre Arbeitsbelastung "sehr häufig oder oft" zu hoch sei. Hierdurch werden Pausen aufgeschoben oder fallen ganz aus. Auf diese Weise werden Überstunden angehäuft, die, je nach Branche, nicht selten unbezahlt bleiben. In Summe führt dies dazu, dass mittlerweile 36% der Beschäftigten angeben, sich nach der Arbeit sehr häufig oder oft "ausgebrannt und leer" zu fühlen. 

Trotz Krankheit im Dienst

Gleichzeitig können offensichtlich immer weniger Menschen ruhigen Gewissens zu Hause bleiben, wenn sie krank sind. 43% der Befragten sagten, sie seien in den letzten 12 Monaten an fünf oder mehr Tagen krank zur Arbeit gegangen. Mehr als jede*r Achte sei an 15 oder mehr Tagen krank gewesen und habe dennoch Dienst geschoben. Auch diese Statistik mag kaum erstaunen, wenn man bedenkt, dass kranke Kolleg*innen aufgrund von Personalengpässen immer seltener vertreten werden können. Wer krank ist, wird so zur Belastung für seine Kolleg*innen: 63% der Befragten gaben an, dass sie wegen Personalengpässen Überstunden leisten müssten.

Dabei ist erwiesen, dass stetige Überlastung im Beruf krank macht. Gerade psychische Leiden wie Burnout und Depressionen sind häufig Folge solch krankmachender Arbeitsbedingungen. Daher machen die Autor*innen des DGB-Index 'Gute Arbeit' deutlich: „Die Steuerung der Arbeitsintensität auf ein gesundheitsverträgliches Niveau ist Grundvoraussetzung für die menschengerechte Gestaltung von Arbeit“. In die Pflicht genommen werden vor allem die Arbeitgeber: „Viele vernachlässigen ihre gesetzliche Pflicht, eine menschengerechte Gestaltung der Arbeit zu gewährleisten. Das zentrale präventive Instrument des Arbeits- und Gesundheitsschutzes – die Gefährdungsbeurteilung – wird von der Mehrheit der Betriebe gar nicht oder nur unzureichend umgesetzt.“ Der kurzfristige Nutzen übersteigt offenbar immer noch die langfristige Sicherung der Arbeitskraft - gegen alle arbeitsmedizinischen Erkenntnisse.

Worauf der DGB-Bericht nicht eingeht, sind die Arbeitsbedingungen vieler junger Menschen und Alleinunternehmer*innen, die als Selbständige anders als Angestellte keinen tariflichen Schutz erfahren und sich von Vertrag zu Vertrag bzw. Auftrag zu Auftrag hangeln müssen. 


Quelle: Mit Informationen der Hans-Böckler-Stiftung vom 19.12.2019