Es gibt keine Pauschallösung beim Thema „Minderjährigen-Ehe"

Ein Blick in die Praxis zeigt, dass insbesondere die Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe beim Umgang mit Ehen von Minderjährigen vor großen Herausforderungen stehen. Darauf macht jetzt der Internationale Sozialdienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge aufmerksam. Er forderte einen kindeswohl- und lebensweltorientierten Umgang mit im Ausland geschlossenen Minderjährigen-Ehen.

Klar sei die Position, so Michael Löher, Vorstand des Deutschen Vereins, „Kinderehen nicht zu befürworten. Sie widersprechen den wesentlichen Standards zum Schutz von Kindern. Im Umgang mit minderjährigen Verheirateten sei es aber wichtig, dem Einzelfall gerecht zu werden. Es dürfe nicht ausgeblendet werden, dass ein generelles Nichtanerkennen dieser Ehen Auswirkungen auf unterschiedliche Lebensbereiche der Minderjährigen habe.

Im Rahmen der täglichen Beratung der Fachkräfte erreichen den Internationale Sozialdienst hauptsächlich zwei Fragestellungen, wie er der Presse mitteilte: Wenn man die Eheleute trennt, wie sieht dann die Sorgerechtssituation für gemeinsame Kinder aus? Und: Wie erhält man überhaupt Zugang zu den minderjährigen Ehepartnern? Der Internationale Sozialdienst rät in diesem Zusammenhang, abzuwägen, was das eigene Eingreifen für die Lebenswelt der Minderjährigen und auch deren Kinder bedeute und welche familiären, persönlichen, psychischen und sozialen Auswirkungen es habe.

Um einen guten Zugang zu den Minderjährigen zu erhalten, sei zu bedenken, dass oft wenig Vertrauen zu staatlichen Institutionen und somit auch Unterstützungsangeboten, vorherrsche. Hierbei könnte es hilfreich sein, „Integrationslotsen“ als niedrigschwellige Unterstützungsform zu nutzen, um den Zugang zu öffentlichen Hilfeleistungen zu erleichtern. „Es gilt vor allem die Minderjährigen selbst zu stärken ohne dabei ihre Lebenswelt außer Acht zu lassen“, so Micheal Löher.

Hintergrund

Als Träger der Zentralen Anlaufstelle für grenzüberschreitende Kindschaftskonflikte und Mediation‘ informiert und berät der Internationale Sozialdienst Eltern, aber auch Rechtsanwälte und andere Fachleute kostenfrei, vermittelt Mediatoren und andere Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner. Erste Informationen und Kontaktdaten können abgerufen werde unter www.ZAnK.de und www.issger.de


Quelle: Presseinformation des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge am 18. November 2016