Genossenschaftlerin Olga Brandin aus Hamburg ist Kulturtalent
Die Genossenschaftsidee ist seit 2014 im bundesweiten deutschen Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes eingetragen. Die Deutsche UNESCO-Kommission macht darauf in ihrer Aktion Kulturtalente aufmerksam, in der sie 12 Monate lang ausgewählte Menschen vorstellt. Im Monat November war das Olga Brandin. Sie prägt gemeinsam mit mehr als 21 Millionen Genossenschaftsmitgliedern die Weiterentwicklung der Genossenschaftspraxis in Deutschland. Weltweit wirken etwa 800 Millionen Genossenschaftsmitglieder in über 100 Ländern.
Das Kulturtalent Brandin leitet das Minotauros-Theaterensemble und ist Mitglied im Aufsichtsrat der Genossenschaft Wiese, die Künstlerinnen und Künstlern bezahlbare Probe- und Produktionsräume in Hamburg zur Verfügung stellen wird.
Sie erklärt: „Durch die Kulturform der Genossenschaften kommt bürgerschaftliches Engagement im sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich fernab von privaten und staatlichen Wirtschaftsformen zum Ausdruck. Die Genossenschaftsidee ist sehr dynamisch und eröffnet weniger privilegierten Bevölkerungsschichten neue Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe. In der Genossenschaft hat jeder eine Stimme, egal ob er nur einen oder mehrere Genossenschaftsanteile hat. Alle begegnen sich also auf Augenhöhe mit dem gemeinsamen Ziel im Blick. Praktisch ist die Genossenschaft das Dach für eine Solidargemeinschaft und Begegnungsstätte. Das Konzept birgt viele Entwicklungsmöglichkeiten."
Die Idee und Praxis der Genossenschaft wurde für die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit bei der UNESCO eingereicht. Die Entscheidung über den Vorschlag fällt auf der Sitzung des Zwischenstaatlichen Ausschusses, der noch bis 2. Dezember 2016 in Addis Abeba, Äthiopien, tagt.
Hintergrund:
Die Genossenschaft ist ein allen Interessenten offen stehendes, überkonfessionelles Modell der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung auf Grundlage von Kooperationen. Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen gründeten Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten genossenschaftlichen Organisationen moderner Prägung in Deutschland. Sie setzten den grundlegenden rechtlichen Rahmen für die Genossenschaft: eine Vereinigung mit nicht geschlossener Mitgliederzahl und gemeinschaftlichem Geschäftsbetrieb, die individuelles Engagement und Selbstbewusstsein stärkt und soziale, kulturelle und ökonomische Partizipation ermöglicht. Mitglieder werden durch den Erwerb von Genossenschaftsanteilen zu Miteigentümern.
Ihre, von der Zahl der erworbenen Anteile unabhängige Stimme sichert ihnen Mitbestimmung und die Möglichkeit der aktiven Mitgestaltung zu. Dies ist ein besonderer Ausdruck von Solidarität und gemeinsamer Verantwortung.
Mehr Informationen:
Interview mit Olga Brandin
DUK-Webseite "Kulturtalente
Quelle: Presseinformation der Deutsche UNESCO-Kommission vom 24. November 2016