Gesundheitsforschung: Psychische Erkrankungen besser verstehen
Bundesforschungsministerin Johanna Wanka hat in Berlin das Forschungsnetz psychische Erkrankungen vorgestellt. Forscherinnen und Forscher aus ganz Deutschland werden gemeinsam an neuen Erkenntnissen zu dieser Volkskrankheit arbeiten. Dadurch sollen Ärzte besser vorbeugen, diagnostizieren und therapieren können.
Stress ist eine wesentliche Ursache für psychische Erkrankungen, die zugleich in wachsendem Maß für Frühverrentungen verantwortlich sind. Forscherinnen und Forscher können heute die Funktion von Hirnarealen beobachten, in denen Stress verarbeitet wird. Daraus ziehen sie Schlüsse, lange bevor es zu einer Erkrankung kommt. Mehr und vor allem bessere Prävention ist eines der wichtigsten Ziele heutiger Gesundheitsforschung. Diese ist allerdings schwierig - und teuer. So kosten modernste Magnetresonanztomografen, mit denen sich Hirnfunktionen beobachten lassen, mehrere Millionen Euro.Forschung lohnt sich
In die Erforschung psychischer Erkrankungen zu investieren, lohnt sich. Neue Statistiken besagen, dass 40 Prozent aller Menschen in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben psychisch erkranken. Die Krankheitstage aufgrund psychischer Erkrankungen haben von 2002 bis 2012 um 67 Prozent zugenommen. Während der durchschnittliche Arbeitsausfall bei allen Krankheiten zusammen genommen knapp 13 Tage dauert, beträgt er bei psychischen Erkrankungen knapp 36 Tage. Diese Zahlen legte die Vorsitzende des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen, Doris Pfeiffer, vor. Es gehe aber nicht nur um die volkswirtschaftliche Kosten, betonte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. "Entscheidend ist die Situation für die Betroffenen und für ihre Angehörigen, was unwahrscheinlich belastend ist. Deswegen ist es für den Patienten besonders wichtig, dass man in der Forschung in diesem Bereich weiter kommt", sagte sie.Seelische Leiden wirksam therapieren
Psychische Erkrankungen sind inzwischen ebenso eine Volkskrankheit wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebserkrankungen, für die bereits Zentren zur Gesundheitsforschung bestehen. Um auch psychische Erkrankungen verstärkt interdisziplinär und bundesweit zu erforschen, hat die Bundesregierung das Forschungsnetz zu psychischen Erkrankungen eingerichtet. Insgesamt 30 wissenschaftliche Einrichtungen aus ganz Deutschland werden gemeinsam an Depression, Angststörungen, Schizophrenie, Suchterkrankungen, Aufmerksamkeitsstörungen und Autismus forschen. Sie arbeiten in neun Verbünden zusammen. Für das Programm stehen insgesamt 35 Millionen Euro zur Verfügung. Ein wichtiger Aspekt der Forschung ist die Entwicklung neuer Medikamente. So scheint das Antibiotikum Minocyclin bei der Behandlung von Depressionen wirksam zu sein, während alle anderen herkömmlichen Mittel versagen. Bei Suchterkrankungen wird ein neues Konzept verfolgt, um die Versorgung abhängiger Menschen - unter anderem durch internetbasierte Dienste - zu verbessern. Begleitend dazu werden soziale Einflussfaktoren auf den Krankheits- und Therapieverlauf untersucht.Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, 17.02.2014