Größte Gesundheitsstudie startet
Wie entstehen Krankheiten? Antworten darauf soll die größte jemals in Deutschland durchgeführte Gesundheitsstudie geben. Dafür wenden Bund, Länder und die Helmholtz-Gemeinschaft 210 Millionen Euro in den kommenden zehn Jahren auf.
Eine dementielle Erkrankung beginnt. Oftmals wird versucht, durch Befragung des Patienten und seiner Angehörigen sowie Laboruntersuchungen Hinweise über die Ursachen der Krankheit zu erhalten. Das ist allerdings rückwirkend sehr schwierig und ungenau. Mitunter ergeben neueste Studien Vermutungen, welche medizinischen Daten von vor zehn Jahren in der Lage gewesen wären, den Ausbruch der Krankheit vorherzusagen. Vor zehn Jahren wurden aber genau diese Daten nicht erhoben oder konnten noch nicht erhoben werden. Genau hier liegt der Schwerpunkt der "Nationalen Kohorte". Von 200.000 Menschen im Alter von 20 bis 69 Jahren werden Daten erfasst und Proben von Blut, Urin, Speichel, Stuhl. Sie werden bei 180 Grad Celsius über Jahrzehnte gelagert. So ist es möglich, später eine Probe auf etwas zu untersuchen, was heute noch nicht möglich ist oder bislang als unwichtig betrachtet wurde.Breite Datenbasis
Daneben werden zahlreiche weitere medizinische Daten erfasst ebenso wie Daten über die Lebensumstände, Ernährungsgewohnheiten, Aktivitäten und familiäre Situation. Hinzu kommen Aufmerksamkeits-, Konzentrations- und Gedächtnistests. Nach einer ersten Untersuchung in bundesweit 18 Untersuchungszentren im kommenden Jahr erfolgen Nachbefragungen und weitere medizinische Untersuchungen in mehrjährigen Abständen. Insgesamt wird die Studie 20 bis 30 Jahre dauern. Bundesforschungsministerin Johanna Wanka hofft, dass es mit dieser deutschlandweit, vermutlich weltweit größten derartigen Studie, möglich sein wird, Ursachen der wichtigsten chronischen Krankheiten aufzuklären. Die Studie ist ein weiterer Baustein des Bedarfsfeldes Gesundheit / Ernährung in der Hightech-Strategie der Bundesregierung.Repräsentative Stichprobe erforderlich
Im kommenden Jahr werden die Helmholtz-Gesundheitszentren 400.000 Frauen und Männer, die per Zufall aus den Daten der Melderegister ermittelt wurden, angeschrieben und um ihre Mitwirkung gebeten. Die Ministerin hofft, dass sich die Hälfte der Angesprochenen zur Mitwirkung bereit erklärt. Sie appellierte an die Medien, für die Mitwirkung zu werben: "Sagen Sie, es ist etwas Seriöses". Nicht möglich wird es sein, sich freiwillig zur Teilnahme anzumelden. Nur durch die gewählte Form der Auswahl ist gewährleistet, dass die Stichprobe repräsentativ ist. Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten Informationen über die erhobenen Ergebnisse. Falls sich kritische Laborwerte ergeben, werden Sie aufgefordert, zu ihrem Arzt zu gehen. Ob jemand diese Daten haben möchte, kann er selbst entscheiden. Der Bundesdatenschutzbeauftrage hat den gesamten Untersuchungsansatz einschließlich der Datenanonymisierung geprüft und positiv bewertet.Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, 01.07.2013