Jugendkriminalität - rückläufig, auch in Baden-Württemberg
Seit 2009 nimmt die Anzahl junger Straftäter in Bewährungshilfe und Strafvollzug landes- und bundesweit kontinuierlich ab: immer weniger Jugendliche und Heranwachsende werden rechtskräftig verurteilt. Insbesondere Körperverletzung und Eigentumsdelikte, aber auch Raub, Erpressung und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz verzeichnen einen erheblichen Rückgang.Anzahl verurteilter junger Straftäter sinkt stetig
Ungeachtet aller Befürchtungen, die heutige Jugend neige eher zu Straffälligkeit als vorangehende Generationen, dokumentieren die statistischen Daten eine gegenläufige Entwicklung. Wurden 2009 noch 21.264 Personen in Baden-Württemberg nach Jugendstrafrecht verurteilt, waren es 2012 nur 17.339 Jugendliche und Heranwachsende, d.h. 18,15 Prozent weniger, die eine Sanktion des Gerichts erfahren mussten.Bewährungshilfe Baden-Württembergs bestätigt: Jugendkriminalität - ein rückläufiges Phänomen
Analog zur rückläufigen Entwicklung der Anzahl verurteilter junger Straftäter hat sich die Anzahl nach Jugendstrafrecht verurteilter Klienten in der Bewährungshilfe Baden-Württembergs erheblich reduziert: ca. 5.580 Klienten (2009); ca. 5.320 Klienten (2010); ca. 5.080 Klienten (2011); ca. 5.040 Klienten (2012); auch im Jahr 2013 hat sich diese positive Entwicklung fortgesetzt (ca. 4.730 Klienten).Körperverletzung, Diebstahl und Drogenmissbrauch gehen erheblich zurück
Seit 2009 werden immer weniger Jugendliche wegen Körperverletzung, Diebstahl und Drogenmissbrauch der Bewährungshilfe Baden-Württembergs unterstellt: insbesondere Verstöße gegen das BtMG sind in nur fünf Jahren entscheidend zurückgegangen (ca. 35 Prozent). Auch Raub und Erpressung, Diebstahl und Körperverletzung sind immer seltener Ursache für eine Unterstellung. In Relation zu 2009 wurden 2013 ca. 31,5 Prozent weniger junge Straftäter wegen Raub und Erpressung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt; ähnlich verhält es sich bei den Unterstellungen aufgrund von Körperverletzung (ca. 17,6 Prozent weniger) oder Diebstahl (ca. 14 Prozent weniger). Hinweise dafür, junge Straftäter seien heute gewaltbereiter oder neigten häufiger zu schweren Straftaten als früher, existieren nicht, vielmehr bilanziert auch die Bewährungshilfe eine dazu konträre, positive Entwicklung.Neue Methoden der Sozialarbeit und Bewährungshilfe wirken kriminalitätspräventiv
Binnen fünf Jahren hat sich die Anzahl junger Bewährungshilfeklienten in Betreuung um 15,2 Prozent reduziert, - ein Indikator dafür, dass öffentliche Sozialprogramme und -initiativen für Jugendliche oft kriminalitätspräventive Wirkung besitzen. "Auch der Einsatz neuer Methoden in der Bewährungshilfe, so z.B. Delikt- und Risikoorientierung, trägt dazu bei, neue Opfer von Straftaten zu verhindern; indem wir junge Straftäter intensiv mit den Folgen ihres Delikts für Opfer und Gesellschaft konfrontieren, entwickeln sie ein Bewusstsein für die Tragweite ihres Handelns und werden eher seltener wieder straffällig", beschreibt Christian Ricken, Geschäftsführer für Sozialarbeit der NEUSTART gGmbH, die Vorteile des neuen Methodenrepertoires in der Bewährungshilfe. "Da die Übernahme von Verantwortung im Denken und Handeln ein wesentliches Element der Adoleszenz darstellt, besteht insbesondere in dieser Phase eine hohe Wahrscheinlichkeit, mit unseren Methoden Erfolg zu haben. Die Bereitschaft, Verhaltensweisen grundlegend zu überdenken und ggf. zu revidieren, ist bei jungen Straftätern oft sehr ausgeprägt", so Ricken.Jugendstrafvollzug muss ultima ratio bleiben
"Die Inhaftierung junger Straftäter muss ultima ratio bleiben", betont Volkmar Körner, Geschäftsführer für wirtschaftliche Angelegenheiten der NEUSTART gGmbH: "Sie wirkt kontraproduktiv und führt nicht selten zu neuer Straffälligkeit. Umso mehr sollten Resozialisierungsprogramme und nicht etwa harte Sanktionspraktiken im Vordergrund stehen." Da sich im Strafvollzug - landes- wie bundesweit - die Anzahl nach Jugendstrafrecht verurteilter Inhaftierter seit 2009 erheblich verringert hat, scheint diese Einschätzung merklich Zuspruch zu finden, wie u.a. die nachfolgenden Zahlen belegen: Baden-Württemberg, 2009: 609 Inhaftierte; 2012: 536 Inhaftierte; Deutschland, 2009: 6.344 Inhaftierte; 2012: 5.796 InhaftierteQuelle: Pressemitteilung der NEUSTART gemeinnützige GmbH vom 14.01.2014